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Wie Pilzmyzel Verpackungen wachsen lässt

25-jährige FH-Absolventin wurde für ihre Masterthesis mit dem Würdigungspreis des Wissenschaftsministeriums ausgezeichnet.

Preisträgerin Maren Gramitzky mit FH-Rektor Dominik Engel und Sektionschef Elmar Pichl bei der Übergabe des Staatspreises in Wien.
Preisträgerin Maren Gramitzky mit FH-Rektor Dominik Engel und Sektionschef Elmar Pichl bei der Übergabe des Staatspreises in Wien.

"Vor zehn Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich eines Tages an Pilzen forschen und dafür einen Preis gewinnen würde", sagt Maren Gramitzky. Die FH-Salzburg-Absolventin des Studiengangs Holztechnologie und Holzbau hat sich in ihrer Masterarbeit der Forschung an Pilzmyzelien gewidmet. Dafür wurde die 25-jährige Münchnerin nun mit dem Staatspreis des österreichischen Bildungs-, Forschungs- und Wissenschaftsministeriums gewürdigt.

Konkret ging Maren Gramitzky der Frage nach, wie Pilzmyzel zur gezielten Herstellung von 3D-Formen eingesetzt werden kann. Bei Pilzmyzel handelt es sich um das unterirdische Wurzelgeflecht von Pilzen. Es kann in verschiedene Formen wachsen und ermöglicht die Entwicklung von Produkten, die vollständig biologisch abbaubar sind. Notwendig dafür sind Nährstoffe wie Zucker und Stärke, die sich in biogenen Reststoffen wie in Holzspänen befinden. Während die Pilzmyzelien in einem Brutschacht wachsen, verbinden sie sich mit dem Strukturmaterial - in dem Fall mit den Holzspänen - zu einem neuen Rohstoff. Zum Einsatz kommen dabei Hohlkörper, die das spätere Aussehen des Produktes bestimmen und sich nach dessen Verwendungszweck richten. Ein Anwendungsbeispiel dafür sind etwa biologisch abbaubare Urnen. Aber auch Pflanzentöpfe könne man auf diese Weise "wachsen lassen", erklärt Alexander Petutschnigg, der Leiter des Departments Design and Green Engineering. Er hat die Masterarbeit betreut. Und: Verwerte man etwa Kaffee als Strukturmaterial, dann diene der biologisch abbaubare Pflanzentopf gleichzeitig als Dünger, erklärt er.

Die nunmehrige Auszeichnung zeige, dass sich die harte Arbeit und die jahrelange Forschung gelohnt hätten und diese Leistung auch wertgeschätzt werde, betonte Maren Gramitzky. Als Junior Researcher wird sich die Preisträgerin im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Sustainable Materials and Technologies am Campus Kuchl weiterhin diesem Thema widmen. Maren Gramitzky sei in ihrem Forschungsbereich eine Vorreiterin, betont Petutschnigg. Zum einen gebe es noch Grundlagen zu erforschen, zum anderen gehe es auch in Richtung Verpackung. Mit Pilzmyzel hergestellte Rohstoffe könnten etwa Styropor ersetzen. Es gebe konkrete Anfragen von Firmen, die Interesse daran hätten, ihre biogenen Abfälle auf diese Weise upcyceln zu lassen. Auch das Pilzmyzel, mit dem Maren Gramitzky arbeitet, ist ein biologisches Abfallprodukt. Es stammt aus der Erzeugung von Pilzen wie Kräuterseitlingen.

Der Werkstoff Pilzmyzel ist mit weiteren innovativen kreislauffähigen Materialien noch bis 28. Februar in der Ausstellung "Circular Materials" im Architekturhaus in Salzburg zu sehen - bei freiem Eintritt. Die Ausstellung zeigt Forschungserkenntnisse der FH Kuchl. "Die Ergebnisse sollen inspirieren, informieren und zur Transformation der Produkt- und Baukultur hin zu zirkulären Stoffkreisläufen motivieren", betont Michael Ebner, Kurator und Fachbereichsleiter Furniture & Interior Design.

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