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Fußball-EM: Österreich steht nach 1:0-Sieg gegen die Ukraine im Achtelfinale

Riesenjubel in Rot-Weiß-Rot in Bukarest: Mit einem 1:0-Sieg sicherte sich Franco Fodas Team Platz zwei in der Gruppe C. Im Achtelfinale wartet nun am Samstag im Londoner Wembley-Stadion das bislang überragende Team aus Italien.

Das 1:0 durch Christoph Baumgartner.
Das 1:0 durch Christoph Baumgartner.
Torschütze Christoph Baumgartner bereitete der ukrainischen Mannschaft Probleme, musste aber früh ausgewechselt werden.
Torschütze Christoph Baumgartner bereitete der ukrainischen Mannschaft Probleme, musste aber früh ausgewechselt werden.
Der anschließende Jubel der Österreicher.
Der anschließende Jubel der Österreicher.
Duell der Topstars: Marko Arnautovic und Andrij Jarmolenko.
Duell der Topstars: Marko Arnautovic und Andrij Jarmolenko.
Florian Grillitsch steht bei dieser EM erstmals in der Startelf und überzeugt im zentralen Mittelfeld.
Florian Grillitsch steht bei dieser EM erstmals in der Startelf und überzeugt im zentralen Mittelfeld.
Österreichs Startelf gegen die Ukraine.
Österreichs Startelf gegen die Ukraine.
Österreichs Startelf gegen die Ukraine.
Österreichs Startelf gegen die Ukraine.

Österreichs Fußball-Nationalmannschaft steht im Achtelfinale der EURO 2020. Mit einem 1:0-Sieg gegen die Ukraine fixierte die ÖFB-Elf am Montag Platz zwei in der Gruppe C. Das Attribut "historisch" ist keine Übertreibung: Zum ersten Mal seit der WM 1982 übersteht Österreich damit die Gruppenphase bei einem Großereignis. Nach der engagierten Leistung gibt es als Belohnung am Samstag (21 Uhr) in London ein Match gegen eines der bislang besten Teams bei dieser EURO, gegen Italien. Der ungeschlagene Sieger der Gruppe A hat noch kein Gegentor erhalten. Gruppensieger Niederlande ließ im Parallelspiel Nordmazedonien mit einem 3:0 (2:0) keine Chance.

Mehr offensive Durchschlagskraft als beim 0:2 gegen die Niederlande vor vier Tagen in Amsterdam war gefragt. Franco Foda hatte nach langem Grübeln die Lösung gefunden und neben dem zurückgekehrten Hoffnungsträger Marko Arnautovic Florian Grillitsch aufgeboten. Der Hoffenheim-Legionär, der nachdrücklich auch vor den Kameras seinen Startelf-Einsatz eingefordert hatte, rückte anstelle von Andreas Ulmer in die Startelf. Die linke Verteidigerposition des Salzburgers übernahm David Alaba - das Experiment mit dem künftigen Real-Madrid-Star als Abwehrchef ist vorerst beendet.

Der Großteil der 16.000 zugelassenen Zuschauer in der Arena Nationala waren unüberhörbar Fans der Ukraine. Alle anderen Statistiken sahen bereits Österreich nach einer entschlossenen Anfangsphase im Vorteil: 56:44 Prozent Ballbesitz, 6:0 Torschüsse, 5:1 Eckbälle. Und genau dieser fünfte Corner brachte in der 21. Minute die hochverdiente 1:0-Führung: Alaba führte aus, Christoph Baumgartner stand richtig und traf mit der Schuhsohle.

Nun war auch die akustische Unterlegenheit im Stadion vorbei. "Oh wie ist das schön!" sangen die mitgereisten Anhänger des Nationalteams. Zehn Minuten nach dem 1:0 war die Partie für den Torschützen schon beendet. Baumgartner, der schon vor dem Treffer im eigenen Strafraum K.o. gegangen war, ging mit einem Brummschädel vom Platz, für ihn kam Alessandro Schöpf zu seinem ersten Einsatz bei der EURO 2020. Aber an der Überlegenheit der Österreicher, die mit frühem Attackieren den Ukrainern die Spielfreude nahmen, änderte sich wenig. In der Phase hin zur Halbzeitpause entstand ein richtiges Powerplay, aber kein zweites Tor. Konrad Laimer scheiterte mit einem Bogenschuss an Torhüter Georgi Buschtschan (37.), nach einem Konter über Schöpf verzog Arnautovic (42.), Marcel Sabitzer und Arnautovic vergaben in aussichtsreicher Position (45.+2). Der nach seiner Sperre wieder aufgebotene China-Legionär war sichtlich nicht bei hundert Prozent, kämpfte aber aufopfernd.

