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Ukraine-Hilfe: Salzburgerinnen starten mit drei VW-Bussen

Petra Schröckeneder und Tina Neubauer stellten einen kleinen Hilfstransport auf die Beine. Am Montag ging es nach Polen. Polnische und ukrainische Vereine sammeln ebenfalls Spenden.

Hilfe für Flüchtende in Polen: Marie Lustermann, Lea Wendenburg, Iryna, Petra Schröckeneder (Mitte) und Tina Neubauer bei den letzten Vorbereitung zur Abfahrt.
Hilfe für Flüchtende in Polen: Marie Lustermann, Lea Wendenburg, Iryna, Petra Schröckeneder (Mitte) und Tina Neubauer bei den letzten Vorbereitung zur Abfahrt.

Draußen im Hinterhof in Schallmoos türmen sich Kartons. Packungen mit Feuchttüchern liegen neben Decken, Nudelpackerl neben Daunenjacken. Drin in der Küche telefoniert Petra Schröckeneder. "Wirklich? Super! Danke!", sagt sie. "Eine Freundin sagt, dass wir ihren neunsitzigen Bus bekommen." Mehr Platz. Mehr Hilfe. Mit drei VW-Bussen macht sich Schröckeneder mit Freunden am Montag auf den Weg nach Polen, wo seit Tagen Flüchtende aus der Ukraine ankommen.

"Ohnmächtig fühlte ich mich zunächst", sagt Schröckeneder. Sorgen macht sie sich vor allem um die Familie ihrer Freundin Iryna, die aus Schutz für ihre Familie, die noch in der Ukraine lebt, "lieber nicht so viel erzählt". Sie besuchte in Österreich Schulen und arbeitet seit Langem hier im Tourismus. Sie wird mitfahren nach Polen. Die Hilfe war flott auf die Beine gestellt. Erstes Ziel der Reise ist Krakau. Dort stehen die Salzburgerinnen in Kontakt mit örtlichen Hilfsorganisationen. "Es ergibt keinen Sinn, vor Ort auf eigene Faust an die Grenze zu fahren, wo die Flüchtenden ankommen", sagt Schröckeneder.

"Wir haben am Wochenende über unsere Social-Media-Kanäle aufgerufen, dass wir das machen werden", sagt Tina Neubauer. Innerhalb von 24 Stunden füllten sich Kartons. "Das war beeindruckend", freuen sich die Organisatorinnen. Ein Freund kam kurz vor der Abfahrt vorbei. "Weil keine Hilfsmittel mehr Platz haben, gab er uns 500 Euro fürs Tanken, weil es sind ja ein paar Hundert Kilometer hin und zurück", sagt Schröckeneder. Und es geht auch nicht nur um ein Hin und Zurück.

Die Autos aus Salzburg sollen vor Ort auch als Taxi zum Einsatz kommen. Auf einer Homepage haben sie sich für ein "Pick-up-Service" registrieren lassen. "Viele Flüchtende aus der Ukraine wollen oder müssen innerhalb von Polen weiter", sagt Schröckeneder. Sie nimmt an, dass sie auch auf der Heimreise nicht in leeren Autos sitzen werden. "Vielleicht wollen Flüchtlinge von Polen nach Österreich - dann nehmen wir die mit."

Von der großen Hilfsbereitschaft regelrecht überwältigt war Anna Kaniecka vom polnischen Kulturverein in Salzburg. Für die eigenen Mitglieder hatten sie und einige Vereinskolleginnen am Wochenende eine Spendenaktion gestartet und um Kleidung, Medikamente und Trockennahrung gebeten. Ein dafür gestaltetes Poster machte in Salzburg schnell über soziale Medien die Runde. "Das hat sich so schnell verbreitet, dass wir jetzt einen Lkw organisieren mussten."

Seit Montagmorgen würden ihr Telefon und das von zwei weiteren Vereinsmitgliedern durchgehend läuten. "Die Leute wollen alle helfen und sind so herzlich. Wir haben so viele nette Worte für unsere Aktion gehört." Ein Ukrainer, der in Polen lebt, würde nun den Lkw an die polnisch-ukrainische Grenze fahren.

In Polen sei die Hilfsbereitschaft ebenfalls sehr groß, sagt Anna Kaniecka. So hätten polnische Unternehmer bereits Hotels angemietet, um Flüchtlinge zu versorgen. "Die Ukrainer sind unsere Nachbarn, die Polen sind sehr spontan und helfen gerne."

Eine Hilfsaktion haben auch die Mitglieder der ukrainischen Pfarre St. Markus gestartet. Die in der Ukraine geborene Ärztin Olga Grechko sammelt medizinisches Material wie Verbände, Desinfektionsmittel oder Antibiotika. Auch Schlafsäcke und Isomatten werden gebraucht. Das Material würde derzeit großteils in der Kirche gelagert. Einen Teil bringe man nach München, von wo aus die Hilfsmittel in die Ukraine gebracht würden. "Es gibt aber auch Transporte direkt von Salzburg aus."

Direkt in der Ukraine zu helfen ist derzeit nicht so einfach. So versucht die aus Kiew stammende Natascha Sturm derzeit Hilfe für ihre betagten Eltern zu bekommen. "Drei Tage lang waren die Geschäfte dort zu, heute gab es lange Schlangen. Ich versuche jemanden zu finden, der sich um meine Mutter kümmern kann."

Neben Hilfsaktionen sollen auch weitere Protestaktionen in Salzburg stattfinden. Iwan Machynskyi hat bereits eine Aktion vor dem russischen Generalkonsulat am Donnerstag organisiert. "Es geht uns darum, echte Informationen zu verbreiten. Es herrscht Krieg, und diesen Krieg führt Russland. Es ist jetzt nicht die Zeit, zu schweigen oder um Angst zu haben. Alle zusammen können wir Putin stoppen."
SN-Info:Die ukrainische Pfarre St. Markus sammelt Spenden unter:
IBAN: AT67 3500 0000 0304 7719