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Zwei Salzburger erfinden sich beruflich neu

Martin und Klara Baxrainer haben die Gastronomie und den Handel verlassen. Heute führen sie ein Massagestudio. Ein Schritt, den sie nicht bereut haben.

Martin und Klara Baxrainer haben die Gastronomie und den Handel verlassen. Heute führen sie ein Massagestudio.
Martin und Klara Baxrainer haben die Gastronomie und den Handel verlassen. Heute führen sie ein Massagestudio.

Eingebettet in das Schallmooser Gewerbegebiet, liegt eine kleine Oase für gestresste Menschen. Im Studio Massage Baxrainer in der Sylvester-Wagner-Straße 5 geht es um die Kunst der Berührung - die das Wesentliche aller menschlichen Beziehung ist, die Schmerzen lindern, beruhigen, besänftigen, trösten, aktivieren kann. In allen Kulturen weiß man um das Geheimnis der Berührung, lediglich die Techniken variieren, nennen sich klassische Heilmassage, Lymphdrainage, Fußreflexzonenbehandlung, Lomi Lomi Nui, Hot Stone, Hollistic Pulsing oder Gua Sha.

Das Studio wird von Martin und Klara Baxrainer geführt, zwei Branchenaussteigern, die sich neu erfunden haben.Martin Baxrainer hat als gelernter Koch-Kellner den westösterreichischen Tourismus in all seinen Facetten kennengelernt. Der 46-jährige Sohn der früheren ÖVP-Gemeinderätin Bärbel Baxrainer hat in der Stadtgastronomie gearbeitet (Schloss Hellbrunn, ARGE Beisl Nonntal, Altstadthotellerie) und war mehrere Saisonen Souschef in mondänen Häusern am Arlberg. In der Hitze und im Stress der Spitzenhotellerie wuchs langsam der Wunsch nach Veränderung.

"Ich wollte wieder mehr am Gast sein, mit dem Gast arbeiten", erzählt Martin Baxrainer. Es folgten Stationen als Kellner am Attersee, als Barkeeper in Lokalen, darunter auch im Hangar 7, wo Baxrainer Eigentümer Dietrich Mateschitz kennenlernte. Der Red-Bull-Milliardär sei sehr entspannt und großzügig gewesen, erinnert sich Baxrainer. Als junger Mensch sei die Gastronomie für ihn ideal gewesen. "Die Arbeitszeiten waren variabel. Und es war noch nicht so wichtig, ob man am Wochenende frei hat."

Rückkehr in die Gastronomie war undenkbar

Wichtig wurde der Ausgleich zwischen Beruflichem und Privatem spätestens mit der Geburt von Sohn Samuel. Eine Rückkehr in die Gastronomie wäre für Martin Baxrainer heute undenkbar. Trotz der positiven Veränderungen durch den Fachkräftemangel. "Die Bezahlung war immer schlecht. Ich wurde oft ausgenutzt, ich habe viele Überstunden ohne Entlohnung gemacht. Das war früher selbstverständlich." Ein Bandscheibenvorfall, den der junge Angestellte sich bei der Arbeit im Coffeeshop am Salzburger Flughafen zuzog, war Krise und Segen zugleich.

Man habe ihn damals nicht in Teilzeit wiedereinstellen wollen. Worauf er sich für "einen kompletten Switch" entschied, so Baxrainer. Weil das AMS eine Umschulung nicht finanzierte, bezahlte er sich die Kurse selbst, arbeitete nebenbei in einem Säfte-Shop in einem Einkaufszentrum. Anfangs war er in Hotels angestellt und besuchte Kunden zu Hause. Komplett selbstständig wurde Martin Baxrainer mit dem ersten Lockdown.

Kündigung einen Tag vor dem ersten Lockdown

"Ich habe gekündigt und am nächsten Tag war Lockdown", erinnert er sich. Am Ende habe man (wie viele) die erzwungene Auszeit genossen. Inzwischen rufen die Hotels im Studio Baxrainer an und sogar der deutsche Starmaler Georg Baselitz hat den Heilmasseur in sein Domizil im Flachgau geordert.

Man sei ständig auf der Suche nach neuen, verfeinerten Methoden, sagt Klara Baxrainer. "Das Wissen und die Wissbegierde hören nicht auf. Am Körper hört es nie auf." Die 49-Jährige kommt aus dem Handel, aus dem sie ebenfalls "immer wegwollte. Man muss Vertrauen zu sich selbst und Ziele haben. Das ist das Wichtigste."

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