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Dankl gegen Auinger im Duell: Zwischen Salzburger Festspielen und Austria-Stadion

Bernhard Auinger (SPÖ) oder Kay-Michael Dankl (KPÖ plus) - wer wird am 24. März in der Stichwahl zum Bürgermeister der Stadt Salzburg gewählt? Bei einer Podiumsdiskussion im SN-Saal zeigen sich viele Gemeinsamkeiten - aber auch die feinen Unterschiede. Hier finden Sie das Video zum Nachschauen.

"Er ist ein unwahrscheinlich sympathischer, intelligenter Träumer", beschreibt der eine seinen Kontrahenten. "Er ist sehr hartnäckig, sonst wäre er nicht so weit gekommen", sagt der andere wiederum über den Gegenkandidaten. Am 24. März entscheidet sich, wer die nächsten fünf Jahre Bürgermeister der Stadt Salzburg werden wird - Bernhard Auinger (SPÖ) oder Kay-Michael Dankl (KPÖ plus). Dass es in vielen Themen künftig eine rot-dunkelrote Mehrheit im Gemeinderat geben könnte, wurde bei der Diskussion der Spitzenkandidaten im SN-Saal am Donnerstagabend deutlich. Die beiden trennt in inhaltlichen Fragen nur wenig voneinander. So waren sich beide einig, dass es künftig mehr Geld für aktive Bodenpolitik braucht - also dass die Stadt Grundstücke kaufen und leistbaren Wohnraum realisieren soll. Auinger nennt konkret die Grundstücke der Salzburg AG wie den Standort der Obusremise als brauchbare Flächen. Gesamt könnten auf drei Grundstücken 1500 Wohnungen gebaut werden. Er wolle auch Großgrundstücksbesitzer wie die Kirche an einen Tisch holen mit Experten. "Wir wollen keine Kirchen kaufen, aber eruieren, welche Grundstücke abzukaufen wären."

Auinger zum fehlenden Austria-Stadion: "Peinlich für die Stadt"

Die beiden Bürgermeisterkandidaten gehen mit unterschiedlichen Voraussetzungen ins Rennen. Kay-Michael Dankl erreichte 28 Prozent der Stimmen und zieht mit der KPÖ plus mit zehn statt wie bisher mit einem Mandat in den Gemeinderat. Mit 29,4 Prozent und 821 Stimmen mehr gilt Auinger nach dem ersten Wahldurchgang als Favorit. Er ist seit 2017 Bürgermeister-Stellvertreter. Am Donnerstag betonte er abermals, dass er der Kandidat mit politischer Erfahrung sei: "Ich weiß, wie diese Stadt funktioniert." Und damit konnte er - gerade wenn es in die Tiefe ging - in der Diskussion auch punkten.

Besonders emotional wurde Auinger bei der Frage zu einem Austria-Stadion: "Wenn die Austria irgendwo in Oberösterreich spielen muss, ist das peinlich für die Stadt." Er wolle eine Lösung finden - am besten außerhalb der Stadt: "Ich habe mich immer für eine Lösung in Grödig eingesetzt. Dort ist ein bundesligataugliches Stadion, das leer steht. " Den Vorschlag von Dankl, ein neues Stadion bei der Messe oder am ehemaligen Asfinag-Gelände zu bauen, sieht er kritisch: "Ich weiß nicht, ob es notwendig ist, dass zwei Stadien innerhalb von 500 Metern entlang der Autobahn stehen."

"Herr Dankl, sind Sie Kommunist?"

