Jürgen Klopp fordert Fußball mit Wiedererkennungswert: "Das wollte Dietrich Mateschitz immer so haben"
Jürgen Klopp startete mit einer großen Show und wenig konkreten Inhalten in seine neue Aufgabe als Fußballchef von Red Bull.
Die Gäste kamen aus ganz Europa, sogar aus Ägypten reiste ein Journalistenteam an, um der offiziellen Vorstellung von Jürgen Klopp am Dienstag im Hangar-7 am Salzburger Flughafen beizuwohnen. Nicht nur vom enormen Interesse, sondern auch von der überzogenen Aufmachung seiner Präsentation zeigte sich der neue Fußballchef von Red Bull überrascht. Fast schüchtern marschierte Klopp unter Beifall der Journalisten daher auf die Bühne. Doch Frage für Frage fühlte er sich wohler, kam in einen Redefluss, wie man es von ihm als Trainer-Entertainer kennt - und beantwortete in den folgenden 87 Minuten kunterbunte Fragen zu seinem neuen Job und zum aktuellen Geschehen im Weltfußball.
Klopp: "Es ist genau das, was ich machen wollte"
Kern seiner Aussagen war aber, dass er mit großem Engagement zur Sache gehen wird. "Es ist genau das, was ich machen wollte, nachdem ich mich vor sieben Monaten aus Liverpool verabschiedet habe", sagte der 57-jährige Deutsche, der sich nach den ersten Tagen als sogenannter Head of Global Soccer schon gut einarbeiten konnte. "Mittlerweile habe ich auch selbst begriffen, dass ich hier von Nutzen sein kann. Ich möchte kein Passagier sein oder irgendein Promi bei Red Bull. Ich will meinen Beitrag leisten. Das kann ich."
Klopp bezeichnete sich als "offenes Buch"
Zu den Gründen, warum er sich nach seiner Auszeit gerade für den Job als Fußballchef der Red-Bull-Clubs entschieden hat, sagte Klopp: "Ich bin ein neugieriger Mensch. Ich möchte in dieser Position all meine Erfahrung einbringen und den Fußball verbessern." Und er bekräftigte, dass er sich definitiv nicht mit einzelnen Spieltagen beschäftigen, sondern eine ganzheitliche Perspektive haben werde. Er wolle Synergieeffekte finden, Sportarten zusammenbringen, sodass man voneinander lernen könne. "Dafür bietet Red Bull ja die idealen Rahmenbedingungen. Und das tut auf diesem Niveau niemand", meinte Klopp und sinnierte von einem möglichen Treffen mit Formel-1-Weltmeister Max Verstappen.
Er selbst bezeichnete sich als "offenes Buch". "Es ist leicht, sich mit dem Red-Bull-Kosmos zu identifizieren und hier etwas Großes entstehen zu lassen", meinte Klopp, der Menschen helfen möchte, "besser zu werden, zum Erfolg zu führen, Flügel zu verleihen". Der Marketingapparat Jürgen Klopp läuft schon auf Hochtouren.
Klopp mit wenig konkreten Inhalten
Und schließlich erinnerte der neue Fußballchef an die Idee, warum der 2022 verstorbene Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz überhaupt in den Fußball eingestiegen ist. "Wir brauchen einen Wiedererkennungswert, das wollte Dietrich Mateschitz immer so haben. Wo auch immer wir teilnehmen, wollen wir die Favoriten sein."
Unkonkret blieb Klopp jedoch, als er immer und immer wieder nach seinen Jobinhalten gefragt wurde: "Wenn ich der Öffentlichkeit heute die Idee mitteile, dann werde ich jeden Tag danach gefragt, und das hindert mich an der Arbeit." Er hoffe, dass sich das aktuell so große Interesse an seiner Person "bald ein bisschen beruhigt". Nach der Pressekonferenz war zumindest der Red-Bull-Homepage zu entnehmen, was die genauen Aufgaben Klopps sind. In dicken Lettern stand da: Talente entwickeln, Präsenz etablieren, Legacy fortführen, taktische Visionen umsetzen, Big Game Mentality fördern.
Keine Rede von Red Bull Salzburg
Die Rede war dabei stets von Leipzig, New York, RB Bragantino, FC Paris und Ōmiya Ardija in Japan, wo Red Bull Clubeigner ist, und nicht von Red Bull Salzburg, FC Torino und Atlético Madrid, wo der Energydrink-Konzern nur als Sponsor auftritt. Über die Salzburger, bei denen sein langjähriger Co-Trainer und Freund Pepijn Lijnders vor Kurzem gefeuert wurde, meinte Klopp nur: "Manchmal ist es im Fußball so, dass es nicht zusammenpasst. Von außen betrachtet war die Qualifikation für die Champions League toll, vielleicht war es aber auch ein Teil des Problems." Mehr könne er dazu aber nicht sagen, weil er die Leute bei Red Bull Salzburg noch kennenlernen müsse.
Und wo wird der neue Head of Global Soccer sein Büro aufschlagen? "Die Welt ist mein Büro. Und der Laptop von Mario Gómez (als Technischer Direktor bei Red Bull die rechte Hand von Klopp, Anm.)." Am Ende erlaubte sich Klopp noch ein Scherzchen über die wahrscheinlich längste Pressekonferenz, die es je gab, und verschwand.
Sein nächster Stopp: Brasilien. Ob er dort weniger Beachtung findet als am Dienstag in Salzburg?
Die Pressekonferenz zum Nachschauen
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