Salzburg-Wahl: Salzburger Rathaus wieder in roter Hand
Die SPÖ eroberte Platz eins in der Stadt Salzburg zurück - nur knapp vor der KPÖ. Die Bürgerliste konnte ihren Sitz in der Stadtregierung retten.
BILD: SN/ROBERT RATZER
SPÖ-Spitzenkandidat Bernhard Auinger und Kay-Michael Dankl (KPÖ) liegen vorne und liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
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Ferch (Liste SALZ) liegt vor Rupsch (Neos).
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Paul Dürnberger liegt um kurz nach 17 Uhr bei knapp unter zehn Prozent.
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Keine Chance auf die Stichwahl hatte ÖVP-Kandidat Florian Kreibich mit knapp unter 20 Prozent.
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Anna Schiester (Bürgerliste).
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Auinger (SPÖ), Kreibich (ÖVP), Dankl (KPÖ plus) geben im Schloss Mirabell erste Stellungnahmen ab.
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Im Gemeinderat der Stadt Salzburg regiert also künftig eine linke Mehrheit.
Die Anspannung im Marmorsaal im Schloss Mirabell war am Sonntagnachmittag spürbar. "Wisst ihr schon etwas?", fragten sich Parteileute durch den Raum. Das Rennen um den Bürgermeistersessel und um die Sitze im Salzburger Gemeinderat war selten so offen. Acht Listen kandidierten für den Gemeinderat und sieben für das Bürgermeisteramt. Und doch kam es so, wie viele erwartet - die einen gehofft, die anderen befürchtet - hatten.
Die SPÖ konnte mit 25,59 Prozent Platz eins zurückholen, nachdem sie diesen vor fünf Jahren erstmals an die ÖVP abgeben mussten. Vizebürgermeister Bernhard Auinger spricht von einem "guten Tag für die Demokratie". Denn es seien wieder mehr Menschen als vor fünf Jahren zur Wahl gegangen (54,26 Prozent, 2019 waren es 48,23 Prozent). Auinger sieht seine Partei als großen Wahlsieger, auch wenn die SPÖ im Vergleich zu 2019 die elf Mandate nur halten, aber nicht ausbauen konnte: "Es schafft heute keiner, mir dieses Ergebnis schlechtzureden. Erster ist der, der als Erster über die Ziellinie läuft."
Zehn Mandate für die KPÖ plus: "Irre Überraschung"
Die Stadt ist nicht nur wieder in roten Händen, es ergibt sich im Gemeinderat eine klare linke Mehrheit aus SPÖ, KPÖ plus und Bürgerliste. Die Kommunistische Partei konnte ihren Stimmenanteil beinahe versiebenfachen. Kay-Michael Dankl ist vor fünf Jahren mit 3,7 Prozent und einem Mandat in den Gemeinderat eingezogen. Nun fallen der KPÖ plus mit einem Stimmenanteil von 23,12 Prozent zehn Mandate zu. "Das Wahlergebnis zeigt, dass sich die Menschen eine andere, ehrlichere Politik wünschen", analysierte Dankl sein Ergebnis. Wer künftig die Mandate besetzen und seine Lücke im Landtag füllen wird? "Das werden wir in den nächsten Tagen, spätestens am Dienstag, besprechen."
