Erster Saisonsieg für Österreich, erster Heimsieg seit sieben Jahren und erster Heimsieg für Cornelia Hütter in ihrer Karriere - das Speedtriple in Zauchensee hat mit dem ersehnten Erfolgserlebnis für das ÖSV-Team begonnen. Strahlender Sonnenschein, volle Tribünen, eine perfekte Piste waren die fast kitschige Bühne für den in mehrfacher Hinsicht speziellen Triumph. Hütter ballte gleich nach der Ziellinie die Fäuste, schrie ihren Jubel, ihre Befreiung hinaus und musste dann noch bange Minuten im Zielraum überstehen.
Jubel, Bangen, Erlösung: Cornelia Hütter sorgt für Heimtriumph in Zauchensee
Cornelia Hütter feiert einen in mehrfacher Hinsicht lange ersehnten und emotionalen Sieg. Der soll für das gesamte ÖSV-Team die "Initialzündung" für die Rennen am Wochenende sein.

Hütter feierte vierten Weltcupsieg im Super-G
"Da ist mir schlecht geworden vor lauter Nervosität. Dagegen ist die Anspannung am Start nichts, weil man es einfach nicht mehr selbst in der Hand hat", sagte Hütter, die zunächst Mirjam Puchner und Stephanie Venier um mehr als eine halbe Sekunde an der Spitze ablöste, dann aber noch die Topfavoritinnen Lara Gut-Behrami, Federica Brignone, Sofia Goggia und Co. abwarten musste. Sie alle scheiterten an Hütters Zeit. Just Kajsa Vickhoff Lie, die niemand auf der Rechnung gehabt hatte, kam ihr dann auf neun Hundertstel nahe.
Doch Hütter war an diesem Tag nicht zu schlagen. "Ich war diesen Winter schon oft nahe dran (vier Mal Top 4, Anm.), aber immer habe ich mir den Sieg selbst verbockt. Dass mir ausgerechnet daheim die erste fehlerfreie und angriffslustige Fahrt gelingt, ist schon sehr speziell", sagt die 31-Jährige. Auch, weil der fünfte Sieg ihr überhaupt erster vor Heimpublikum war - nach rund zehn Jahren im Weltcup, in denen Hütter oft und lange von Verletzungen und schweren Stürzen aus der Bahn geworfen worden war. "Wenn du drei Jahre gefühlt nur auf Krücken gehst, dann sind solche Siege sehr weit weg. Aber es ist umso schöner, dass es sich auszahlt, nie aufzugeben", sagt Hütter.

Dass sie nun sogar am Sonntag als Führende im Super-G-Weltcup an den Start gehe, sei zwar ein gutes Gefühl, würde aber nichts ändern. "Ich habe das Rote Trikot vor einigen Jahren schon für ein Rennen gehabt, diesmal hoffentlich länger." In erster Linie für sich selbst, aber auch für die gesamte Mannschaft fuhr Hütter diesen ersehnten Sieg ein. "Wenn eine Skination darauf wartet, dann tut das jeder und jedem im Team gut. Das Ziel jetzt kann nur sein, dass sich alle anderen Athletinnen gegenseitig an die Spitze hochschaukeln", sagt Speed-Gruppentrainer David Fill.
Puchner hat Lunte gerochen
Etwa Mirjam Puchner. Die Lokalmatadorin wurde mit 56 Hundertsteln Rückstand Siebte. Gut, aber nicht restlos zufriedenstellend, wie sie selbst sagt: "Ich bin ans Limit gegangen. Dann entstehen auch Fehler, aber lieber so, als wenn ich nur schön herunterfahre." Die Zeit hat Puchner vor allem im technischen Mittelteil verloren. Etwas, das ihr für die Abfahrt am Samstag Auftrieb geben wird, weil da naturgemäß weniger Kurven zu fahren sind. "Ich weiß, dass noch um einiges mehr möglich ist", sagt die St. Johannerin. Auch Trainer Fill sagt: "Mirjam hat es drauf, eine Abfahrt zu gewinnen. In Teilzeiten ist sie schon bei den Schnellsten. Wenn sie jetzt noch, wie Conny, einen Lauf mit letzter Konsequenz und ohne Fehler durchzieht, dann kann das die Initialzündung sein."

Nadine Fest stürzte schwer
Ein Fehler wurde allerdings Nadine Fest zum Verhängnis. "Natürlich trübt das die Stimmung. Aber man sieht einfach, wie gnadenlos der Sport ist. Wir bewegen uns alle so am Limit, die Gratwanderung zwischen Sonnenschein und Schatten ist einfach so eng. Jeder riskiert. Wenn man da 100 km/h hat, dann ist die Detonation extrem hart. Ich hoffe, dass es der Nadine halbwegs gut geht", sagte Hütter. St.-Moritz-Siegerin Sofia Goggia aus Italien rutschte ebenfalls weg und schied aus, blieb aber unverletzt.
Keine Weltcup-Punkte für Salzburgerin Sabrina Maier
Weltcup-Punkte gab es unterdessen für Christina Ager und Michaela Heider, die ex aequo 22. wurden, sowie für Franziska Gritsch auf Platz 27. Nicht anschreiben konnten hingegen Sabrina Maier (33.), Elisabeth Kappaurer (35.), Stephanie Brunner (39.), Michelle Niederwieser (47.) und Lena Wechner (ausgeschieden). Am Samstag steht in Zauchensee in Abwesenheit von Gesamtweltcup-Leaderin Mikaela Shiffrin noch eine Abfahrt (10.45) auf dem Programm, am Sonntag ein weiterer Super-G (11.00).