Salzburg hat nun einen Flüchtlingskoordinator. Reinhold Mayer soll die zentrale Stelle leiten, die die Aufnahme von Vertriebenen aus der Ukraine koordiniert.
"Irgendjemand muss das Gesicht der Gesamtorganisation sein. Bisher habe ich das übernommen", sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer auf der Pressekonferenz am Mittwochvormittag im Chiemseehof. Künftig wird dies jedoch der ehemalige Bezirkshauptmann des Bezirks Salzburg-Umgebung übernehmen. Mayer leitete die Behörde von 1998 bis zu seiner Pension 2020. Im Büro des 66-Jährigen sollen nun die Fäden der Flüchtlingskoordination zusammenlaufen. "Ich bin jetzt nicht direkt derjenige, der die Schlafplätze zuweist." Vielmehr halte er die Verbindungen zwischen den Einsatz- und Hilfsorganisationen und koordiniere die Betreuung von Kindern, Pflegebedürftigen und Kranke sowie die Arbeit der Abteilungen des Landes mit den Flüchtlingen.

1200 Ukrainerinnen und Ukrainer wollen in Salzburg bleiben
Täglich kommen 30 bis 100 Flüchtlinge in Salzburg an, heißt es vom Land. Im Ankunftszentrum auf dem Messegelände haben sich bisher etwa 2300 Ukrainerinnen und Ukrainer registriert. 1200 Personen davon würden auch in Salzburg bleiben wollen. Die meisten davon seien in privaten Unterkünften untergebracht, etwa 300 bis 350 Ukrainerinnen und Ukrainer wurden in die Grundversorgung aufgenommen. Das bisher größte Quartier ist seit Montag das Austria Trend Hotel in Wals. Dort sei Platz für 450 Personen - aktuell sind dort 70 Personen untergebracht.
"Wie es nun weitergeht, können wir nicht genau sagen. Das hängt von den Entwicklungen in der Ukraine ab", sagt Haslauer. Das Land habe jedoch die Möglichkeit, kurzfristig weitere Notquartiere zu stellen. "Was wir sicher nicht haben wollen, ist, die Leute in Tiefgaragen unterzubringen."
Erster Schritt Kinderbetreuung
Ein Ziel sei künftig auch die Integration am Salzburger Arbeitsmarkt - auch wenn sich der Zustrom in diesem Bereich stark in Grenzen halte. "Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer wollen wieder zurückkehren", sagt Haslauer. Es hätten sich jedoch bereits 110 Salzburger Unternehmen gemeldet und bereitwillig erklärt, Flüchtlinge anzustellen. Da viele Vertriebene jedoch Frauen mit kleinen Kindern seien, müsste zunächst die Kinderbetreuung organisiert werden, sagt der Flüchtlingskoordinator. "Die Frauen können ja nicht arbeiten, wenn ihre Kinder nicht versorgt sind." Laut Arbeitsmarktservice Salzburg (AMS) wurden bisher 24 Ukrainerinnen und Ukrainer für Jobs vorgemerkt. Nun gehe es darum, deren Fähigkeiten und Ausbildungen zu erfassen und Deutschkurse zu organisieren.
Mayer: "Ich starte nicht bei Stunde null"
Mayer selbst sagt über seine neue Aufgabe: "Ich starte nicht bei Stunde null, die Erstmaßnahmen wurden in bewährter Salzburger Manier hervorragend bewältigt. Es kann auf die gemeinsamen Anstrengungen von Land, Rotes Kreuz, Caritas und Privatorganisationen aufgebaut werden. In meiner Rolle werde ich mich um starke Vernetzung aller, die bereits engagiert tätig sind, bemühen und unterstützend einwirken. Es macht zum Beispiel keinen Sinn, wenn wir Quartiere dort anbieten, wo längerfristig keine Arbeitsplätze sind." Der ehemalige Bezirkshauptmann war während des Bosnien-Kriegs bereits Flüchtlingskoordinator. In den vergangenen Wochen habe er sich auch persönlich engagiert und Kontakt mit geflohenen Ukrainerinnen und Ukrainern aufgebaut. Aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit hat er einen sehr guten Kontakt zu allen Einsatzorganisationen, den Gebietskörperschaften, den zivilen Organisationen und natürlich zum Amt der Landesregierung und den Bezirkshauptmannschaften.
Benefizkonzert in Salzburg
Mittwochabend gibt es in Salzburg ein Benefizkonzert. Am 20 Uhr wird ab 20 Uhr Pergolesis "Stabat Mater" mit Countertenor Andreas Scholl im Salzburger Dom gespielt. Die Aufführung ist den Opfern des Kriegs gewidmet. Zählkarten unter Tel. 0662/828695 bzw. ab 18.30 Uhr vor Ort. Der Eintritt ist frei. Angemessene Spenden erbeten.