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Die Schwammerlsaison in Salzburg beginnt: Eine Pilzberatung gibt es nicht mehr

Mit dem Regen keimt auch die Hoffnung der Schwammerlfans auf eine gute Saison auf. Doch es gibt kein Angebot für Pilzberatung mehr.

Die Pilzausbeute kann man in Salzburg nicht mehr von Profis prüfen lassen.
Die Pilzausbeute kann man in Salzburg nicht mehr von Profis prüfen lassen.

Der Regen der vergangenen Tage war ein Segen für Parasol, Herrenpilz und Eierschwammerl. Sie sprießen bereits aus den Böden der Salzburger Wälder. Das Eierschwammerl ist einer der am weitesten verbreiteten Pilze weltweit und hat wenig Verwechslungspotenzial. Man könnte sich bei ihm also in Sicherheit wiegen, wenn da nicht der tödliche Spitzgebuckelte Raukopf wäre.

Optimal wäre ein Besuch bei einem Experten, der genau weiß, welche Pilze genießbar und welche giftig sind. Seit dem vergangenen Jahr gibt es die beliebte Pilzberatung im Haus der Natur aber nicht mehr. Und damit gibt es nun keine einzige öffentliche Pilzberatungsstelle in Salzburg mehr, obwohl das Beratungsangebot stark nachgefragt war.

Weil es momentan keinen Experten für Mykologie - so nennt sich die Wissenschaft der Pilze - im Team gibt, wurde die Beratung komplett eingestellt. "Derzeit wird nicht überlegt, das Angebot nachzubesetzen", sagt Torsten Klade vom Haus der Natur.

Wenn die Pilzsaison schwach ausfällt, gibt es womöglich gar keinen großen Bedarf für Beratungen. Aber wie gut oder schlecht wird das heurige Schwammerljahr? Eine Vorhersage lasse sich nur schwer bis gar nicht treffen, erläutert Irmgard Greilhuber von der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft. Die drei Voraussetzungen für ein gutes Schwammerljahr sind hohe Luftfeuchtigkeit, die richtige Temperatur (nicht zu warm, aber auch nicht zu kalt) und Fichten. Mit diesen lebt das Eierschwammerl in Symbiose, das heißt, der Pilz und der Baum tauschen wichtige Nährstoffe aus und unterstützen sich gegenseitig im Ökosystem Wald. Greilhuber: "Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, wird das Schwammerl etwa zehn Tage später aus dem Boden sprießen. Das Schwammerl wächst nämlich nicht über Nacht!"

Alois Doppler von der Berg- und Naturwacht Lungau stimmt sich optimistisch, denn wie viele Eierschwammerl dieses Jahr wachsen, hängt nicht nur von den jetzigen Temperaturen ab, den Grundstein für ein erfolgreiches Pilzjahr legt die Natur bereits im Frühling. Das, was man sammelt, ist die "Frucht" des Pilzes, aber der größte Teil, das Myzel, lebt tief unter der Erde. Die milden Temperaturen des Frühlings waren damit ideal für das Wachstum des Myzels, aber für die Frucht müssten auch im Sommer die Voraussetzungen stimmen.

Sammler können zurzeit vor allem im Lungau Eierschwammerl finden. Im Lauf des Monats Juli wird die Saison voraussichtlich ihren Höhepunkt erreichen. "Die Zeiträume, in denen die Pilze sprießen, sind in den vergangenen Jahren immer kürzer geworden", erklärt Doppler. "Dafür treiben auch mehr Pilze aus." Er vermutet, dass dieses Phänomen auf den Klimawandel zurückzuführen ist.

Die Berg- und Naturwacht hat jedes Jahr mit Sammlern zu kämpfen, die sich nicht an die Regeln halten. Vor zwei Jahren erwischte man bei einer Kontrolle zwei Männer mit 18 Kilogramm Pilzen im Gepäck. In solchen Fällen handle es sich dann nicht um ein Naturschutzvergehen, sondern tatsächlich um Hehlerei.

Thomas Rücker will auch keine große Vorhersage über das heurige Schwammerljahr treffen. Er ist Sachverständiger für Mykologie und wird von Krankenhäusern in Fällen von Vergiftungen kontaktiert. Für das Identifizieren von Speisepilzen sollte man sich laut Rücker keinesfalls auf Erkennungs-Apps verlassen. "Diese geben ein falsches Gefühl von Sicherheit, liegen aber oft daneben. Bei Übelkeit nach dem Verzehr von gesammelten Pilzen sollte nicht gezögert werden, das Krankenhaus aufzusuchen." Am besten nehme man noch die Pilzreste mit, damit Sachverständige wie Rücker schneller den giftigen Pilz identifizieren könnten.

Auf Salzburgs Wochenmärkten wird hoffnungsvoll auf die Pilzsaison geschaut. Claudia Wind vom Greilhof in Mörtelsdorf bei Tamsweg ist jede Woche auf der Schranne in Salzburg mit einem Stand vertreten. Sie erzählt, dass zwar momentan noch nicht viele Eierschwammerl aus der Gegend verkauft werden, in den nächsten Wochen rechnet sie aber mit mehr Pilzen. "Wenn es weiterhin so fleißig regnet, dann wird's ein gutes Jahr für die Eierschwammerl", verspricht sie.

Die Regeln für Schwammerlsucher in Salzburg

In Salzburg gilt, dass pro Person und Tag nicht mehr als zwei Kilogramm Pilze für den Eigenbedarf gesammelt werden dürfen. Der genehmigte Zeitrahmen fürs Sammeln ist zwischen 7 und 19 Uhr. Waldbesitzer müssen erlaubt haben, dass auf ihrem Grund gesammelt wird. Das ist meist gut ausgeschildert. Ungenießbare Pilze sollten unbedingt stehen gelassen werden. Auch sie sind wichtig für den Erhalt des Waldes.