Seniorenheimplätze sind rar. Deshalb und weil es immer mehr ältere Menschen gibt, die selbstständig, trotzdem in Nachbarschaft leben wollen und (noch) nicht auf stationäre Pflege angewiesen sind, wird betreutes Wohnen zum großen Schwerpunkt der Wohnbau- und Sozialpolitik.
Die Gemeinden, das Land und Bauträger sind gefordert und auch in Eigeninitiativen werden ältere Menschen aktiv. Aber ihre Ideen für Wohngemeinschaften gegen die Einsamkeit scheinen meist schwer mit "normalen" Projekten vereinbar zu sein. In Seekirchen etwa bemüht sich der Verein Senioren+Wohngemeinschaft seit Jahren um ein Haus für ein Dutzend Wohneinheiten.
Spatenstich in Eugendorf ruft Seekirchner Verein auf den Plan
Der Spatenstich vor gut einer Woche in der Nachbargemeinde Eugendorf für ein Vorhaben namens Silberlocke mit 24 (betreuten) Wohnungen hat den Vereinsobmann Anton Wintersteller und sein Team wieder auf den Plan gerufen. Die Seekirchner sehen, animiert durch die Eugendorfer Silberlocke, wieder einen Silberstreif, der Hoffnung geben soll. Der Verein wurde vor zwei Jahren gegründet. Ein Projekt war schon sehr konkret. Letztlich blieben aber die Gespräche mit Wohnbaugesellschaften erfolglos - entweder wegen fehlender ausreichend großer Grundstücke oder unterschiedlicher Vorstellungen. "Wir hoffen nach wie vor, dass sich dieses Wohnmodell in Seekirchen realisieren lässt", sagt Wintersteller, der übrigens aus Eugendorf stammt. Er verweist auf 25, früher sogar noch mehr Nennungen von Interessenten, zu achtzig Prozent aus der Gemeinde selbst, der Rest mit engem, zum Beispiel familiärem Seekirchen-Bezug.
Senioren-Wohngemeinschaft mit verpflichtender Nachbarschaftshilfe
"Wir wollen ein auf christlichen Werten basierendes Zusammenleben, uns solidarisch einander unterstützen", sagen die Initiatoren. Dazu zählt auch verpflichtende Nachbarschaftshilfe. Jeder habe seine Talente, die er einsetzen könne. Sie haben sich ähnliche Projekte z. B. in Graz angeschaut. Der Verein veranstaltet am 17. März seine Generalversammlung und ist motiviert, an einem Wohnprojekt aktiv mitzuarbeiten, sieht aber die Hauptaufgabe bei der Gemeinde.
Diese solle wie Eugendorf und auch Thalgau die Voraussetzungen schaffen. Der Seekirchner Bgm. Konrad Pieringer (ÖVP) sieht die Stadt nicht in der Hauptrolle. In einem aktuellen Projekt wollen die Wohnbaugesellschaft Heimat Österreich und die Caritas 15 bis 20 Einheiten bei der Bezirkshauptmannschaft auf den ehemaligen Doll-Gründen errichten. Der Bauträger hat den Grund erworben. Die Gemeinde unterstütze das Projekt natürlich, sagt der Bürgermeister. Realisiert werde es aber von den beiden Partnern. "Wir haben, wie bei allen geförderten Miet- und Mietkaufwohnungen, das Vergaberecht eingefordert." Die Kriterien werden erst erarbeitet.
Wohnbaugesellschaft erteilt privater Initiative eine Absage
Der Verein glaubte, er könnte in dieses Projekt doch noch eingebunden werden. Diesem Ansinnen erteilt der Bauträger endgültig eine Absage. Man habe die vielen Wünsche trotz intensiver, guter Gespräche nicht erfüllen können. Das wäre zu komplex geworden, die Mitglieder würden kein klassisches betreutes Wohnen wollen, sondern sich selbst betreuen, sagt Heimat-Österreich-Geschäftsführer Stephan Gröger. Es wäre unter anderem an der Förderungswürdigkeit, zum Teil bei den Einkommensgrenzen, gescheitert. Zu dem Ergebnis sei man im Einvernehmen gekommen.