Unverändert verlief das Spiel nach Wiederanpfiff. Das Spiel der Österreicher erforderte viel Laufarbeit. Die Partie erinnerte an eine andere Großtat der vergangenen Jahre, als mit einem 1:0-Triumph gegen Russland in Moskau ein großer Schritt zur EURO 2016 gemacht worden war. So wie damals herrschte drückende Hitze im Stadion. Die Kräfte ließen auf beiden Seiten sichtlich nach. Torhüter Daniel Bachmann war gefordert, als der eigene Verteidiger Stefan Lainer ihn mit einem Kopfball prüfte (62.).

Doch abgesehen von dieser Szene machten die Ukrainer nie den Eindruck, ein Comeback wie beim 2:3 gegen die Niederlande hinlegen zu können. Nach drei Minuten Nachspielzeit war es vollbracht - Österreich steht unter den besten 16 Teams Europas.

Stimmen zum Spiel

Torschütze Christoph Baumgartner: "Ich kann es noch nicht richtig realisieren. Wir genießen jetzt einmal den Tag gemeinsam. Wir haben alle eine schwere Zeit hinter uns mit diesem Corona-Dreck. Das ist heute etwas ganz Besonderes. Nach meinem Zusammenstoß habe ich immer mehr Druck auf den Kopf gekriegt. Aber so etwas nimmt man an so einem Tag gern in Kauf. Ich bin einfach nur überglücklich. Wir haben Geschichte geschrieben. Aber die Geschichte ist noch nicht vorbei."

Florian Grillitsch, der zum "Man of the Match" gekürt wurde: "Wir wussten immer, welches Potenzial in uns steckt. Wir haben Superfußball gespielt vor allem in der ersten Halbzeit. Die zweite Halbzeit war erwartungsgemäß viel schwieriger. Da haben wir etwas mehr Druck bekommen. Es ist unglaublich, wir sind stolz, dass wir für Österreich ein historisches Ergebnis erzielt haben. Jetzt nach Wembley und gegen Italien - gibt's war Schöneres? Auf so etwas arbeitet man hin. Jetzt feiern wir einmal, dann konzentrieren wir uns auf Italien."

Torhüter Daniel Bachmann: "Wir haben eine überragende Leistung erbracht. Schon in der ersten Halbzeit hätten wir 3:0 oder 4:0 führen müssen. Die Mannschaft hat geil gekämpft. Dass wir zu Null spielen, das ist mein Job. Der Gegner hat uns das Leben noch etwas schwer gemacht, das war uns klar. Wir stehen verdient im Achtelfinale. Es gibt keine größere Fußballbühne als das Wembley, und das gegen eine der besten Nationen der Welt. Aber wenn wir so spielen wie heute, können wir es jedem Gegner schwer machen."

Marko Arnautovic: "Ich bin überglücklich. Ich kann nicht mehr stehen, habe Schmerzen im Körper. Nach sechs Wochen Verletzung 90 Minuten zu spielen bei diesem Wetter war brutal. Ich bin überhappy. Niemand hat geglaubt, dass wir ds schaffen. Ich denke, bei meinen Chancen muss ich die Tore machen. Die Kritik daran stecke ich ein. Aber wir müssen heute nicht über meine Chancen reden, wir haben gewonnen. Das hat man auf dem Platz gemerkt, das alle das wollten."

Teamchef Franco Foda:
"Wir waren überzeugt, dass wir das heute schaffen können. Das haben wir vorher angesprochen, dass wir Geschichte schreiben können. Das ist uns eindrucksvoll gelungen. Wir haben gezeigt, dass wir unbedingt gewinnen wollen. Es war eine fantastische Leistun von jedem einzelnen. Das macht mich als Teamchef stolz. Wir waren entschlossen und mutig. Zwischendurch sind wir etwas passiv geworden, das war einfach der Hitze geschuldet. Die Schwächen der Ukrainer haben wir auf den Flügeln gesehen, dort wollten wir zum Erfolg kommen und Überzahl erzielen. Das ist perfekt gelungen. Wir genießen jetzt den Moment. Gegen Italien zu spielen, das ist der Wahnsinn. Sie haben ewig nicht verloren. Aber irgendwann kommt der Punkt. Jetzt scheint das unmöglich, aber wir werden uns gezielt vorbereiten. Die Freude nach dem Spiel war Wahnsinn. Wir haben für das ganze Land gespielt, für Österreich. Und vor allem haben wir die Fans hier belohnt, für ihre Reisestrapazen."

David Alaba: "Ich denke, dass wir uns heute verdient haben, ins Achtelfinale aufzusteigen. Der Schlüssel war, dass wir mental sehr stark waren, in jeden Zweikampf giftig hineingegangen sind. Wir wollten es unbedingt. Von Italien hat man gesehen, was sie können und welche Gruppenphase sie gespielt haben. Gegen so eine Mannschaft im Achtelfinale zu spielen, ist großartig. Wir sind hier, um zu träumen. Schauen wir, was noch geht."

Das Match zum Nachlesen im Liveticker:

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