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Vom ersten Viagra und ewiger Liebe in Salzburg

Rechtzeitig vor dem Valentinstag haben sich die SN mit Fremdenführerin Inez Reichl-de Hoogh auf Liebestour durch Salzburg begeben.

Ein Luftküsschen zum Valentinstag: Inez Reichl-de Hoogh vor der Liebesgrotte in der Festungsgasse in der Salzburger Altstadt.
Ein Luftküsschen zum Valentinstag: Inez Reichl-de Hoogh vor der Liebesgrotte in der Festungsgasse in der Salzburger Altstadt.

An keinem anderen Platz in der Salzburger Altstadt werde so viel geküsst wie in der Liebesgrotte, sagt deren "Erbauer" Piotr Rdzeniewski im Brustton der Überzeugung. "Viele Touristen kommen hierher, in der Grotte werden immer wieder Heiratsanträge gemacht." Einheimische kennen diesen versteckten Ort der Liebe neben der Talstation der Festungsbahn in der Festungsgasse kaum. Der Valentinstag könnte der geeignete Anlass für einen Besuch sein, verheißt doch das an der Grotte angebrachte Schild ewige Liebe: "Küsst man sich in der k&k Liebesgrotte, wird die Liebe ewig währen."

"Uns ist aufgefallen, dass ständig Leute hineingehen und knutschen"

Vor 15 Jahren habe er auf Anregung seiner Tochter dieses Schild anfertigen lassen, erzählt Rdzeniewski. Der gebürtige Pole ist seit dem Jahr 2002 Inhaber des Bernsteingeschäfts neben der Talstation, die man durch die Almpassage mit Schautafeln über die Geschichte des Almkanals verlässt. Mit der Eröffnung seines Geschäfts hatte Rdzeniewski eine Grotte nachbauen lassen. "Uns ist aufgefallen, dass ständig Leute hineingehen und knutschen." Daher sei die Idee zur Liebesgrotte entstanden. Pro Kuss wird ein Euro erbeten. "Die Herren der Schöpfung müssen wissen, dass nicht alles umsonst ist im Leben", scherzt Rdzeniewski. Zur Grotte gelangen Verliebte auch, wenn sie den Weg direkt durch das Geschäft nehmen.

Als Botschafterinnen und Botschafter der Liebe sind bei Spezialführungen auch die Salzburger Fremdenführerinnen und Fremdenführer unterwegs. "Die Tour wird gerne von Brautpaaren oder zu Hochzeitsjubiläen gebucht", sagt Inez Reichl-de Hoogh, Bundessprecherin der Austria Guides. "Es geht dabei aber nicht nur um die romantische Liebe, sondern um ein Liebesallerlei - bis hin zur Liebe zu gutem Essen und den Salzburger Cafés."

Die Liebesgrotte an der Talstation der Festungsbahn.
Die Liebesgrotte an der Talstation der Festungsbahn.
Die Liebesgrotte an der Talstation der Festungsbahn.
Die Liebesgrotte an der Talstation der Festungsbahn.
Die Liebesgrotte an der Talstation der Festungsbahn.
Die Liebesgrotte an der Talstation der Festungsbahn.

Herrengasse: "Sie war immer eine anrüchige Gasse"

Eine Station ist Salzburgs ältestes Bordell in der Herrengasse, die in alten Zeiten auch Hundsgasse und ab 1376 Pfaffengasse hieß. Von 1560 bis 1804 sprach man wegen der dort wohnenden Domherren wieder von der Herrengasse. "Sie war immer eine anrüchige Gasse", sagt Reichl-de Hoogh. Auch Scharfrichter Franz Joseph Wohlmuth habe dort gewohnt. "Er hatte die Aufsicht über die Dirnen." Anzutreffen waren in dem Etablissement übrigens auch die Domherren.

Auch von unerfüllter Liebe weiß Reichl-de Hoogh am Grab von Nannerl Mozart im Friedhof St. Peter zu erzählen. "Ihre große Liebe war Kammerdiener Franz Armand d'Ippold, sie musste aber auf Wunsch ihres Vaters Leopold mit 33 Jahren eine Vernunftehe mit dem 15 Jahre älteren zweifachen Witwer Johann Baptist Reichsfreiherr Berchtold von Sonnenburg eingehen."

Das älteste Freudenhaus in Salzburg steht in der Herrengasse.
Das älteste Freudenhaus in Salzburg steht in der Herrengasse.
Das älteste Freudenhaus in Salzburg steht in der Herrengasse.
Das älteste Freudenhaus in Salzburg steht in der Herrengasse.

So entstand das kleinste Haus Salzburgs

Die im Auftrag von Fürsterzbischof Sigismund Graf Schrattenbach geschaffene Mariensäule vor dem Salzburger Dom symbolisiert nicht nur die Liebe zur heiligen Mutter, ihre Fertigung durch Bildhauer Johann Baptist Hagenauer ist auf gewisse Weise auch mit einer Liebesgeschichte verbunden. "Die Statue der Maria Immaculata trägt die Gesichtszüge der italienischen Malerin Maria Rosa Barducci", erklärt Reichl-de Hoogh. Hagenauer hatte sie während seiner Italien-Reise in Florenz kennengelernt und als Braut nach Salzburg gebracht. Die beiden heirateten am 26. November 1764 im Salzburger Dom. "Sie galt als die schönste Frau der Stadt und ließ sich aus edlen Stoffen Kleider nähen, die sie aber nie bezahlt hat." Auf Wunsch des Fürsterzbischofs sei Rosa Modell für die Immaculata gestanden.

Eine erfundene, aber charmante Geschichte wird gerne über das kleinste Haus Salzburgs auf dem Alten Markt erzählt, das übrigens auch wegen des Wasserspeiers an der Fassade Beachtung verdient. So lautet die Geschichte: Ein junger Mann ohne Geld wollte seine große Liebe heiraten, doch der Vater der Braut verweigerte die Zustimmung. "Und wenn ich ihr ein Haus baue?", fragte der junge Mann. Der Vater gab seine Zustimmung. So entstand das kleinste Haus Salzburgs.

Die Maria Immaculata vor dem Dom in Salzburg. Die Frau des Bildhauers Johann Baptist Hagenauer stand Modell.
Die Maria Immaculata vor dem Dom in Salzburg. Die Frau des Bildhauers Johann Baptist Hagenauer stand Modell.

Steinbockhörner als Viagra

Eine pikante Geschichte weiß Reichl-de Hoogh auch aus der fürsterzbischöflichen Apotheke am Alten Markt zu berichten. "Nur die Fürsterzbischöfe hatten das Recht, Steinböcke zu schießen, aus den Hörnern ließen sie wertvolle Trinkbecher, aber auch ein Pulver herstellen, das man als Viagra der damaligen Zeit bezeichnen könnte." Weil die Erzbischöfe geschäftstüchtig waren, ließen sie das Pulver auch verkaufen. Ob das Wundermittel tatsächlich wie erhofft gewirkt hat, ist nicht bekannt.

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