Der Verhandlungstag scheint kein Ende zu nehmen. Mit zunehmender Länge steigt auch der Lärmpegel. Zeit für den Richter einzugreifen: "Ruhe im Saal!" Die Anwesenden verstummen. Vor Gericht kann es schon mal laut werden. Mit den Fällen wechselt auch die Personenkonstellation. Neben Angeklagten, Verteidigern, Staatsanwaltschaft, Richter und Co. kommen immer wieder auch Schöffen zum Einsatz.
Infrage dafür kommen Personen aus der Bevölkerung, die, vereinfacht gesagt, Berufe ohne näheren Zusammenhang mit der Justiz oder höheren politischen Ebene ausüben. Auch Religionsdiener wie Priester oder Ordensbrüder sind nicht zugelassen. Abseits davon müssen noch eine Handvoll weiterer Bedingungen erfüllt werden, um zum Schöffenamt antreten zu können. Für Schöffen an Jugendgerichten gelten noch einmal strengere Voraussetzungen. Sie müssen beispielsweise auch Erfahrung in der Jugenderziehung mitbringen.
Zwischen Recht und Gerechtigkeit
Einer, der alle Kriterien erfüllt, ist Reinhold Terner. Mit Anfang des Jahres trat der Fridolfinger seinen Dienst als Ersatzschöffe an. Schon in der Vergangenheit hat er sich für die Tätigkeit interessiert. "Jetzt bin ich in Rente und habe genug Zeit, mich darum zu kümmern." Warum er Schöffe werden wollte? "Ich habe ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden." Ihm sei klar, dass man Recht und Gerechtigkeit nicht immer in Einklang bringen könne, sagt Terner. Besonders bei Jugendlichen finde er aber den Faktor eines gerechten Urteils wichtig.
Den Gedanken, Schöffe werden zu wollen, habe eine Geschichte aus dem Umfeld geliefert. Ein Vater habe seinen jugendlichen Sohn, dieser hatte mit Drogen zu tun, nach mehrfacher Warnung angezeigt. Im Endeffekt verbüßte der Jugendliche einen mehrtägigen Arrest. Dort hätte er seinem Vater direkt am ersten Tag einen Brief geschrieben, dass er nie mehr etwas tun würde, das ihn wieder dorthin bringen könnte, erzählt Terner. Erst vor Ort hatte der Jugendliche den Schrecken der Situation realisiert. "Das war ein Auslöser für mich und ich dachte mir: Wenn du den Jugendlichen helfen kannst, dann mach das." Aus diesem Grund habe er sich auch speziell als Jugendschöffe beworben.