Wer das Haus mit der religiösen Inschrift am Molnarplatz 14 in Hallein sieht, kann nicht ahnen, dass dahinter eine kleine Gartenoase liegt. Der 1000 Quadratmeter große Innenhof ist seit 1966 Bauland und gehört seit 2020 dem Halleiner Immobilienentwickler Ditfried Kurz. Er will dort zehn Eigentumswohnungen bauen lassen. Eine Bürgerinitiative läuft dagegen Sturm. Ein Gutachten der Ortsbildschutzkommission ist noch ausständig.
Nun äußert sich der Halleiner Historiker Wolfgang Wintersteller zu dem Bauprojekt. Es gelte, das Halleiner Ortsbild vor einem nicht mehr gutzumachenden Schaden zu bewahren. "Genau hier, im Dreieck zwischen Oberhofgasse - Molnarplatz - Goldgasse mit Einschluss des Innenhofs ist Hallein vom bäuerlichen Kaff zur Stadt geworden." Eine Öffnung des Innenhofs und ein viergeschoßiger Neubau hätten "eine deutliche Störung der historischen Ansicht" zur Folge.
Wintersteller hat für die Bürgerinitiative bereits vier Mal Führungen veranstaltet. Diese beginnen bei den Resten der historischen Stadtmauer am Gampertorplatz und zweigen bald links ab in die Goldgasse, wo die Häuser auf den Resten der Stadtmauer erbaut wurden. Hier könne man "Mittelalter pur" bestaunen, wie Wintersteller es nennt. Für Autos ist die Gasse viel zu schmal, es können gerade so zwei Menschen nebeneinander gehen.
Die Goldgasse umrundet den Innenhofgarten und endet in einer Treppe, die in die Oberhofgasse mündet. Von keiner Stelle tut sich ein Blick in den Garten auf, er hat keine Zufahrt. Um das Bauprojekt zu verwirklichen, müssten eine Mauer sowie die Treppe abgerissen werden. Diese gehören der Stadt Hallein.
Aus diesem Grund will Wintersteller auch Führungen für die Stadtpolitik sowie für die Mitglieder der Ortsbildschutzkommission durchführen. "Ich wäre neugierig, wie genau die Architekten über die historischen Entwicklungen in diesem Bereich informiert sind." Im Innenhofgarten sei 1945 ein Grab aus der Latène-Zeit (400 vor Christi Geburt) mit Beigaben gefunden worden.
Von der Politik höre er immer wieder, wie wertvoll die Altstadt sei, doch dass man Neues zulassen müsse und keine Käseglocke darüberstülpen dürfe, sagt Wintersteller: "Aber niemand kennt den Käse, der darunter liegt."
Die Ursprünge von Hallein gehen auf die kleine dörfliche Siedlung Muelpach zurück, die 1198 urkundlich erwähnt wird. Aufgrund der riesigen Nachfrage nach Salz holte Erzbischof Eberhard II. von Regensberg um 1200 bergbauerfahrene Zisterziensermönche nach Hallein. Bereits 1230 wurde das Stadtrecht verliehen. Diese Entwicklung sei unvergleichlich rasant erfolgt.