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Bürgermeisterwahl: Viele Wünsche an den neuen Stadtchef

Die SN haben vor der Bürgermeisterwahl Prominente aus Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft gefragt, welche Erwartungen sie an den Nachfolger von Heinz Schaden haben.

Sie stellen sich der Wahl: Andreas Reindl (FPÖ), Christoph Ferch (SALZ), Harald Preuner (ÖVP), Bernhard Auinger (SPÖ), Johann Padutsch (Bürgerliste) und Barbara Unterkofler (Neos).
Sie stellen sich der Wahl: Andreas Reindl (FPÖ), Christoph Ferch (SALZ), Harald Preuner (ÖVP), Bernhard Auinger (SPÖ), Johann Padutsch (Bürgerliste) und Barbara Unterkofler (Neos).

"Mehr Energie, die sich in die Zukunft richtet. Denn wir dürfen uns nicht auf die Errungenschaften der Vergangenheit verlassen." Das wünscht sich Andreas Gfrerer, Chef des Hotels Blaue Gans und Obmann des Altstadtverbands, vom künftigen Bürgermeister oder der künftigen Bürgermeisterin. Was braucht Salzburg noch?

"Wir müssen schneller werden in der Reaktion auf Megatrends, mutiger in den Entscheidungen, vorausschauender in der Planung, visionärer in den Ideen", meint Gfrerer. Speziell für die Altstadt erhofft sich der Hotelier vom neuen Stadtchef "einen ausgeprägten Gestaltungswillen" und dass auch "neue Wege eingeschlagen werden". Gerade für sein Stadtviertel erwarte er sich Lösungen, die von höchster Qualität getragen seien: "Das bedeutet eine bessere Erreichbarkeit, die konsequente Bevorzugung des Qualitätstourismus und die Erhaltung einer unverwechselbaren Einkaufslandschaft."

Der Rektor der Universität, Heinrich Schmidinger, betont, dass die Stadt seine Hochschule im letzten Jahrzehnt vielfach unterstützt habe: "Es wäre mir wichtig, diese für alle Seiten gewinnbringenden Kooperationen weiter fortzuführen und auszubauen. Mein Ziel ist es, die Universität weiter in den Köpfen und Herzen der Bevölkerung zu verankern." Ein Wunsch Schmidingers an den künftigen Bürgermeister ist auch, "alles daranzusetzen, um studentisches Wohnen in der Stadt leistbarer zu machen. Es wäre mir wichtig, dass unsere Studierenden das Stadtbild mitprägen. Nur so wird Salzburg zu einer echten Wissens- und Universitätsstadt."

Michael Wagner, Geschäftsführer des Messezentrums, nennt "Innovationen, Offenheit, neue Idee und ein Nach-vorn-Schauen" als wichtigste Punkte, die für Salzburg nun zentral seien. "Dazu brauchen wir den Brückenschlag von Alt und Neu. Denn der Geist ,Das haben wir immer so gemacht' reicht nicht. Wir sollten das Gute bewahren, aber auch offen sein für neue Wege", sagt Wagner. Speziell für seine Branche wünscht er sich, "dass wir die Säule Messe und Kongress für den Standort Salzburg stärken. Denn wir haben Tourismus, Kunst und Kultur, müssen uns aber breiter aufstellen." Auch eine bessere Verkehrsanbindung des Messezentrums mit schienengebundenen Öffis sei ihm wichtig, betont Wagner.

Marcus Wild, Chef des Europark-Betreibers Spar European Shopping Centers, wünscht sich vom künftigen Stadtchef "Aufgeschlossenheit für neue Ideen, die unsere Stadt für die Menschen noch lebenswerter machen". Der Handel erfülle eine wichtige Funktion und sollte aus Wilds Sicht "mehr Raum in der Stadt erhalten. Ich halte es für falsch, wenn Umlandgemeinden Flächenwidmungen bekommen. Richtig ist aus meiner Sicht, wenn unsere Landeshauptstadt gestärkt wird." Denn letztlich sei es auch ökologisch sinnvoll, wenn sich der Handel im urbanen Raum abspiele.

Für den Bereich Kultur fragten die SN Elisabeth Fuchs, Künstlerische Leiterin der Salzburger Kulturvereinigung sowie der Philharmonie Salzburg. Vom neu gewählten Stadtoberhaupt wünsche sie sich, "dass er oder sie die Kunst dieser Stadt wahrnimmt, bewahrt und für zukünftige Generationen fortführt. Ich möchte sie oder ihn in den Veranstaltungshäusern treffen und mich mit ihm oder ihr über kulturelle Strömungen austauschen." Ihr sei aber nicht nur das Reden, "sondern auch das schnelle Umsetzen von Ideen ein dringendes Anliegen", sagt Fuchs.

Was soll der neue Stadtchef für die junge Bevölkerung tun? Die Leiterin der Kinder- und Jugendanwaltschaft, Andrea Holz-Dahrenstaedt, meint: "Die Stadt Salzburg braucht günstigen Wohnraum für junge Menschen, aber auch Familien mit Kindern. Und einen günstigeren öffentlichen Verkehr." Eine Möglichkeit sei, dass die Super-School-Card künftig für alle bis 21 gelte. Weiters fordert sie "keine finanziellen Kürzungen, die Kinder, Jugendliche und Familien treffen, die besondere Unterstützung und Hilfe brauchen". Das beginne bei den Kindergartenbeiträgen oder dem Verein Jojo, der aktuell befürchte, dass sein Programm für Eltern, die psychisch erkrankt seien, gekürzt werde. "Und er oder sie sollte für möglichst viele Frei- und Naturräume sorgen, die kinder- und jugendgerecht sind. Denn Kinder haben generell wenig Lobby und werden wenig gehört", ergänzt die Juristin.

Mit ihrer letzten Forderung ("eine Gesellschaft, die nicht Maßnahmen gegen die Armen, sondern gegen die Armut ergreift") trifft sich Holz-Dahren staedt mit Robert Buggler, dem Sprecher der Armutskonferenz. Er hat gleich mehrere Anliegen: Einen Masterplan zur Reduzierung der Wohnungslosigkeit um die Hälfte; eine Frauennotschlafstelle; Maßnahmen zur Leerstandsmobilisierung, viele größere, aber auch kleinere Mietwohnungen als bisher sowie ausgewogene Wohnungsvergabekriterien. Buggler fordert weiters "mehr Sozialarbeit in Siedlungsgebieten und noch mehr Inte grationbemühungen, um Armut präventiv zu verhindern". Abgesehen von konkreten Maßnahmen wünscht er sich aber auch einen neuen Zugang: "Sozialer Zusammenhalt in der Stadt muss Chefsache sein. Der Bürgermeister soll soziale Probleme primär mit sozialen Maßnahmen und nicht mit Verboten und Verdrängungsmaßnahmen angehen."


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