Bontus: "Ich bin überwältigt"
"Ich habe keine Worte, ich bin überwältigt. Bei Olympischen Spielen kann alles passieren. Ich bin unglaublich froh, ganz oben zu stehen", sagte Bontus im ersten Interview auf ORF, ehe er zur Siegerehrung am Strand schritt. Danach folgten weitere Medientermine und die Feierlichkeiten, auch mit den ebenfalls vergoldeten Vadlau und Mähr. "Heute wird noch das ein oder andere Bier gezwitschert."
Bontus war nicht zu schlagen
Nach dem Sieg von Bontus im ersten Rennen am Donnerstag musste das weitere Finalprozedere wegen Leichtwinds vertagt werden. Auch am Freitag war der 23-Jährige zunächst nicht zu stoppen. Der Niederösterreicher holte im zweiten Rennen den zweiten "Win" und erarbeitete sich damit einen Showdown gegen Vodisek, der mit zwei "Wins" Vorsprung ins Finale gestartet war. Der Slowene stürzte in der Entscheidung, Bontus gewann erneut und krönte sich zum Olympiasieger. Er erklärte: "Die anderen haben ihr Board noch gewechselt, die sind nervös geworden. Aber ich war mir sicher, dass die Wahl die richtige ist." Das bestätigte sich für ihn im dritten Lauf, in dem er die Gegner souverän kontrollierte: "Es war genau die Windrichtung, die ich erwartet und gebraucht habe. Ich habe genau gewusst, was ich machen muss."
Bontus: "Mein Trainer spricht mir immer gut zu"
Der Bewerb vor Marseille wurde zur diese Woche aufgrund des Windes zur Geduldsprobe für die Kitesurfer. "Da gibt es keine Tricks, es ist ein super Team hinter mir vom Segelverband und dem Olympischen Komitee. Mein Trainer spricht mir immer gut zu, wir haben recht viel Spaß am Wasser. Ich glaube, das ist der Vorteil, den ich den anderen gegenüber habe, dass ich wirklich Spaß an dem Ganzen habe", sagte Bontus. "Wenn ich Vierter geworden wäre, so what? Mein Leben geht weiter."
Bontus wäre gern mehr Rennen gefahren
Insgesamt wäre er aber gern mehr Rennen gefahren, in der Eröffnungsserie waren es nur sieben. "Normalerweise haben wir fünf Tage und fahren bis zu zwanzig Rennen. Hier sind wir nur sieben gefahren. Das ist ein bissl mau." Aber es seien, egal ob nach zwanzig oder nach sieben Rennen, meist die gleichen Leute obenauf. Beim Training vor Marseille habe es oft gute Situationen mit dem Wind gegeben. "Wir sind immer gut rausgekommen. Kurioserweise sagen alle, die Spiele sind anders, so war es dann wirklich."
Bontus wurde in Marseille von einer großen und vor allem lautstarken Fangemeinschaft aus Familie und Freunden angefeuert. Auch aus Garmisch-Partenkirchen. "Meine Freundin Martina ist aus Garmisch, wir sind dort zusammengezogen. Es sind recht viele Leute hier." Die Eltern hatten ein Haus mit Blick auf die Bucht und den Rennkurs gemietet.
Erst seit zweieinhalb Jahren Race-Kiter
Der Niederösterreicher Bontus surft erst seit zweieinhalb Jahren mit dem bis zu 75 Stundenkilometer schnellen Race-Kite. "Mein Plan war eigentlich auf 2028 ausgerichtet. Im Moment bin ich auf der Welle oben, ich versuche mich dort zu halten", sagt der 105-Kilo-Mann, der spätestens heuer mit WM-Bronze in den Kreis der Medaillenanwärter aufgestiegen ist.
Bontus sagte dazu: "Ich bin in der Position, wenn alles gut läuft, dass ich eine Medaille machen kann - aber es gibt fünf, sechs Nationen, die vorne dabei sind, die es machen sollten. Die haben auf jeden Fall mehr Druck. Ich bin genau dahinter, hänge an deren Schultern, und wenn sich die Möglichkeit ergibt, dann werde ich sie nehmen. Ich werde schauen, dass ich die ganze Woche gleichmäßig und stark fahre, und dann schauen wir, was möglich ist."
Der 23-Jährige konnte befreit aufs Wasser gehen: "Ich glaube, ich habe für mich in diesem Jahr schon alles erreicht, was ich erreichen hätte müssen. Das größte Ziel ist, dass ich Spaß habe und das Ganze genieße - das ist einer der wichtigsten Punkte. Von den Ergebnissen her will ich einen Platz in den Top 8 schaffen, um ein olympisches Diplom zu bekommen. Und dann möchte ich noch die Chancen auf eine Medaille so lange wie möglich hoch halten."