Es war am Mittwochabend eine inoffizielle "Empfehlung an die Gemeindevertretung" seitens des Bau- und Raumordnungsausschusses bzgl. der Umwidmung beim Kika-Areal: Drei Stimmen von der SPÖ sowie je eine von den Grünen und der ÖVP dagegen, zwei Stimmen von der ÖVP sowie je eine vom Bürgerforum und von der FPÖ dafür. Mit knapper Mehrheit von 5:4 steht der Ausschuss somit den aktuellen Plänen negativ gegenüber.
Vizebürgermeister Thomas Haslinger spricht sich als Ausschuss-Vorsitzender für das Vorhaben der Eigentümer aus. Dass sich innerhalb der ÖVP nicht alle einig sind, will er nicht überbewerten: "Es gibt hitzige Diskussionen, aber bei uns keinen Fraktionszwang. Wir sind alle mündige Leute, die sich selbst ihre Meinung bilden können. Das wird bei den anderen Parteien offenbar anders gehandhabt." Vielmehr ärgere ihn, dass bei dieser zukunftsweisenden Entscheidung viel an Verantwortung auf die ÖVP abgewälzt werde - "da will man uns das Bummerl zuschieben". Es sei in den vergangenen Wochen von vielen Seiten Druck ausgeübt worden. "Ich krieche am Zahnfleisch", so der Vizebürgermeister der Volkspartei, der am Wochenende vor dem Tag der Entscheidung bei einem Camper-Ausflug nach Südtirol den Kopf freibekommen will.
Die ÖVP hielt am Donnerstagabend noch eine Parteisitzung ab, man wolle sich aber bis Montag nicht dazu äußern, sagte Haslinger zuvor im Gespräch mit den Pinzgauer Nachrichten. Bei ihm persönlich überwiege jedenfalls klar die Zuversicht, "dass das Projekt eine Chance für Saalfelden ist." Zudem habe man mit den derzeitigen Eigentümern Ansprechpartner aus der Region. Würde das Gebäude nun wieder verkauft, so Haslinger, "wer weiß, was dann kommt."
Verzicht auf den Müller-Markt
Patrick Müller, der mit seinem Geschäftspartner Klaus Wallner die Pläne umsetzen will, kämpft weiter für das Projekt. Der Saalfeldener Unternehmer schrieb am Donnerstag eine E-Mail an die Gemeindevertretung - mit adaptierten Plänen und dem Hinweis, dass man "als weiteren Kompromiss, zur Rettung sowie Umsetzung des Projekts" auf die Nutzung eines Drogeriemarkts Müller verzichten werde. Ein solcher sei zwar für die Bevölkerung ein Zugpferd und aus Marktsicht würde der Bedarf bestehen - "aber wenn es sich genau durch diesen Müller-Store politisch in der Entscheidungsfindung spießt, verzichten wir darauf. Dann sollten den Gegnern aber wirklich die Argumente ausgehen."
Bürgermeister Erich Rohrmoser (SPÖ) kontert die ÖVP-Kritik, wonach ihr die Entscheidung "zugeschoben" werde, dass man als Gemeindevertreter mit solchen Drucksituationen umgehen können müsse. Er hält die Pläne nach wie vor für "überstürzt. Es ist zu vieles unklar, was die Widmung betrifft. Mit einer HG-E-Widmung (Handelsgroßbetrieb Einkaufszentrum; Anm.) können wir seitens der SPÖ nicht leben." Wenn die Eigentümer auf einen Müller-Markt verzichten, so sei das zwar eine "Verbesserung der Ausgangssituation - aber was dann tatsächlich reinkommt, wissen wir aus heutiger Sicht nicht." Das Engagement in der Innenstadtentwicklung dürfe auf keinen Fall durch die Pläne beim Kika-Areal zunichtegemacht werden.
SPÖ-Stadtparteiobmann Thomas Eder befindet es als "schade, dass auch von den Eigentümern über Social Media so viel Druck aufgebaut wurde. Das zerstört jede normale Diskussion und die Emotionen sind auf allen Seiten hochgekocht." Seiner Meinung nach brauche es noch etwas Zeit, um zu einer zufriedenstellenden Lösung zu kommen - "mit einer Widmung, die für die Zukunft Sinn macht".
Müller sagt, er erfahre so viel Rückhalt aus der Bevölkerung, "dass es trotz aller Mühen fast schon Spaß macht, nicht aufzugeben." Auf den für den Drogeriemarkt vorgesehenen Flächen im Erdgeschoß (780 m² Verkaufsfläche) und im Untergeschoß (620 m² Verkaufsfläche) soll neuen Plänen zufolge ein Marktbetreiber aus dem Segment "Bau, Möbel, Garten" gefunden werden.
Mittlerweile gibt es auch eine Unterschriftenaktion für die Pläne beim Kika, gestartet von Elisabeth Strickner (Geschäftsführerin des Kidzz 2nd Hand Kinderstore). Sie spricht von einer "brutalen Resonanz" in ihrem Geschäft und will die Unterschriften am Montag bei der Gemeindevertretungssitzung vorlegen.
Ausgangslage vor der Gemeindevertretungssitzung am Montag
Die SPÖ hat acht Mandate, die ÖVP sieben, das Bürgerforum vier, die Grünen und die FPÖ je drei. Bei vollzähliger Anwesenheit - und falls sich auch durch den neuen Vorschlag der Eigentümer nichts am angekündigten Abstimmungsverhalten der Parteien ändert (SPÖ und Grüne dagegen; Bürgerforum und FPÖ dafür) - bräuchte es mindestens sechs der sieben ÖVP-Stimmen für einen positiven Beschluss.