Die Vertreter der Wohngemeinschaftsidee verfolgen einen zweiten Plan: möglicherweise auf zwei Grundstücken beim Seniorenwohnheim der Gemeinde. Es gebe Gespräche mit den Eigentümern. Der Platz wäre ihrer Meinung nach ideal, Infrastruktur vor Ort, wie Essen aus dem Heim. Der 74-jährige Obmann selbst sieht sich allerdings nur mehr als Entwickler, nicht als Bewohner.
Für betreutes Wohnen gibt es indessen immer mehr Bauvorhaben. Die Heimat Österreich ist so etwas wie ein Marktführer. "Das ist uns ein besonderes Anliegen", sagt der Geschäftsführer. Das Engagement liegt nicht zuletzt daran, dass die Caritas als Anbieter der Dienstleistung ein Hauptgesellschafter des Bauträgers sei. Projektpartner sei da und dort auch das Hilfswerk. Die Vergabe der Wohnungen erfolge in Abstimmung mit der jeweiligen Gemeinde und zwischen den Partnern. Gröger: "Wir führen Gespräche mit den interessierten Menschen, damit die Richtigen die Wohnungen bekommen."
Das Land verstärkt die Förderung für Seniorenwohnungen
Für die betreuten Mietwohnungen gibt es Förderungen. Die zunehmende Bedeutung zeigt sich in der Statistik des Landes. Das Büro von Wohnbau-Landesrat Martin Zauner (FPÖ) hat Zahlen aus den vergangenen Jahren ausheben lassen: Im Jahr 2000 wurden Förderungen für 42 betreute Wohneinheiten zugesichert, 2001 waren es 94, ein Jahr später 74, 2023 allerdings nur 22 und im vergangenen Jahr 106. Das betraf beziehungsweise betrifft vor allem Projekte in Fuschl, Großgmain, Neumarkt, Thalgau, Wals-Siezenheim, Grödig, der Stadt Salzburg, Puch, Hallein, Bischofshofen, St. Johann, Saalfelden und Unken.
Aufgrund des neuen Salzburger Wohnbauförderungsgesetzes gibt es seit Jahresbeginn eine neue Unterstützung. Zusätzlich zum Darlehen für Bauträger von 1800 Euro pro Quadratmeter generell für Mietwohnungen und zu 720 Euro nicht rückzuzahlendem Einmalzuschuss wird bei Letzterem für das betreute Wohnen ein Bonus von 300 Euro pro Quadratmeter ausgezahlt. "Mit der zusätzlichen Förderung fürs betreute Wohnen wollen wir es möglich machen, dass ältere Menschen lange in ihren eigenen vier Wänden leben können und damit die Seniorenheime entlastet werden", sagt Zauner.
Für Seniorenwohnungen mit Betreuung hat das Land - um Bewohner von Kosten zu entlasten - für 2024 1,68 Millionen Euro bereitgestellt (pro Haushalt 110 Euro Förderungssatz).
Daten & Fakten: Service fürs unabhängige Wohnen
Betreutes Wohnen ist eine Dienstleistung für ältere Menschen in barrierefreien Wohnanlagen, damit die Bewohner unabhängig wohnen und sich sicher fühlen können. Beim Land Salzburg ist das Referat für Familie, Integration und Generationen für die Abwicklung der Förderungen zuständig. Die Vergabe der Wohnungen erfolgt aber nicht durch das Land.
Informationen über die Vergabe der Plätze erhalten Interessenten bei ihrer Gemeinde. In der Stadt Salzburg ist die Seniorenberatung des Magistrats eine Anlaufstelle, die Anmeldung läuft über das Wohnservice der Stadt.
Allein zwischen 2018 und 2023 wurden im Pinzgau, Pongau, Tennengau, Flachgau und in der Landeshauptstadt mittels Wohnbauförderung mehr als 340 Einheiten errichtet. Das Land investierte in diese Projekte insgesamt rund 49 Millionen Euro. Oft sind die Einrichtungen mit Seniorentageszentren verbunden. So auch beim Bauvorhaben in Eugendorf, in dem die Räume des Zentrums auch für die Gemeinschaft des betreuten Wohnens genutzt werden sollen.