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Geologe Gerald Valentin: "Dieses Stakkato an Ereignissen ist für mich neu"

Eine Kaltfront aktivierte Gewitterwolken, die brachten 30 bis 60 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in Salzburg. Für Landesgeologen Gerald Valentin ist die große Zahl an Unwettern heuer sehr ungewöhnlich. Der Klimawandel bringt geringeren Wechsel der Wetterlagen.

Zerstörung in der Reinbachsiedlung in St. Johann.
Zerstörung in der Reinbachsiedlung in St. Johann.
Aufräumen nach der Überflutung in der Reinbachsiedlung.
Aufräumen nach der Überflutung in der Reinbachsiedlung.
Aufräumen nach der Überflutung in der Reinbachsiedlung.
Aufräumen nach der Überflutung in der Reinbachsiedlung.
Aufräumen nach der Überflutung in der Reinbachsiedlung.
Aufräumen nach der Überflutung in der Reinbachsiedlung.
Überflutungen im Bereich der SAG Schwarzach.
Überflutungen im Bereich der SAG Schwarzach.
Überflutungen im Bereich der SAG Schwarzach.
Überflutungen im Bereich der SAG Schwarzach.
Das Hochwasser setzte zahlreiche Keller wie hier in der Reinbachsiedlung unter Wasser.
Das Hochwasser setzte zahlreiche Keller wie hier in der Reinbachsiedlung unter Wasser.
Aufräumen in der Reinbachsiedlung in St. Johann.
Aufräumen in der Reinbachsiedlung in St. Johann.
Zerstörung in der Reinbachsiedlung in St. Johann.
Zerstörung in der Reinbachsiedlung in St. Johann.
Große Schäden gab es auch in Dienten.
Große Schäden gab es auch in Dienten.

Seit den frühen Morgenstunden waren am Dienstag Geologen im Einsatz, um das ganze Ausmaß der Schäden durch den Starkregen zu begutachten. Als es das Wetter zu den Mittagsstunden zuließ, verschaffte sich Gerald Valentin von der Luft aus einen Überblick. Die Sturm- und Hagelzelle sei vom Dientner Graben über St. Johann und Flachau bis nach Altenmarkt gezogen, sagt Valentin. "Dort gibt es große Schäden am Wald. Die extremen Niederschlagsmengen ließen auch Bäche über die Ufer treten und beschädigten Straßen."

Die größten Sorgen bereiteten den Geologen die Wagrainer Landesstraße zwischen St. Johann und Wagrain. "Dort gibt es den richtig großen Schaden. Die Straße ist meterhoch überschottert, zum Teil hat der Bach die Straße wegerodiert." Valentin rechnet mit einer dreiwöchigen Sperre. Erneut stark betroffen ist Wald, wo nach dem Unwetter vom Wochenende noch zusätzliche Schäden dazukamen.

In den meisten Bereichen sei aber nicht die Vorsättigung der Hänge mit Feuchtigkeit das Problem gewesen, sondern die extremen Regenmengen in kurzer Zeit, sagt Valentin. "Da ist so viel auf einmal herunter gekommen, da hat es Granada gespielt."

"Deftige Ereignisse in kurzer Zeit: Das ist eine neue Qualität"

Dieser Sommer ist auch für den erfahrenen Geologen Gerald Valentin außergewöhnlich. "Ich bin jetzt nicht der Erste, der gleich Klimawandel schreit. Aber dieses Stakkato an Ereignissen habe ich noch nicht erlebt." Es sei normal, dass es jeden Sommer ein oder zwei Täler einmal mit größeren Unwettern erwische. "Aber so wie jetzt, dass so kurz hintereinander so deftige Ereignisse stattfinden: Das ist eine neue Qualität."

Kaltfront aktivierte Schauer- und Gewitterwolken

Es sei eine Kaltfront gewesen, die die heftigen Niederschläge über Salzburg gebracht habe, sagt Alexander Ohms, Meteorologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Diese sei auf schwüle und energiereiche Luft getroffen. "Das hat große Schauer- und Gewitterwolken aktiviert. Es fielen 30 bis 60 Liter Regen pro Quadratmeter: Das war auch prognostiziert."

Im Pongau sei das Problem dazugekommen, dass die Böden bereits sehr feucht waren. "Der Boden ist gesättigt und kann diese Wassermengen nicht aufnehmen." Bei großen Niederschlagsereignissen komme es immer auf die Vorgeschichte an, sagt Meteorologe Ohms. "Wenn es lange trocken ist, kann es 50 Liter regnen und das hat überhaupt keine Auswirkungen."

Die Regenfront in der Nacht auf Dienstag habe aber das Problem mit sich gebracht, dass sehr viel Regen in kurzer Zeit fiel. "Bei 20 Litern in zehn Minuten ist jeder Kanal überfordert."

Klimawandel lässt Wetterlagen länger verweilen

Prinzipiell sei ein regenreicher Sommer in Salzburg nichts Ungewöhnliches, sagt Alexander Ohms. "Der Juli war bei uns schon immer der Monat mit den meisten Niederschlägen." Derzeit sei man auch verwöhnt von mehreren Sommern der vergangenen Jahre, die sehr lange trockene Phasen gebracht hätten. "Was wir heuer hatten, ist eine Wetterlage, die lange Zeit gleich blieb: Die brachte häufig kräftige Gewitter mit starkem Regen. Das war heuer vermehrt, normalerweise teilt sich das besser auf."

Das sei auch dem Klimawandel geschuldet, bestätigt Ohms. "Durch die geringer werdenden Temperaturunterschiede zwischen den Polargebieten und den Subtropen werden die Westströmungen schwächer, dadurch bleiben die Wetterlagen länger." Das müsse nicht unbedingt bedeuten, dass jeder Sommer so unwetterreich werde. "Das kommt immer darauf an, auf welchem Rand man sich befindet: Genauso kann das eine längere Trockenphase bedeuten." Insgesamt sei der Sommer heuer österreichweit sehr unterschiedlich gewesen. "In Vorarlberg und Tirol hat es fast keinen Sommer gegeben, im Osten gab es regelrechte Hitzewellen. Salzburg war da zwischendrin."

Bis zum Wochenende bleibt es kühl

Mit den großen Unwettern ist es vorerst vorbei, sagt Meteorologe Ohms. Der Dienstag und der Mittwoch werden die kühlsten Tage der Woche, ab Donnerstag könne es wieder 25 Grad geben. "Das Wochenende wird dann wieder sommerlich." Etwas Gewitterpotenzial gibt es wieder am Freitag, aber nicht mehr in dem Ausmaß wie die vergangenen Tage.