Der deutsche Automarkt schwächelt, bei VW wackeln Zehntausende Arbeitsplätze, die FPÖ-ÖVP-Chefverhandler sinnieren über eine radikale Kürzung der E-Auto-Förderungen. Auf der Messe Autozum in Salzburg ist trotz rauer Großwetterlage von Verunsicherung oder gar Untergangsstimmung keine Spur. "Wir haben in den vergangenen Jahren von der Kaufzurückhaltung sogar profitiert", sagt Torsten Kluh. Er ist Geschäftsführer der Firma Stahlgruber mit Sitz in Wals. Stahlgruber bzw. die Muttergesellschaft LKQ - ein Großkonzern mit 7,5 Milliarden Euro Jahresumsatz - bespielt den größten Stand der Messe, die noch bis Samstag dauert. 160 Aussteller sind vertreten, allesamt aus dem Bereich Aftersale, sprich Hersteller von Autoteilen, Werkstatt- und Tankstellenausrüstung, Fahrzeugwäsche, Zubehör und Individualisierung.
"Niemand kann E-Mobilität aufhalten - unsere Politiker schon gar nicht"
Die Autozubehör-Branche ist für einige Tage in der Messe Salzburg zu Gast. Trotz jüngster Hiobsbotschaften ist die Stimmung gut.

"Das durchschnittliche Alter eines in Österreich zugelassenen Autos liegt mittlerweile bei über zehn Jahren", sagt Kluh. Viele würden mit einem Wechsel auf ein Elektrofahrzeug liebäugeln, aber noch abwarten. Durch die längere Nutzungsdauer der Verbrenner ergebe sich ein gutes Geschäft für Werkstätten. Die immer ausgeprägtere Elektronik bringe ein weiteres lukratives Betätigungsfeld.
Dass sich E-Mobilität mittelfristig durchsetze, davon sei auszugehen, sagt Kluh, dessen Firma in Österreich an 20 Standorten 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Einige Jahre werden seiner Einschätzung nach noch ins Lande ziehen. Bis dahin werde das Unternehmen sich entsprechend aufstellen. "Auch nachher wird es Reparaturen geben und wahrscheinlich auch Services."
Das salzburgisch-oberösterreichische Jungunternehmen Alveri will die Wende hin zur E-Mobilität entscheidend mitprägen. Gründer Ehsan Zadmard präsentiert bei der Messe die jüngst geschlossene Kooperation mit der Würth-Gruppe. Alveri entwickelt für den deutschen Mischkonzern Ladesäulen. "Von der Planung bis zur Fertigung, von der Hardware bis zur Software", sagt Zadmard und präsentiert die neue Säule, die Zahlung mit allen gängigen Bankomat- und Kreditkarten erlaubt. "Bisher braucht man für viele Anbieter jeweils eine spezielle Karte." Alveri, das zwölf Mitarbeiter beschäftigt, verfolgt neben Ladeinfrastruktur auch andere Projekte, unter anderem das erste rein in Österreich produzierte E-Auto. Die angekündigte Abkehr der Bundespolitik von der E-Mobilität bereite ihm keine schlaflosen Nächte, sagt Zadmard. "Den Fortschritt kann man nicht aufhalten, unsere Politiker schon gar nicht." Er erwartet sinkende Preise und steigende Reichweiten. "Der Kunde wird so viele Vorteile haben, dass die Entscheidung klar ist."

Walter Hartl sieht es etwas anders. Er ist Prokurist der Firma Strombox, die ebenfalls Ladelösungen anbietet. Hartl attestiert den handelnden Akteuren Scheuklappendenken. Die Kürzung von Förderungen werde innovative Firmen bremsen, Arbeitsplätze kosten und den Wirtschaftsstandort gegenüber dem Ausland schwächen.
Entspannter blickt Gerald Lichthardt in die Zukunft. Er vertritt das Unternehmen Stop & Go, das auf Marderabwehrsysteme spezialisiert ist. Die Palette reicht von Duftstoffen bis zu Ultraschallgeräten, die Nager per Stromschlag vertreiben. Das Top-Produkt kostet inklusive Einbau knapp 400 Euro. Eine Wende hin zur E-Mobilität würde sein Geschäftsmodell nicht groß gefährden. "Marder gehen auch in E-Autos. Dort kommen sie sogar leichter hinein und verursachen tendenziell größere Schäden", sagt Lichthardt.
In Salzburg hätten die Kfz-Techniker im Vorjahr ein leichtes Umsatzminus ausgewiesen, sagt Wolfgang Hiegelsperger, Spartengeschäftsführer der Wirtschaftskammer Salzburg. Insgesamt gehe es den Werkstätten und Teileverkäufern besser als dem schwerer angeschlagenen Kfz-Handel. "Außerdem ist erfreulich, dass in den rund 700 Betrieben 200 Lehrlinge neu angefangen haben."
