Bei Auseinandersetzungen mit Fans am Rande des Finalspiels der Fußball-Europameisterschaft zwischen England und Italien, das die Azzurri mit 3:2 im Elfmeterschießen gewannen, sind nach Behördenangaben 19 Polizisten verletzt worden. Das sei völlig inakzeptabel, erklärte die Polizei am Montagmorgen via Twitter. Im Laufe des Sonntags seien 49 Personen wegen einer Vielzahl von Straftaten festgenommen worden. Die Polizei dankte zugleich Zehntausenden Fans, die sich friedlich verhalten hätten. Vor dem EM-Finale in London hatten zahlreiche Fußballfans versucht, ins Wembley-Stadion zu stürmen, und das auch teilweise geschafft. In Videos waren Schlägereien an den Eingängen zum Stadion zu sehen.

Personengruppe stürmte vor dem Spiel in das Wembley-Stadion
"Wir verurteilen aufs Schärfste das Verhalten einer Gruppe von Menschen, die vor dem Finale der EURO 2020 ins Wembley-Stadion eingedrungen ist. Das ist völlig inakzeptabel", hieß es vom englischen Fußballverband FA. Der Verband werde mit den zuständigen Behörden zusammenarbeiten, um "gegen jeden vorzugehen, der illegal in das Stadion eingedrungen ist". In der Innenstadt der britischen Metropole herrschte in den Stunden vor dem Spiel teilweise Ausnahmezustand. Nach der Niederlage der englischen Mannschaft versuchte die Polizei, die Menschenansammlungen vor der Arena aufzulösen. Es wurden Bierflaschen geworfen und Songs gegen Italien gesungen. "Diese Leute sind eine Peinlichkeit für die englische Mannschaft und alle wahren Fans, die eines der wichtigsten Spiele unserer Geschichte genießen wollten", twitterte die FA.
Trainer Southgate für Wahl der Elferschützen kritisiert
Sportlich stand der englische Trainer Gareth Southgate im Mittelpunkt der Kritik: Die früheren deutschen Weltmeister Per Mertesacker und Christoph Kramer haben die Auswahl der englischen Schützen im Elfmeterschießen beim EM-Finale kritisiert. Vor allem die Entscheidung für die kurz vor Ende der Verlängerung eingewechselten Marcus Rashford und Jadon Sancho sei "sehr fahrlässig" von Nationaltrainer Gareth Southgate gewesen, befand Mertesacker im ZDF. Beide hatten verschossen, ehe dann auch der erst 19 Jahre alte Bukayo Saka scheiterte und die Three Lions 2:3 gegen Italien verloren. Rashford (23) und Sancho (21) seien "in der Konstellation bei diesem Turnier nicht die richtige Wahl", sagte auch ZDF-Experte Kramer. Coach Southgate habe sie während der EM weitgehend "links liegen lassen", zudem seien sie "blutjung". Sie dann sehr spät in die Partie zu bringen mit dem Auftrag, einen Elfmeter zu verwandeln, sei "psychologisch einfach nicht gut. Sie haben sowieso kein gutes Gefühl, weil sie das ganze Turnier der Mannschaft nicht wirklich helfen konnten, weil sie nicht wichtig waren", sagte Kramer.
Fehlschützen Rashford, Sancho und Saka rassistisch beleidigt
Doch es gab nach dem Elfmeterdrama auch ein unrühmliches Nachspiel in den sozialen Netzwerken: Nach rassistischen Beleidigungen gegen die erfolglosen Schützen Saka, Rashford und Sancho hat sich der englische Fußballverband gewehrt. "Die FA verurteilt alle Formen von Diskriminierung und ist erschüttert über den Rassismus online, der in den sozialen Netzwerken auf einige unserer England-Spieler zielt", hieß es in einer in der Nacht zu Montag verbreiteten Stellungnahme.
"Wir könnten nicht deutlicher machen, dass jeder, der hinter solch widerlichem Verhalten steckt, als Anhänger unseres Teams nicht willkommen ist. Wir werden tun, was wir können, um die betroffenen Spieler zu unterstützen, und drängen zugleich auf die härtestmöglichen Strafen für jeden, der verantwortlich ist", schrieb die FA weiter. Nach Angaben der US-Nachrichtenagentur AP ermittelt die Londoner Polizei wegen "beleidigender und rassistischer" Nachrichten in den sozialen Netzwerken.
Boris Johnson verurteilt Rassismus-Beleidigungen
Sogar Regierungschef Boris Johnson hat sich nach den Rassismus-Beleidigungen eingeschaltet: Der Premierminister mahnte zu mehr Respekt: "Dieses England-Team verdient es, als Helden verehrt und nicht rassistisch beschimpft zu werden", twitterte der Regierungschef am Montagmorgen. "Die Verantwortlichen für diese entsetzlichen Beschimpfungen sollten sich schämen."