Die Gehaltsschere zwischen Frauen und Männern ist weiterhin geöffnet. Pauschalisiert betrachtet bedeutet das, dass Frauen in den ersten 54 Tagen des Jahres in Salzburg gratis arbeiten. Also bis zum 23. Februar. "Erst dann erhalten sie das gleiche Jahreseinkommen wie Männer", sagt Jacqueline Beyer, Landesgeschäftsführerin des AMS Salzburg. Aktuell beträgt der Gehaltsunterschied in Salzburg im Durchschnitt 14,8 Prozent. Basis ist die Vollzeitbeschäftigung. Frauen verdienen laut der Salzburger Arbeiterkammer (AK) im Schnitt 3262 Euro brutto (14 Mal jährlich) - Männer 3828 Euro. Der Unterschied zwischen den Gehältern liegt bei 14,8 Prozent. Im Bundesländervergleich reiht sich Salzburg damit auf Platz 5 ein. Österreichweit arbeiten Frauen bis 13. Februar gratis. Fast geschlossen ist die Gehaltsschere übrigens in Wien.
AMS-Landeschefin spricht von strukturellen Benachteiligungen
In der Salzburger Wirtschaftskammer ortet man eine Besserung: "Im Vergleich zum Vorjahr wurde wieder ein Tag gutgemacht, 2010 fiel er noch auf den 13. April. Die Tendenz ist also eindeutig positiv", sagt Marianne Kusejko, WKS-Vizepräsidentin und Geschäftsführerin von Sigmatek. Wie erklärt man sich in der WKS den Mittelrang im Bundesländervergleich? "Alle anderen westlichen Bundesländer mit ähnlicher Wirtschaftsstruktur wie Salzburg liegen deutlich zurück", heißt es. Zudem habe Salzburg mit 74,2 Prozent die höchste Erwerbstätigenquote von Frauen in Österreich. Im Vergleich: Wiens Quote beträgt 63,6 Prozent.
Die Ursache für die Lohnlücke sieht die AMS-Landeschefin in der strukturellen Benachteiligung, mit der Frauen konfrontiert seien. "Nach einer Karenz haben Frauen oft Schwierigkeiten, wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen oder in gleichwertige Positionen zurückzukehren."
Ines Grössenberger von der AK betont, dass die Väterbeteiligung beim Wiedereinstieg in das Arbeitsleben in Salzburg sehr gering sei (15,3 Prozent). Was bedeutet, dass Frauen weiterhin eine Stundenreduktion in Kauf nehmen. "Das kann sich dann auf die Gehaltsvorrückung auswirken."
Unternehmerin betont: "Nur wenn die Wirtschaft ein Interesse an den Frauen hat, wird sich was ändern"
Neben strukturellen Problemen ortet die Salzburger Unternehmerin und Autorin Pamela Obermaier auch weiterhin ein gesamtgesellschaftliches Haltungsproblem: "Oftmals wird noch immer die Ansicht vertreten, dass für Frauen Erfolg und Geld nicht gemacht sind, das stößt mir auf." Obermaier ist überzeugt: "Nur wenn die Wirtschaft ein Interesse an den Frauen hat, wird sich was ändern." Die Gleichstellung von Frau und Mann in der Arbeitswelt würde zudem auch den Männern dienen, sagt Obermaier. Es gehe um eine geschlechtsübergreifende Gleichstellung.
Grössenberger merkt an, dass es vor allem Gehaltstransparenz bedürfe, damit überhaupt seriös über die Gehaltsfrage debattiert werden könne. "Bis Juli 2026 muss eine EU-Richtlinie dafür umgesetzt sein." Gesellschaftlich gehe es bei der Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt auch nach wie vor um die Möglichkeit der institutionalisierten Kinderbetreuung. "Es geht immer um die Freiheit bei der Wahl der Betreuungsmöglichkeit, um von der Teilzeit in die Vollzeit zu kommen", sagt Grössenberger.