Abramowitsch-Villa in Fuschl: Übertragung bereits vor Ukraine-Krieg
Aus den vom ICIJ ausgewerteten Dokumenten leitet sich die Geschichte des Kaufs folgendermaßen ab: Die besagte Britin soll den Kauf der Villa am See im Jahr 2007 um 11,3 Millionen Euro nicht selbst finanziert haben, sondern die Gesellschaft Farleigh International Limited - eine Briefkastenfirma mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln. Diese Gesellschaft schloss mit der Britin 2007 einen Kreditvertrag, der bis 2015 mehrmals verlängert und 2017 aufgelöst wurde. Aus einer Treuhandurkunde vom April 2017 geht zudem hervor, dass die Britin nie die wirtschaftliche Eigentümerin der Liegenschaft war, sondern diese nur treuhändisch für die Farleigh International Limited und deren wirtschaftlichen Eigentümer gehalten hat. Und dieser Eigentümer war kein Geringerer als Roman Abramowitsch.
Bereits im Jahr 2008 haben die SN detailliert über den Kauf der Fuschler Villa mit 2,3 Hektar Wald, 6600 Quadratmeter landwirtschaftliche Fläche und 640 Meter direkten Seezugang berichtet. Der damalige ÖVP-Bürgermeister Hartmut Schremser sprach damals von einem "Liebhaberpreis", den die Britin bezahlt hätte. "Leistung und Preis passen überhaupt nicht zusammen." Christian Braunstein, der erst am Mittwoch zum neuen ÖVP-Bürgermeister gewählt wurde, sagte den SN auf Anfrage: "Die Villa ist abgeschieden und nur zu sehen, wenn man direkt um den See spaziert. Es werden dort nicht oft Leute gesehen." Ob die Abramowitschs in der Fuschler Bevölkerung noch Thema seien, wisse er nicht.
Grüne fordern Rückabwicklung des Verkaufs
Die Salzburger Grünen fordern nun die Rückabwicklung des Verkaufs: Es handle sich womöglich um ein unerlaubtes Scheingeschäft, sagt der Landtagsabgeordnete und Raumordnungssprecher Simon Heilig-Hofbauer. "Alles deutet darauf hin, dass die Bestimmungen des Salzburger Grundverkehrsgesetzes bewusst umgangen wurden, um die Villa am Fuschlsee in den Einflussbereich des Putin-Vertrauten Roman Abramowitsch zu bringen." Um die Vorgänge rund um die Villa des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch unter die Lupe zu nehmen, bringen die Grünen nun eine umfangreiche Landtagsanfrage ein.
Ob es zu einer Rückabwicklung nach dem Grundverkehrsgesetz kommen wird, ist fraglich, was die Umgehung der Sanktionen betrifft, scheinen die Behörden hier machtlos zu sein: Die Übertragung des Anwesens auf Anna Abramowitsch erfolgte im Jahr 2017, fünf Jahre bevor Roman Abramowitsch von der EU unter Sanktionen gestellt worden ist. Im März 2022 wurden die in der EU vorhandenen Vermögenswerte Abramowitschs eingefroren, er durfte zudem nicht mehr in die EU einreisen. Abramowitschs Tochter steht auf keiner Sanktionsliste. "Solange die sanktionierte Person nicht selbst im Grund- oder Firmenbuch aufscheint, kann keine Meldung im Sinne des Sanktionengesetzes erstattet werden", hieß es zuletzt aus der für die Ermittlung zuständigen Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN). "Das Verwandtschaftsverhältnis allein begründet laut Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs noch keine Kontrolle der sanktionierten Person über die Immobilie oder das Unternehmen." Sollte es den Verdacht geben, dass vorgeschobene Mittelsmänner und -frauen eingesetzt werden, komme es zu weiteren Ermittlungen der Taskforce. Diese sind laut DSN "herausfordernd, da die Eigentümerschaft oft bewusst verschleiert wird".
Villa "Waldschlössl" in Burgau
Unmöglich ist die Recherche jedoch nicht. Die SN haben sich im Frühjahr 2023 auf die Spuren von verschleiertem russischen Vermögen gemacht. Das "Waldschlössl" in St. Gilgen-Burgau, das im Mai vergangenen Jahres besetzt worden ist, ist auf den sanktionierten Ex-Vizepremier und Putin Vertrauten Igor Schuwalow zurückzuführen. Auch er steht seit Ausbruch des Ukraine-Krieges auf der Sanktionsliste der EU. Im Grundbuch des "Waldschlössls" scheint nicht Schuwalow selbst auf, sondern eine österreichische Gesellschaft mit einem Salzburger Steuerberater als Geschäftsführer. Dieser wollte sich auf SN-Anfrage nicht dazu äußern. Die Gesellschaft wiederum ist im Besitz einer liechtensteinischen Anstalt. Erst über Recherchen gelangt man zur Familie Schuwalows.
Im Fall des Guts Schwarzenbach in St. Wolfgang ist ein Unternehmen mit Sitz in Limassol in Zypern als Grundeigentümer eingetragen. Recherchen führen über eine verschachtelte Firmenkonstruktion zu einem russischen Geschäfts- oder Strohmann, der in zumindest einer Briefkastenfirma aktiv war, die auf der Datenbank der Panama-Papers gelistet ist. Das Gut Schwarzenbach mit 13 Zimmern und 983 Quadratmetern steht nach wie vor zum Verkauf.