Dankl blieb in einigen Antworten vage. Das betonte am Ende auch ein Zuseher, vor allem, wenn es um den Begriff des Kommunismus geht, der vielen - vor allem Älteren im Publikum - ein Dorn im Auge zu sein schien: "Herr Dankl, Ihre Antworten waren mir viel zu dünn. Sind Sie überzeugter Kommunist?" Ein anderer Mann im Publikum fragte: "Herr Dankl, ich verstehe das nicht. Sie sind so jung, ich bin 77 Jahre. Sie haben Geschichte studiert. Warum trennen Sie sich nicht von diesem teuflischen Namen Kommunismus?" Der KPÖ-plus-Chef musste an diesem Abend mehrmals betonen, dass er jegliche diktatorische oder autokratische Regierung ablehne, und verwies auf erfolgreiche Modelle in Indien: "Wir vertreten eine demokratisch-kommunistische Vorstellung. Und dass man auch als KPÖ plus wählbar ist, hat man am vergangenen Sonntag gesehen." Von der Bezeichnung KPÖ plus wolle er sich nicht distanzieren. Eine "Liste Dankl" wäre hart an der Grenze zum Narzissmus, sagt Dankl. "Viele wählen uns wegen des Engagements vor Ort. Der Name spielt für mich nicht so eine große Rolle." Aber er betonte auch: "Ja, ich bin überzeugt davon, was ich tu. Und wenn man bei der KPÖ ist, ist man Kommunist."

Messebahn ja, S-Link jein?

Beide Kandidaten lehnen eine Seilbahn auf den Gaisberg ab und sprechen sich gegen Baumpflanzungen auf dem Residenzplatz aus - wohl aber für mobile Begrünungen. Dankl: "Bevor wir keine Bäume haben, würde ich sie hinrollen." Er betont, dass in Sachen Beschattung einiges gemacht werden müsse in der Salzburger Altstadt, vor allem im Hinblick auf den Klimawandel. Auinger will die Anzahl der Tagestouristen eindämmen, Dankl wolle sie lediglich besser steuern mit Park-and-ride-Parkplätzen am Stadtrand. Und beide befürworten eine Verkehrsberuhigung samt Begegnungszone zwischen Neutor und Rotkreuzparkplatz. "Dafür gibt es bereits politische Mehrheiten", sagt Auinger.

Auf die Frage, welcher der Kandidaten sich zutraut, die Verkehrsmisere in Salzburg zu lösen, zeigt Dankl nur zögerlich auf: "Man soll nichts versprechen, was man nicht halten kann." Die Messebahn befürworten beide - zum S-Link gibt sich mittlerweile auch Dankl zurückhaltend: "Mir als Stadtbewohner würde er nicht so viel bringen, aber den 60.000 Pendlerinnen und Pendlern." Er habe noch viele Fragen zu dem Projekt, so etwa zu den Kosten. "Man wird die Schiene erweitern müssen, aber man wird auch oberirdische Varianten prüfen müssen."

Auinger, der offensiv gegen den S-Link-Bau plakatiert, will sich den Obus nicht schlechtreden lassen: "Das Bussystem ist besser, als viele sagen. Wir können den Obus wieder fit machen, ihn in Stadtteile schicken, wo er jetzt noch nicht fährt." Er traue sich zu, dass man in fünf Jahren einiges umsetzen könne. "Und wenn es am Ende des Tages diese Durchbindung (S-Link) braucht, müssen wir eine Lösung finden, die sich die Stadt leisten kann."

Auinger zu den Salzburger Festspielen: "Das Geld ist gut investiert"

Wenn es um die Salzburger Festspiele geht, werden Unterschiede zwischen den beiden Kandidaten sichtbar. Die KPÖ plus war bisher die einzige Partei, die sich kritisch zum Ausbau der Festspielhäuser geäußert hat. Dankl erzählte, er habe sich die Werkstätten mittlerweile zeigen lassen. "Unbestritten muss es hier bauliche Veränderungen geben. Aber nur dann, wenn es auch ein großes Wohnen-Paket gibt. Beim Lehener Vierkanter hat man Jahre gebraucht, um das zu beschließen. Die Festspiele gehören zu Salzburg, aber das ist nicht das Einzige, wo es Geld braucht."

