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Neue Busverbindungen im Tennengau: Besserer Takt soll hinaus aus der "Öffi-Steinzeit" führen

Die Busverbindungen im Bezirk werden mit dem Fahrplanwechsel im Dezembermassiv ausgebaut. Billig wird das aber nicht, und es gibt mancherorts auch Kritik.

Vor allem viele Ältere in der Rehhofer Bevölkerung haben sich über den Sommer massiv stark gemacht für eine Erhaltung der Linie 45.
Vor allem viele Ältere in der Rehhofer Bevölkerung haben sich über den Sommer massiv stark gemacht für eine Erhaltung der Linie 45.

Es war ein Schock für viele (vor allem ältere) Rehhofer: Im Juli wurde bekannt, dass die Stadtbuslinie 45 zwischen Rif und dem Krankenhaus Hallein mangels ausreichender Fahrgäste eingestellt werden sollte. "Gerade in Rehhof leben viele ältere Menschen allein, die nicht mehr Auto fahren. Was sollen wir tun? Das ist unsere Verbindung zum Leben, wir haben keine Infrastruktur", beklagte Pensionistin Christa Pfisterer im TN-Gespräch. Die Rehhofer organisierten sich und sammelten sogar 300 Unterschriften ("ohne Internet, von Mensch zu Mensch").

Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ) versprach, die Gemeinde werde sich für eine Lösung einsetzen - ein Versprechen, das er in der Gemeindevertretungssitzung Ende September einhalten konnte: Da beschloss die Gemeindevertretung den ab kommendem Dezember gültigen Tennengau-Takt, der auch weiter die Linie 45 enthalten wird - allerdings mit weniger Fahrten als bisher (von Montag bis Freitag vier am Vormittag, sechs am Nachmittag) und als sogenannte Option, also jährlich von der Gemeinde kündbar.

"„Es ist nicht nichts, aber es ist auch nicht viel. Von 26 auf zehn Fahrten runter, das tut vielen schon weh, vor allem am Wochenende.“"
Christa Pfisterer
Pensionistin, Rehhof

"Wir sind froh, dass die Linie nicht ganz abgeschafft wurde, es hätte schlimmer kommen können, aber begeistert sind wir nicht. Von 26 auf zehn Fahrten runter, das tut vielen schon weh, dass es am Wochenende keine Fahrten mehr gibt", meint Christa Pfisterer aus Rehhof.

Das betrifft auch Halleins größten Ortsteil Rif: Einerseits gibt es ab Dezember weniger Fahrten mit dem 45er, zudem fährt die Linie 35 nicht mehr in den Ortskern hinein. "Bezüglich Rif laufen aber noch die Gespräche", betont Bürgermeister Alexaner Stangassinger (SPÖ).

"„Der neue Tennengau-Takt ist vor allem für das Lammertal ein absoluter Quantensprung.“"
Christian Steiner
Regionalverbandsgeschäftsführer

Insgesamt aber soll der kommende Tennengau-Takt drastische Verbesserungen bringen, vor allem im Lammertal. "Von Abtenau nach Annaberg und Rußbach wird es einen Stundentakt geben, Richtung Golling/ Hallein sogar einen Halbstundentakt, das ist ein absoluter Quantensprung", sagt Christian Steiner, Geschäftsführer des Tennengauer Regionalverbands. Zudem kommt unter anderem ein Halbstundentakt nach Adnet (Linien 43 bzw. 450) sowie ein Stundentakt nach St. Koloman (Linie 460), die Linie 160 zwischen Hallein und Salzburg bekommt einen Halbstundentakt von Montag bis Samstag.

Im Regionalverband ist der Öffi-Ausbau bereits ausdiskutiert, vorbehaltlich der Zustimmung der Gemeindevertretungen. In Hallein, Annaberg und Abtenau ist er bereits einstimmig abgesegnet worden: "Für uns ist es natürlich großartig, aber auch insgesamt wächst der Tennengau damit zusammen", freut sich der Abtenauer Bgm. Johann Schnitzhofer (ÖVP). "Das ist jetzt ein öffentlicher Verkehr, der den Namen auch verdient", sagt sein Annaberger Amtskollege Martin Promok (SPÖ).

"„Alle reden von Öffi-Ausbau und dann werden Stadtlinien nicht gefördert, obwohl die innerstädtischen Distanzen teilweise die gleichen sind wie bei Regionalbussen.“"
Alexander Stangassinger
Bgm. Hallein (SPÖ)

Allerdings müssen die Gemeinden dafür auch tief in die Tasche greifen: Hatten sie den öffentlichen Verkehr heuer mit rund einer Million Euro unterstützt, beträgt diese Summe 2024 2,4 Millionen Euro - obwohl das Land die neuen Kurse 2024 mit 90 Prozent fördert (2025 80 Prozent, danach 70). Die Kosten werden dabei nach einem internen Verteilungsschlüssel solidarisch von allen im Tennengau getragen - die Lammertaler zahlen genauso für die Halleiner Stadtbusse mit wie Adnet, St. Koloman oder Krispl-Gaißau für die Lammertaler Linien.

Besonders hart trifft es Hallein: Hier steigen die jährlichen Öffi-Ausgaben von 650.000 auf 1,6 Millionen Euro, vor allem wegen der elektrisch betriebenen Stadtbusse: "Das ist extrem teuer, aber der Betrieb wird nicht gefördert", beklagt Bgm. Stangassinger. "Das ist eine Riesenschweinerei. Alle reden von Öffi-Ausbau und dann werden Stadtlinien nicht gefördert, obwohl die innerstädtischen Distanzen teilweise die gleichen sind wie bei Regionalbussen."


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