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Das letzte Moos von Schallmoos ist Geschichte: Ausbau von Spedition hat begonnen

Das Biotop war bereits 2020 gerodet worden, zu einem Baubeginn kam es aber nicht. Geschützte Tierarten kehrten zurück, so musste neu abgesiedelt werden.

Seit dieser Woche werken die Bagger in Schallmoos.
Seit dieser Woche werken die Bagger in Schallmoos.
Seit dieser Woche werken die Bagger in Schallmoos.
Seit dieser Woche werken die Bagger in Schallmoos.
Seit dieser Woche werken die Bagger in Schallmoos.
Seit dieser Woche werken die Bagger in Schallmoos.
Seit dieser Woche werken die Bagger in Schallmoos.
Seit dieser Woche werken die Bagger in Schallmoos.

Nach langer Diskussion und heftigen Protesten von Anrainern gab es im Gemeinderat der Stadt Salzburg 2019 mit knapper Mehrheit den Beschluss zum Ausbau der Spedition Gebrüder Weiss in Salzburg-Schallmoos. Geplant waren eine 7000 Quadratmeter große Logistikhalle und ein 5000 Quadratmeter großer Lkw-Abstellplatz. An der Stelle befindet sich der letzte Rest des Moores von Schallmoos, geschützte Arten wie die Zauneidechse und der Teichmolch waren heimisch. Mit jahrelanger Verzögerung haben diese Woche nun die Bauarbeiten begonnen. Bereits 2020 hatte der Grundeigentümer das Gebiet gerodet, die Tiere wurden abgesiedelt. Dann kam die Coronapandemie und es gab keinen Baustart. Zwischenzeitlich waren die geschützten Tiere wieder zurückgekommen.

Tiere kamen zurück: Neuerliches Verfahren im Vorjahr

Im Vorjahr stellte dann die Spedition laut Auskunft der Umweltschutzabteilung des Salzburger Magistrats einen neuerlichen Antrag. Dieser wurde vom Naturschutzbund beeinsprucht. Beim Landesverwaltungsgericht habe dann die Richterin entschieden, dass lediglich ergänzende Auflagen zum ursprünglichen Verfahren zu erlassen sind. Darauf beruhend sei nun ein neuerlicher Bescheid in Ausarbeitung, der bis Mitte Dezember auslaufen soll, heißt es vom Magistrat. Das Baufeld sei aber bereits von der ökologischen Bauaufsicht im Oktober freigegeben worden, da alle Tiere abgesiedelt wurden. Somit kann nun gebaut werden.

Spedition: Bau soll in zwei Jahren abgeschlossen sein

Laut der Spedition liegen alle erforderlichen Genehmigungen für den Ausbau des Standorts im Stadtteil Schallmoos vor. "Wir beginnen nun mit den Vorbereitungen für die Erweiterung. Der Baubeginn soll noch in diesem Jahr erfolgen, die Fertigstellung ist in rund zwei Jahren geplant", heißt es in einer Stellungnahme. Mit der Erweiterung reagiere man auf die gestiegene Nachfrage nach Logistikdienstleistungen von Handels- und Industrieunternehmen aus der Region.

Anrainer: "Biotop für nix und wieder nix geopfert"

Das Biotop und somit der künftige Lkw-Umschlagplatz grenzt direkt an eine Wohnsiedlung. Die Anrainer, die sich mit allen Mitteln gegen die Bebauung gewehrt hatten, sind nun enttäuscht. "Es ist traurig, so wird ein ganz kostbares Biotop geopfert, für nix und wieder nix", sagt Annemarie Schobesberger. Besonders traurig sei das, wenn man an die Kinder und Kindeskinder denke, sagt die 93-Jährige. Die Baggerarbeiten zeigten auch, dass es tatsächlich Torf an der Stelle gibt. "Das haben die Gutachter immer in Zweifel gezogen."

Naturschutzbund bedauert Verlust von Schallmooser Moor

Mit der Bebauung gehe der letzte Rest des ehemals ausgedehnten Schallmooser Moores verloren, sagt Naturschutzbund-Geschäftsführer Hannes Augustin. An der Stelle habe es eine der größten Teichmolchpopulationen des Bundeslandes gegeben. Die Absiedelung werde die Tiere wohl nicht retten, sagt Augustin. "Die Population war an dieser Stelle noch lebensfähig. Ob sie das am neuen Standort noch sein wird, ist fraglich."

Kritik von Planungsstadträtin

Die Bürgerliste hatte gemeinsam mit SPÖ und KPÖ plus damals gegen den Ausbau gestimmt. Dementsprechend kommt nun auch Kritik von Planungsstadträtin Anna Schiester. "Es ist gegen jede Vernunft, dass das letzte verbliebene Moorgebiet in Schallmoos nun zerstört wird." Sie kritisiert auch die Landesregierung: Denn mit der Novelle im Naturschutzgesetz wäre der Schutz von solchen Biotopen im Bauland gar nicht mehr möglich. "Der Schutz von Biotopen im Bauland wird abgeschafft. Damit ist auch die letzte Chance, das Moor noch zu retten, abgefahren."

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