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Gratis-Öffis für Salzburg-Touristen: "Das wird bald Nachahmer finden"

Das ab Mai geltende Gratis-Öffi-Ticket für Salzburg-Touristen polarisiert. Was ein Tourismuskenner von außerhalb dazu sagt.

Peter Zellmann leitet das Institut für Freizeit- und Tourismusforschung in Wien.
Peter Zellmann leitet das Institut für Freizeit- und Tourismusforschung in Wien.

Peter Zellmann leitet das Institut für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT). Es handelt sich um ein ehemaliges Ludwig-Boltzmann-Institut, das heute privat geführt wird. Die Freizeit- und Tourismusforschung gehört seit Jahrzehnten zu den Fachgebieten des Wieners. Im Interview nimmt er Stellung zur neuen Guest Mobility Card, Tourismus-Akzeptanz und Einheimischen-Tarifen.

Auf der ITB (Tourismusmesse) Berlin als Meilenstein gefeiert, aber Widerstand im eigenen Land. Was halten Sie von den über die Nächtigungsabgabe querfinanzierten Gratis-Öffis ab Mai im Bundesland Salzburg?Zellmann: Ein super Angebot für Salzburg-Touristen, das bald Nachahmer finden wird, sofern die Bus- und Zugtakte stimmen. Es wird womöglich zwei, drei Jahre dauern, bis sich das Projekt einspielt, aber dann funktioniert es in der Regel.

Verstehen Sie den Unmut mancher Beherberger, der daher rührt, dass es ein elektronisches Gästemeldewesen braucht, das noch nicht alle Gemeinden installiert haben?Meiner Meinung nach spricht viel mehr für das Projekt als dagegen. An solchen Entwicklungen muss man sich beteiligen, abwägen, die Gegenargumente ausräumen und sich für die Zukunft aufstellen. 110 der 119 Salzburger Gemeinden sind auch längst digital unterwegs in diesem Bereich.

Viele fragen sich, wie treffsicher das Angebot ist. Denken wir an die arabische Gästefamilie in Zell am See.Das ist dann die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Die werden nicht umsteigen, da gebe ich Ihnen recht. Sie sind aber auch nicht mit demselben Maßstab zu messen, weil auch die Frage besteht, ob sie sich mit dem System auskennen, sich das zutrauen ... Die Kernfrage sind aber nie die 50 Cent als Umlage, sondern immer: Wie angenehm ist das Umsteigen? Wie gut ist die Alternative?

So mancher Einheimische sieht sich ungleich behandelt.Die Wertschöpfung durch die Gäste überwiegt diese kleinen Nachteile bei Weitem, diese grundsätzliche Einstellung gilt es zu vermitteln. Am besten ist es immer, wenn man Einheimischen ein in Relation stehendes, äquivalentes Angebot zur Verfügung stellen kann. Die Relation muss halt passen, der Gast zahlt 50 Cent, nutzt das Angebot aber auch nur wenige Tage.

Auch beim Skifahren gibt es das Thema. Der zuständige Landesrat Schnöll (ÖVP) tritt in Brüssel für Einheimischen-Tarife ein. Sind wir jetzt Europäer oder nicht? Es widerspricht einfach dem Prinzip der Gleichbehandlung, einen Gast, der einen Tag hier Ski fährt, preislich zu benachteiligen. Mit der günstigeren Saisonkarte hat sich das sowieso erledigt. Was der Landesrat macht, werte ich populistisch und kontraproduktiv. Er sollte besser den Salzburgern vermitteln, dass Europa nun einmal so funktioniert. Ich verstehe das oft nicht: Wir beflegeln die Nationalisten, verhalten uns aber selber immer wieder so.

Denn wo ist die Grenze? Soll der Einheimische dann auch den Fernseher günstiger kaufen können als der Deutsche, der ihn eventuell über die Grenze fährt? Das ist, wie so oft im Tourismus, nicht richtig zu Ende gedacht.

Gratis-Öffi-Ticket für Übernachtungsgäste

Die so genannte Guest Mobility Card erlaubt Salzburg-Gästen für die Dauer ihres Aufenthalts die kostenlose Benutzung der Öffis im Bundesland. Finanziert wird das Projekt über einen gesetzlich vorgeschriebenen Mobilitätsbeitrag, der zusätzlich zur Nächtigungsabgabe eingehoben wird: vorläufig 50 Cent pro Gast und Nacht.Gratis-Öffi-Ticket für ÜbernachtungsgästeGratis-Öffi-Ticket für ÜbernachtungsgästeGratis-Öffi-Ticket für ÜbernachtungsgästeGratis-Öffi-Ticket für Übernachtungsgäste


Gratis-Öffi-Ticket für Übernachtungsgäste

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