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Doping: Aussagen in München belasten Langläufer Johannes Dürr

Vom Kronzeugen wieder zurück in den Dopingsumpf: Für Langläufer Johannes Dürr alias "Lucky Luke" war das kein Faschingsscherz.

Der Dopingskandal mit und um Johannes Dürr ist um ein bedenkliches Kapitel reicher.
Der Dopingskandal mit und um Johannes Dürr ist um ein bedenkliches Kapitel reicher.

Nach den Aufregungen rund um die Dopingrazzia bei der nordischen Ski-WM in Seefeld vergangene Woche hatte sich Langläufer Johannes Dürr den Faschingsdienstag sicher anders vorgestellt. Zum Feiern gab es für den bald 32-Jährigen keinen Grund, aber er hatte ab dem Vormittag mit seinem deutschen Anwalt plötzlich alle Hände voll zu tun, nicht in Untersuchungshaft zu landen.

Dabei war es Dürr gewesen, der mit seinen Aussagen - zuerst bekannt geworden durch eine im Jänner ausgestrahlte Doku in der ARD - jene "Operation Aderlass" ausgelöst hatte, die im Auftrag der Staatsanwaltschaft München I schließlich zur Razzia in Tirol führte. Inzwischen gibt es mehrere Geständnisse von Eigenblutdoping, und am Dienstag reihte sich auch Dürr in die Liste dieser Sportler ein. "Er hat zugegeben, seit Jahren und bis zuletzt Eigenblutdoping betrieben zu haben", erklärte Hansjörg Mayr, Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck. Mayr bestätigte, Dürr werde durch Aussagen der vier Verdächtigen, die in München in dem Fall in Untersuchungshaft sitzen, belastet. Der Verdacht habe sich "durch Erkenntnisse auch im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den deutschen Sportarzt Mark S. ergeben", sagte der Staatsanwalt. Nach ARD-Informationen erfolgte das Doping im Spätsommer 2018 am Irschenberg (Bayern), Mitte Oktober 2018 in Pichl bei Schladming und im Dezember 2018 beim Swiss Cup in Campra im Tessin. Die Ermittler müssen nun versuchen, die verwendeten Codes und Tarnnamen einzelnen Verdächtigen zuzuordnen. Der Sportarzt soll Dürr als "Lucky Luke" geführt haben.

Es ist das zweite Dopinggeständnis des Niederösterreichers aus Göstling, der bereits bei Olympia 2014 - allerdings wegen EPO - ertappt und danach für zwei Jahre gesperrt worden war. Bei zwei Themen steht nun Aussage gegen Aussage. Dürr bestreitet weiter, die beiden in der Vorwoche ertappten Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf zum Sportarzt S. aus Erfurt vermittelt zu haben. Hauke und Baldauf sagten in einem "Krone"-Interview, Dürr habe ihnen gesagt, sein Arzt könne auch ihnen helfen. Letztlich hätten sie wegen ihrer Erfolglosigkeit 2016 "beschlossen, Kontakt zu ihm aufzunehmen".

Der Verdacht des Sportbetrugs ergibt sich für die Staatsanwaltschaft daraus, dass Dürr für sein geplantes Comeback 40.000 Euro über eine Crowdfunding-Aktion sammelte. Hier argumentiert Dürr, er habe niemanden betrogen, denn wenn jemand für ein Training mit ihm bezahlt habe, habe er dafür ja auch eine Leistung erbracht. Erst spätabends kam Dürr wieder frei.

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