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Neuer Anlauf für ein Carsharing in der Stadt Salzburg

Bis 2017 gab es die EMIL-Leihautos in der Stadt Salzburg. Nun soll Carsharing eine neue Chance erhalten - mit Geld der Stadt. Ein Start könnte 2026 erfolgen.

In der Friedrich-Inhauser-Straße gibt es bereits zwei gut genutzte Carsharing-Autos.
In der Friedrich-Inhauser-Straße gibt es bereits zwei gut genutzte Carsharing-Autos.

Bei einem Workshop Anfang Juni waren sich alle 30 Fachleute einig: Die Stadt Salzburg braucht Carsharing, also den Aufbau eines Autoverleihsystem. Konsens war, dass das als Ergänzung zum Öffi-Ausbau wichtig sei; und dass die Verleihstandorte mit den Öffi-Haltestellen und dem geplanten Leihrad-System verzahnt sein müssten. Ziel sei, aus Klimaschutz- und Staugründen so mehr Leute zum Verzicht aufs eigene Auto zu bewegen. Wichtig sei, dass das Angebot über eine App buchbar sein und auch Touristen, Arbeits- und Einkaufspendler ansprechen solle, hieß es.

Beim Workshop referierte Gerd Ingo Janitschek, Gründer der "Family of Power" (Klagenfurt): Diese Firma betreibt neben zig Standorten in ganz Österreich auch die zwei Leih-E-Autos beim Wohnbauprojekt Friedrich-Inhauser-Straße in Salzburg sowie eines mit der Gemeinde Anif. Janitschek: "In der Inhauser-Straße kommen bereits 50 Prozent der Nutzer von außerhalb der Siedlung." Zudem seien diese Autos wochentags mit vier Stunden tagsüber viel besser genutzt als Privat-Pkw. Er mahnte aber: "Carsharing muss finanziell unterstützt werden, weil es sich sonst nicht rechnet."

Schiester: "Start 2026 kann man anpeilen"

Das betonte auch Katharina Mayer: Sie leitet in Graz das Projekt tim ("täglich.intelligent.mobil"), das dort über 80 E-Autos, verteilt auf 31 Standorte, verleiht und 6600 Kunden mit 40.000 Buchungen pro Jahr betreut. 2019 wurde tim auch in Linz (elf Standorte) etabliert. Mayer: "Ein Carsharing-Auto ersetzt 17 Privat-Pkw und erspart acht Kilometer Parkraum." Dieser Raum könne für Grünflächen genutzt werden.

Ein SN-Rundruf bei der Salzburger Stadtregierung zeigte viel Sympathie für einen Carsharing-Neustart, der auch im Arbeitsübereinkommen steht: Verkehrsstadträtin Anna Schiester (Grüne) hat nun einen Amtsbericht beauftragt, der 2025 fertig sein soll: "Ein Start Anfang 2026 ist ambitioniert, aber das kann man anpeilen", sagt sie. Finanziell hofft sie, die zehn Mill. Euro Rücklagen der Parkgaragengesellschaft nutzen zu können. Auch Bgm. Bernhard Auinger (SPÖ) ist für ein von der Stadt mitfinanziertes Projekt. Ihm schwebt im Gegensatz zu den meisten Experten statt eines Starts mit fixen Verleihstationen ein "free floating"-Konzept vor: "Man muss die Leihautos nach der Entlehnung dort stehen lassen können, wo man will", sagt er - und pocht auf eine Ausschreibung: "Für die Umsetzung braucht man einen externen Partner. Auch eine Werbe-Mitfinanzierung ist denkbar."

Dankl: "Auch bei Stiegl-Gründen soll Carsharing ein Thema sein"

Vizebgm. Kay-Michael Dankl (KPÖ plus) ist der Konnex zum Wohnen wichtig: "Oft wird es bei Sanierungen und Nachverdichtungen Thema werden, Carsharing zu integrieren." Er verweist auf die geplanten 500 Wohnungen auf den Stiegl-Gründen, wo sich Schiester bis zu acht Leihautos vorstellen kann. Dankl will zudem die Aktivcard-Nutzer als Zielgruppe, "damit Carsharing nicht nur ein Thema für Gutverdiener bleibt". ÖVP-Vizebgm. Florian Kreibich wäre dafür, "Carsharing so schnell wie möglich" zu etablieren, meint aber auch, dass die Flotte nicht nur E-Autos, sondern "auch einige Hybrid-Pkw" enthalten solle. Ihm ist neben Verkehrsverbund und Umlandgemeinden auch die Salzburg AG ("Sie hat Erfahrung durch EMIL") als Partner wichtig.

Carsharing: Bereits in 18 Gemeinden gibt es ein Angebot


Von 2012 bis 2017
gab es mit EMIL, betrieben von Salzburg AG und Rewe, schon Carsharing in der Stadt Salzburg. Es umfasste 20 E-Autos und 16 Ladestationen. Weil 1,5 Mill. Euro Verlust anfielen, wurde das Projekt 2017 eingestellt. Aktuell gibt es landesweit in 18 Orten Carsharing - also jeder siebten Gemeinde. Groß ist der Flachgauer Verein s.mobil, der 19 (großteils) E-Autos, in zwölf Orten (samt Mondsee/OÖ) betreibt. Zudem gibt es Angebote bzw. Vereine in Anif, Großgmain sowie innergebirg (oft gemeinsam mit Hotels) in Werfenweng, Bischofshofen, St. Johann, Bad Hofgastein, Zell und Leogang. In der Stadt Salzburg gibt es neben der Inhauser-Straße auch den Verein Freiraum Gneis Mobil sowie ein ÖBB-Angebot.