Vor acht Jahren machte Sebastian Ofner erstmals auf sich aufmerksam - und das gleich in Wimbledon, wo er sensationell die dritte Runde erreichte. Als Tennis-Falco, Nummer 217 der Welt und ohne jemals ein ATP-Hauptbewerbsmatch bestritten zu haben. Seither hat sich viel getan, doch es war nicht der einzige Lauf bei einem Grand-Slam-Turnier in der Karriere des nun 29-Jährigen. In Roland Garros wittert er nun wieder die Chance.
Nach dem starken und nervenaufreibenden Erstrundensieg gegen Jan-Lennard Struff fordert er am Mittwoch (ab 12.30 Uhr/live ServusTV) Karen Chatschanow. Der Russe ist als Nummer 24 der Welt definitiv eine höhere, aber nicht unüberwindbare Hürde, wie Ofner erst vergangene Woche beim Dreisatzsieg im Viertelfinale von Genf bewiesen hat. "Er spielt ähnlich wie Struff und ich weiß, dass ich über die volle Distanz 100 Prozent da sein muss. Es wird nicht einfach, aber ich habe viel Selbstvertrauen", sagt Ofner.
Mentale Stärke ist Ofners größter Trumpf
Nach zuletzt starken Auftritten in Rom und Genf, wo er inklusive Qualifikation acht von zehn Partien gewonnen hat, ist er also bereit für den nächsten Lauf auf höchster Ebene. Wie eben 2017 in Wimbledon. Und wie in den vergangenen beiden Jahren in Paris. 2023 spielte sich Ofner aus der Qualifikation ins Achtelfinale, 2024 in die dritte Runde. "Mir taugt es hier, vor allem, wenn es warm und schnell ist." Und wenn es knapp wird. Im Vorjahr holte Ofner zwei Mal einen 0:2-Satzrückstand auf.
Und auch gegen Struff zeigte der ehemalige Top-40-Spieler seine mentale Stärke, nachdem er just beim Matchball eine Auflage aus dem Halbfeld nicht verwertete, statt zum Jubeln in den vierten Satz gehen musste - und das Match dennoch ruhig zu Ende spielte. "Ich hab mich in brenzligen Situationen schon immer wohlgefühlt, seit der Verletzung habe ich mich da aber noch einmal verbessert", sagt Ofner, der von September bis ins Frühjahr nach Operationen an beiden Fersen pausieren hatte müssen und nun wieder auf dem Weg zurück in die Weltklasse ist. "Wenn du zum Nichtstun gezwungen bist, wird dir klar, welches Privileg es ist, diesen Beruf auszuüben", sagt er.
Misolic fühlt sich in seiner Rolle wohl
Die besten Leistungen auf den größten Bühnen zeigt auch Filip Misolic. Nach erfolgreicher Qualifikation setzte sich der 23-Jährige nach 3:34 Stunden in vier Sätzen gegen Yunchaokete Bu durch und fordert nun Denis Shapovalov. Misolic ist gegen den ehemaligen Top-10-Spieler Außenseiter. In einer Rolle, in der er sich wohlfühlt, wie er im Vorjahr in Paris (2. Runde) und 2022 als Kitzbühel-Sensationsfinalist zeigte. Nun setzt er am Donnerstag zum nächsten Coup an.