Wenig zu feiern hatte die ÖVP. Die Volkspartei schrumpfte von 16 auf 8 Mandate. Mit 20,76 Prozent schrammte man nur knapp am historisch schlechtesten Ergebnis der ÖVP in der Stadt Salzburg aus dem Jahr 2014 vorbei (19,4 Prozent). Den Wahlausgang im Schloss Mirabell beschreibt Spitzenkandidat Florian Kreibich so: "Ich muss gestehen, dass ich mich vor zehn Jahren, als ich meine Hochzeit hier geschlossen habe, wohler gefühlt habe." Anders als die Ehe sei das ÖVP-Ergebnis nicht für die Ewigkeit gedacht, betont Kreibich. "Es war zu wenig. Das Ergebnis ist desaströs." Das Ziel, in die Stichwahl am 24. März zu gehen, hat er klar verfehlt: Das Duell entscheidet sich zwischen Auinger und Dankl
Bürgerliste: Schiester blieb optimistisch
Die Bürgerliste musste bis zur Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnis inklusive Wahlkarten um den Verbleib in der Stadtregierung zittern. Ohne Briefwahlstimmen lagen Grüne und FPÖ gleich auf mit fünf Mandaten. Letztlich erlangte die Bürgerliste 12,72 Prozent, konnte aber den Regierungssitz retten. Seit 1977 sind die Grünen im Salzburger Gemeinderat, 1982 erreichten sie ein Stadtratsamt und waren seither (mit einer Unterbrechung zwischen 1987 bis 1992) Teil der Stadtregierung. Spitzenkandidatin Anna Schiester übernahm im Herbst 2022 für Martina Berthold das Bauressort. Schiester blieb bis zuletzt optimistisch: "Wir haben alles gegeben. Unser Wahlziel war, in der Stadtregierung zu bleiben." Das Ergebnis müsse sie im Detail analysieren.
FPÖ: Dürnberger blickt freudig in die Zukunft
Die FPÖ hat nur leicht zugelegt. Vor fünf Jahren erlangten die Freiheitlichen mit 8,4 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis in der Stadt Salzburg. Dazugewinnen war an diesem Wahlsonntag ein Pflichtziel. Die prophezeiten 16 Prozent verfehlte man aber klar: Am Ende lag die FPÖ bei 10,77 Prozent und vier Mandaten. Spitzenkandidat Paul Dürnberger: "Ich bin gespannt, was wir in fünf Jahren erst erreichen können." Den Kurs für eine "sichere Politik" in Salzburg wolle er mit der FPÖ so weiterführen.
Stadt Salzburg: Herbe Verluste für die Neos
Die Neos zählten abermals zu den Verlierern des Wahlabends. Mit 3,50 Prozent der Stimmen sind sie künftig statt mit zwei nur mehr mit einem Mandat im Gemeinderat vertreten. Somit setzt sich die Talfahrt für die Neos fort. Bereits 2019 ging es für die Pinken in der Stadtwahl bergab, der Regierungssitz ging verloren, man landete bei sechs Prozent. Nach der Landtagswahl im April 2023 mussten sich die Neos nicht nur aus der Landesregierung, sondern auch aus dem Landtag verabschieden. Ein erfolgreicher Neustart unter der neuen Landessprecherin Lisa Aldali zeichnet sich demnach noch nicht ab. Spitzenkandidat Lukas Rupsch: "Unser Wahlziel, zwei Mandate zu halten, haben wir nicht erreicht." Er sieht sich künftig im Gemeinderat als "Zünglein an der Waage". "Für uns heißt es weiter dranbleiben."
Ferch: "Bin über Verluste der ÖVP überrascht"
Das Zünglein an der Waage war seit seinem Einzug in den Gemeinderat vor zehn Jahren Kulturmanager Christoph Ferch (Liste Die SALZ). Wie vor fünf Jahren musste er wieder um seinen Verbleib bangen. Er erreichte 2,72 Prozent der Stimmen und konnte sein Mandat letztlich halten. Die MFG dagegen scheiterte mit 0,81 Prozent am Einzug in den Gemeinderat.
Der SN-Liveblog zur Salzburg-Wahl
Wenn Sie mehr wissen wollen, schauen Sie doch in den SN-Liveblog! Einige Überraschungen gibt es im Lungau, beispielsweise drehte die SPÖ die bislang schwarze Gemeinde Lessach.
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Die SN-Redakteurinnen Simona Pinwinkler, Heidi Huber und Stefanie Schenker berichten aus dem Schloss Mirabell.