Eines kann man mit Gewissheit über die Schlacht auf den Walserfeldern sagen: Das, was sich im Dezember 1800 vor den Toren Salzburgs abspielte, war ein blutiges Gemetzel. 43.600 österreichische Soldaten trafen dort auf 60.000 Franzosen. Nach zwei Tagen des zähen Kampfes hatte der Feind Salzburg umzingelt. Von den insgesamt über 100.000 Soldaten waren nur mehr 26.000 kampffähig.
Unter dem Gewicht ihrer Uniform aus grobem Lodenstoff, die bei Nässe immer schwerer wurde, stellten sich im Dezember 1800 die Salzburger Truppen zum Angriff in der Nähe der heutigen Autobahn auf. Heute befindet sich an dieser Stelle das Outletcenter. Das Hauptlager der Kaiserlichen war nur wenige hundert Meter entfernt. "Die Uniform war kratzig und stank, heute könnte man sich das nicht mehr vorstellen", sagt Thomas Mitterecker, Leiter des Diözesanarchivs in Salzburg. Er forschte für seine Dissertation über die Schlacht am Walserfeld und entdeckte im Landesarchiv sogar noch einen Fetzen dieses Stoffes.
Wie kamen die Salzburger Soldaten in diese missliche Lage? Napoleon führte Krieg gegen Österreich - im Rahmen seiner Koalitionskriege. "Und zum ersten Mal waren die Franzosen in der Position, auch gewinnen zu können", sagt Kurt Mitterer. Er ist Experte für die Schlacht am Walserfeld und Obmann des Wehrgeschichtlichen Museums in der Schwarzenbergkaserne in Salzburg. Die französischen Soldaten führte General Jean Victor Moreau an. "Moreau hat erkannt, dass die Österreicher sehr unflexibel sind." Deshalb gelang es ihm, die feindlichen Truppen zu täuschen. Am 12. Dezember marschierten die verfeindeten Großarmeen zwischen dem Walserberg und Laufen auf. Einen Tag später gelang den Franzosen durch eine List bei Laufen das Überschreiten der Salzach. Weitere Gefechte folgten am selben Abend und am folgenden Tag. Am 14. Dezember unterlagen die Österreicher in der finalen Schlacht auf den heutigen Walserfeldern, bei Kleßheim, Liefering und dem Saalachspitz. Damit stand den Franzosen in Richtung Salzburg nichts mehr im Weg. Sie kesselten die Stadt ein. Auch die Einwohner von Wals, Gois und der umliegenden Orte litten unter der Schlacht. "Ihre Häuser wurden geplündert, angezündet und von der Artillerie zerschossen."
Salzburg war nun besetzt. Familien in der Stadt und auf dem Land mussten französische Soldaten aufnehmen. "Es gab strenge Vorgaben, wie die Salzburger die Soldaten zu verpflegen hatten", sagt Sabine Veits-Falk vom Stadtarchiv Salzburg. So hätten diese täglich ein Kilo Brot und ein halbes Kilo Fleisch bekommen sollen - für die meisten Salzburger zu dieser Zeit unmöglich. Neben den Privathäusern dienten auch die Kirchen als Notquartiere. Allein im Kloster St. Peter kamen über 9000 Soldaten und 7000 Pferde unter. "Schon anhand dieser Zahlen kann man sich vorstellen, dass das eine Riesenherausforderung für die Bevölkerung war", sagt die Historikerin. Das Priesterhaus in Salzburg wandelte die Stadtverwaltung in ein Spital um. Die sanitären Zustände dort waren katastrophal. "Vom 21. Dezember gab es einen Aufruf an die Bevölkerung, Verbandsmaterial wie alte Lumpen und Stofffetzen zu spenden." Es gibt zudem Aufzeichnungen von Ärzten, die sich nicht imstande sahen, Patienten auf dem dreckigen, strohbedeckten Boden des Spitals zu behandeln, sagt Veits-Falk. "Operationen an Soldaten bedeuteten meist Amputationen. Die hygienischen Voraussetzungen waren dafür aber absolut unzureichend."
Warum geriet die Schlacht irgendwann in Vergessenheit? Kurt Mitterer: "Die Taktik der Österreicher in dieser Schlacht war gut, sie hätten gewinnen können." Doch der Oberbefehlshaber, der erst 18-jährige Erzherzog Johann, habe in seiner Unerfahrenheit fatale Entscheidungen getroffen. "In der Taktik waren wir gut, aber nicht in deren Ausführung", sagt Mitterer. "Die österreichischen Truppen kämpften brav und willig." Dem Erzherzog sei demnach nichts daran gelegen gewesen, seine Niederlage publik zu machen. Zudem sei der französische General Moreau mit Napoleon in einen Streit geraten. "Auch die Franzosen haben nicht mehr von der Schlacht berichtet und sie geriet fast 200 Jahre in Vergessenheit.



Schattenorte: Der Podcast über die dunkle Geschichte Salzburgs
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