Schweiz
Die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) schrieb: "In Österreich hat das Superwahljahr mit einer Schlappe für die konservative ÖVP und einem erneuten Coup der Kommunisten begonnen. Nach der Kommunalwahl im Bundesland Salzburg am Sonntag kann die ÖVP in der Landeshauptstadt wegen eines dramatischen Wählerschwunds nicht mehr wie zuletzt den Bürgermeister stellen. Die Kandidaten der sozialdemokratischen SPÖ und der kommunistischen KPÖ lagen nach amtlichen Angaben mit jeweils knapp 30 Prozent deutlich vor dem Bewerber der ÖVP mit 21 Prozent. Damit kommt es in zwei Wochen zu einer Stichwahl zwischen Bernhard Auinger (SPÖ) und Kay-Michael Dankl (KPÖ). In Salzburg spielte im Wahlkampf das Thema bezahlbares Wohnen eine bedeutende Rolle."
Österreich
Die Wiener Tageszeitung "Der Standard" kommentiert unter anderem so: " Auch in Salzburg, und das ist noch eine Spur verwunderlicher, sind Kommunisten auf dem Vormarsch. Das ist ein sehr konservativ geprägtes und von der ÖVP dominiertes Land. Auch die Stadt hat man bisher nicht als Bollwerk maoistisch-trotzkistischen Treibens wahrgenommen, sondern als beschauliche, betuliche, eher spießige Festspielstadt. In der aber auch viele Menschen leben, die sich keine Festspiele leisten können. Um die kümmert sich Kay-Michael Dankl, Kandidat der KPÖ Plus. Das wurde am Sonntag bedankt: Dankl kam in der Stadt auf 28 Prozent, das ist nahezu eine Revolution."
Im Kommentar der Zeitung "Die Presse" (Wien) heißt es: "Angesagte Revolutionen finden doch statt. Das war in Graz so, in Salzburg ist sie allerdings noch nicht ganz durch. Die Dunkelroten - oder besser gesagt: die Danklroten - haben jedenfalls einmal einen beachtlichen Erfolg erzielt. KPÖ-Spitzenkandidat Kay-Michael Dankl hat es in die Stichwahl geschafft. Dort wartet mit Bernhard Auinger ein Sozialdemokrat. Ein Linksruck an der Salzach."
In der "Kleinen Zeitung" (Graz, Klagenfurt) ist zu lesen: "Außer Zweifel steht der Sturm, gegen den sich die ÖVP behaupten muss. Wo die Kanzlerpartei ihre Position zu halten vermochte, verdankte sie dies den Personen und Traditionen vor Ort, aber nicht Parteichef Karl Nehammer. SPÖ-Chef Andreas Babler kann sich über die absehbare Rückeroberung der Landeshauptstadt freuen. FPÖ-Chef Herbert Kickl wird das schlechte Abschneiden seiner Partei leichter verschmerzen als Grüne und Neos, die Verluste hinnehmen mussten. Er weiß sich bestätigt, dass die Lust am Protest ungebrochen groß ist. Jubeln kann die KPÖ, doch auch für die Kommunisten lässt sich das Salzburger Ergebnis nicht einfach auf den Bund übertragen."
Die "Kronen Zeitung" (Wien) bewertete den Ausgang der Wahlen so: "Der Wiederaufstieg der SPÖ und sogar der historisch belasteten KPÖ sollte der ÖVP eine ernste Warnung sein: Das Bad in Selbstzufriedenheit ist zu Ende. Sich nur um Hoteliers, Seilbahner, Großgrundbesitzer und andere Freunde zu kümmern, ist zu wenig. Im Gegenteil. Sogar in bürgerlichen Kreisen wächst die Sorge vor einem Abrutschen in schlechtere Verhältnisse. Dieses sich massiv ausbreitende Gefühl haben der Salzburger Landeshauptmann und seine konservativen Freunde völlig unterschätzt.
Bundeskanzler Karl Nehammer und sein Team sind keine Hilfe mehr für die Landesfürsten. In den Ländern ist man schon froh, wenn von der ÖVP in Wien möglichst wenig zu hören und zu sehen ist.
Auch die FPÖ muss ihre Grenzen erkennen. Immer nur wütend herumzubrüllen und andere Politiker wüst zu beschimpfen, mag zwar im Bierdunst für ein paar Schenkelklopfer sorgen, die echten Probleme werden so nicht gelöst. Mit Scherzen aus der untersten Schublade wird kein Kindergarten gebaut, kein Seniorenheim errichtet, keine Schule besser, keine Pension erhöht - nicht einmal Flüchtlinge lassen sich dadurch abschrecken."
Im Kommentar des "Kurier" (Wien) steht: "Vor wenigen Jahren wäre es wohl noch undenkbar gewesen, dass eine KPÖ bei Wahlen so erfolgreich sein kann. Mittlerweile regiert in Graz die kommunistische Bürgermeisterin Elke Kahr und mit Kay-Michael Dankl könnte es in Salzburg die nächste dunkelrote Regentschaft geben. Der Parteiname KPÖ schreckt nicht mehr, die Vergangenheit dieser Partei scheint bei den Wählern nicht mehr zu zählen.
Für den Linkskurs von SPÖ-Chef Andreas Babler ist damit nun eine direkte Konkurrenz im Spiel, auch wenn er sich über Platz eins seines Kandidaten freuen kann. Für die ÖVP bedeutet Salzburg, dass sie mit einer Hypothek ins Superwahljahr startet. Und mit der Frage an Landeshauptmann Wilfried Haslauer, wie man eine Landeshauptstadt parteiintern so sehr dem politischen Zufall überlassen kann."
Die "Oberösterreichischen Nachrichten" kommentieren: "Selbstverständlich gibt es gerade in der Stadt Salzburg hausgemachte Gründe für diesen rot-roten Sieg und das schwarze Debakel. Die Themen Wohnen und Verkehr sind ein einziges Problemfeld und wie gemacht für angriffige und charismatische Oppositionspolitik. Dieses Feld hat KPÖ-Spitzenmann Dankl schon bei der Landtagswahl vor einem Jahr erfolgreich bespielt.
Mit dem neuerlichen Erfolg steigen auch die Chancen der KPÖ, bei der heurigen Nationalratswahl erstmals wieder auf der politischen Bühne im Bund wahrgenommen zu werden.
Für die SPÖ war der gestrige Sieg in Salzburg-Stadt nach einem schweren Jahr 2023 Balsam. Aber damit daraus ein Motivationsschub werden kann, muss auch die Bürgermeister-Stichwahl am 24. März gewonnen werden.
Für die ÖVP hätte der Auftakt in das Wahljahr bitterer nicht sein können. Natürlich kann man sich in die Arithmetik flüchten und darauf verweisen, dass in der Stadt Salzburg nur rund 1,8 Prozent der im Bund Stimmberechtigten zur Wahl aufgerufen waren - aber die Symbolik, die von dieser Niederlage ausgeht, ist alles andere als ermutigend. Abgestürzt und den Bürgermeister verloren, gegen diese Musik muss man erst einmal anspielen."