Auinger gab ein klares Bekenntnis zu den Salzburger Festspielen - und wohl auch in Richtung bürgerliches Lager: "Das Geld ist gut investiert." Und er rechnete vor: Der Durchschnittspreis einer Festspielkarte betrage 92 Euro. Für das Electric-Love-Festival am Salzburgring müsse man 150 Euro Eintritt bezahlen. "Da kommt keiner auf die Idee, dass es sich hier um ein elitäres Festival handelt." Ob er die Fortsetzung von Markus Hinterhäuser als Festspielintendant befürworte? "Ich wüsste nicht, was man künstlerisch dem Markus Hinterhäuser vorwerfen kann, außer den 'Jedermann', aber der ist jetzt eh neu besetzt und sogar schon ausverkauft, also ist hier alles auf Schiene."

Erhält Dankl fix das Planungsressort?

Warum ein ÖVP-Wähler, eine ÖVP-Wählerin die beiden linken Kandidaten wählen soll? Dankl setzt auf Veränderung, Auinger auf Erfahrung. So sagt der KPÖ-Kandidat: "Die ÖVP hat das, was man als christlich-sozial beschrieben hat, über die Jahre verloren. Sie vergessen, dass es nicht nur Großgrundbesitzer, sondern auch die Mittelschicht gibt. Viele Menschen wollen eine Veränderung." SPÖ-Kandidat Auinger ist sich sicher, dass er für alle Parteianhänger das breitere Angebot liefere. Außerdem wolle er ein Teamplayer sein und anders als der amtierende Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) keine Amtsberichte in der Schublade verschwinden lassen. "Ich werde alle vorlegen und in großen Themen wie dem Budget sicher nicht dirimieren. Es braucht eine breite Zustimmung." Bei der Ressortverteilung schenkt Auinger seinem Kontrahenten bereits Hoffnung auf dessen Lieblingsthema - das Wohnen. Sollte er Bürgermeister werden, wolle er sich zuerst mit Dankl zusammensetzen und ihm als Zweitstärkstem nach der Wahl auch den Vortritt beim Planungsressort lassen. "Aber man muss auch für Unternehmen Planungsgrundlagen schaffen, es gibt nicht nur das Thema Wohnen."

Dankl spendet sein Gehalt - Auinger nicht

Dankl will auch als Bürgermeister nur 2300 Euro netto seines Gehalts behalten und den Rest wie bei der KPÖ üblich spenden. Dass seine Sekretärin oder sein Sekretär damit mehr verdienen würde als er, störe ihn nicht: "Ich möchte das niemandem vorschreiben, aber wir wollen eine Selbstbeschränkung. Es geht darum, dass wir einen Teil der Gehälter nutzen, um Menschen in Not zu helfen. Ich habe in den letzten Jahren 600 Beratungen durchgeführt und habe aus den Gesprächen sehr viel gelernt."

Auinger fügt mehr flüsternd hinzu, dass er nicht auf sein Gehalt verzichten werde. "Das ist ein Job, der sehr fordert. Und ich habe sieben Jahre als Facharbeiter gearbeitet und einen Facharbeiterlohn bezogen, ich weiß also, was das bedeutet. Mit Feiertags- und Wochenendzulagen wird auch Herr Dankl als Bürgermeister oder Vizebürgermeister weit mehr verdienen."

Einig waren sich die beiden übrigens auch darüber, was jeweils ihre größte Schwäche ist: die Ungeduld. Am Ende gab es dann noch die Einladung zum gemeinsamen Shoppen. Auf die Frage, wann Dankl als Bürgermeister einen Anzug anziehen wird, antwortet der KPÖ-Chef: "So oft wie notwendig." Auinger bietet sich als Einkaufsberatung an: "Ich wüsste da einen guten Laden."

Bernhard Auinger oder Kay-Michael Dankl – das Duell um das Bürgermeisteramt in der Stadt Salzburg.
Bernhard Auinger oder Kay-Michael Dankl – das Duell um das Bürgermeisteramt in der Stadt Salzburg.