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Von den Toten zu den Lebenden - ein Bestatter wird zum Intensivpfleger

Marcel Brandner war Bestattergehilfe, dann machte der Pongauer die Ausbildung zum Intensivpfleger. Die Berufe haben einiges gemeinsam.

Marcel Brandner ist seit elf Jahren in der Pflege tätig.
Marcel Brandner ist seit elf Jahren in der Pflege tätig.

Ein Beruf mit Kontakt zu Menschen sollte es sein. Das wusste Marcel Brandner bereits als Jugendlicher. Deswegen machte er nach dem Zivildienst die Ausbildung zum Rettungsassistenten. "Durch den Zivildienst hatte ich ja bereits viel Kontakt mit der Pflege. Mir hat es damals gut gefallen, wie meine Kollegen mit den Menschen umgegangen sind", sagt der Pongauer. Parallel absolvierte Brandner eine Tischlerlehre - danach fing er allerdings in Bischofshofen als Bestattergehilfe an. "Als Tischler wollte ich nicht mehr arbeiten. Bestatter ist ein wahnsinnig sozialer Beruf, deswegen habe ich mich dann dafür entschieden."

Bereits damals sei über die Gegensätze seiner beiden Berufe gescherzt worden, sagt Brandner. ",Am Abend Rettungsdienst, in der Früh geht er wieder zur Konkurrenz', haben Kollegen gemeint. Von den Toten zu den Lebenden sozusagen." An solche Sprüche habe er sich mittlerweile gewöhnt. "Ich hör das schon so lange, da nehme ich es schon nicht mehr wahr."

Mittlerweile arbeitet Brandner nicht mehr als Bestattergehilfe. Auch den Rettungsdienst hat er nach sieben Jahren an den Nagel gehängt. Der 31-Jährige entschied sich dafür, beruflich noch einmal komplett umzusatteln - und absolvierte eine Ausbildung zum Intensivpfleger.

Lange Arbeitszeiten, eine hohe Belastung, zu wenig Gehalt: Das stellt für viele den Pflegeberuf als unattraktiv dar. Trotz der manchmal schwierigen Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen absolvierte Brandner die Ausbildung zum Kranken- und anschließend zum Intensivpfleger. Das war vor elf Jahren. Bereut habe er seine Entscheidung nie. "Während des Rettungsdienstes habe ich mir bereits die Frage gestellt, wie es mit den Patienten weitergeht, nachdem wir sie ins Krankenhaus gebracht haben. Das hat mich schon immer interessiert."

Wie viele Stellen in Salzburg in Gesundheits- und Pflegeberufen derzeit unbesetzt sind, weiß man beim Land Salzburg nicht. Die jüngsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2019. Im Rahmen der Plattform Pflege I wurde erhoben, dass bis zum Jahr 2024 im Bundesland 880 Pflegekräfte fehlen. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahl mittlerweile gestiegen ist.

Eine Maßnahme, die gegen den deutlichen Fachkräftemangel in der Gesundheits- und Pflegebranche helfen soll, ist das Anwerben von Quereinsteigern wie Marcel Brandner. Seinen Traumberuf habe er mit dem Umstieg jedenfalls gefunden, auch wenn der Job und seine Bedingungen manchmal hart seien. "Klar, Schichtdienst ist nie nett. Aber so einen Dienst haben der Eisenbahner und der Polizist auch." Für ihn sei die Pflege ein sehr schöner Beruf, bei dem der Teamgedanke im Vordergrund stehe. "Man kann in diesem Beruf nie alleine etwas machen, man muss immer zusammenarbeiten. Und wenn man dann sieht, dass es den Patienten besser geht, dann sind das die Momente, in denen man spürt, dass man etwas erreicht hat." Wie man seiner Meinung nach die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern könnte? "Das ist eine wahnsinnig schwierige Frage, über die sich kluge Köpfe schon seit Längerem Gedanken machen. Für mich gehört hier aber die Reduktion der Wochenarbeitszeit dazu."

Als Intensivpfleger kommt Brandner freilich auch oft in Kontakt mit den Angehörigen von Patientinnen und Patienten. "Deren Betreuung ist ein wichtiger Teil des Berufs." In dieser Hinsicht unterscheide sich seine derzeitige Arbeit kaum von seinem vorherigen Beruf. "Viele wissen nicht, was man als Bestatter wirklich macht. Es ist nicht leicht, mit einer trauernden Familie in einem Büro zu sitzen und eine Parte zu schreiben." Brandner betont, dass auch dies ein sozialer Beruf sei, dem man eher geringschätzend begegnet. "Es hieß immer: ,Um Gottes willen, Bestatter'. Klar, natürlich hatte ich da auch mit Toten zu tun. Aber das habe ich jetzt auch manchmal."

Dennoch gibt Brandner auch zu, dass ihm die Arbeit als Bestatter nicht immer leichtgefallen sei. "Im Nachhinein gesehen war das schon hart. Das habe ich damals nur nicht so gemerkt." Er habe in dieser Zeit wenig Schlaf finden können. Jetzt sei das anders. "Als Intensivpfleger ist es schließlich mein oberstes Ziel, den Tod zu bekämpfen und die Gesundheit wiederherzustellen."