Archiv der Erzdiözese Salzburg

Das Archiv der Erzdiözese Salzburg befindet sich im Kardinal-Schwarzenberg-Haus in der Salzburger Altstadt.
Allgemeines
Es verwahrt die Registraturen des Konsistoriums im ehemaligen Erzstift und der Ämter des erzbischöflichen Ordinariates seit der Säkularisation auf. Die Bestände reichen zurück bis ins 12. Jahrhundert, aber auch die Neuerscheinungen werden erschlossen. Betreut werden ca. 220 Pfarren und Seelsorgestellen der Erzdiözese Salzburg, womit die Funktion eines Diözesanarchivs erfüllt wird. Das Archiv unterliegt dem Leitbild des Verbandes der österreichischen Archivarinnen und Archivare, welches im Mai 1999 in Klagenfurt beschlossen wurde.
Geschichte
Das erste Archiv der Salzburger Erzbischöfe verwahrte die wichtigsten Dokumente (Urkunden, Konzepte, Kopialbücher usw) gemeinsam mit dem Kirchenschatz in der erzbischöflichen Kammer auf. Bezeichnet wurde es "Geheimarchiv" oder auch "Hauptarchiv". Seit dem 14. Jahrhundert leitete es ein sogenannter Kammermeister. Nach bescheidenen Anfängen wurde es erst nach den Bauernkriegen 1525 (indem viele wertvolle Bestände zerstört wurden) geordnet und die ersten Findbücher angelegt.
Die staatlichen, geistlichen und wirtschaftlichen Schriftgüter wurden seit damals getrennt aufbewahrt. Seit dem Mittelalter befand sich das Archiv in der alten Residenz, seit dem 17. Jahrhundert wechselte es in den Residenz-Neubau. Damals wurde es von zwei Hofräten nebenamtlich betreut. Später übernahm es der Registrator der Hofkanzlei. Ab 1756 beschäftigte man eigene "Geheime Archivare".
Nach der Errichtung der Zentralbehörden (Hofrat, Hofkammer, Kriegsrat, Konsistorium) an der Wende zum 17. Jahrhundert unterstand dieses Archiv der Hofkanzlei. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte formten sich so umfangreiche Bestände. Neben dem "Haupt- oder Altarchiv" entstanden aber auch Teilregistraturen und -archive einzelner Oberbehörden (Hofrat, Lehenstube, Domkapitel), die sich separat davon entwickelten.
Es bildete sich daneben auch die "Geheime Registratur", die die laufenden Amtsgeschäfte der Erzbischöfe abzuwickeln hatte. Sie wurde allmählich zu einem zweiten Archiv, da es nur zu wenigen Aktenabgaben kam. Nach der Abtretung des Wiener Neustädter Distrikts im Jahre 1782 und der Errichtung je zweier Bistümer in der Steiermark und in Kärnten kam es zu den ersten Archivalienabgaben aus dem Hauptarchiv an die dortigen Behörden.
1791 wurden die vorhandenen Archivalien im Rahmen einer kompletten Neuordnung in vier Hauptgruppen erschlossen und repertorisiert:
- Archiepiscopatus
- Salisburgensis et Metropolitica
- Episcopatus seu Dioecesis Salisburgensis
- Extranea
- Miscellanea
Durch Krieg und der Säkularisation des Erzstifts im Jahr 1803 war die Ordnung nicht lange von Dauer. Verluste blieben nicht aus. Die Zeit des Kurfürstentums Salzburg (1803 - 1805) brachte nicht nur einen Zuwachs an Aktenmaterial durch die territoriale Erweiterung des Landes (Fürstpropstei Berchtesgaden, Eichstätt), sondern führte auch zu einer Trennung der geistlichen und weltlichen Bestände, wobei letztere an die oberste Justizbehörde abgegeben wurden.
19. und 20. Jahrhundert
Die wechselnde Eingliederung Salzburgs in die Habsburgermonarchie und in das Königreich Bayern hatte den Verlust von Teilen des erzbischöflichen Archivs zur Folge. Die ältesten Urkunden und Codices und ein Großteil des domkapitalischen Schriftguts wurden nach Wien und nach München gebracht.
Die Aktenauslieferungen waren auch mit der Abtretung des ehemals Salzburger Rupertiwinkels an Bayern verbunden. Auch als Salzburg endgültig nach Österreich kam, bedeutete es für das Archivwesen zunächst keine besondere Veränderung. Der Rest an Archivgut, bestehend aus überwiegend geistlichen Inhaltes, wurde durch den Zuwachs an Akten der diözesanen Ämter laufend ergänzt. Das Archiv war im erzbischöflichen Palais untergebracht. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges kam es zu häufigen Auslagerungen im Gebiet von Stadt und Land Salzburg. Dadurch hielten sich die Schäden in Grenzen, lediglich durch die Bombardierung des Salzburger Domes im Jahr 1944 und unsachgemäße Lagerung des Archivguts waren Verluste zu beklagen.
Von 1955 bis 1968 kam es zu einer Rückführung und Neuverzeichnung der Bestände. Die Bestände wurden als unverschachtelte Bündel in 24 Kästen mit je 108 Fächern einer Kompaktanlage untergebracht. Sie wurden nach Sachbetreffen geordnet und durch eine Karteikarte als Findbehelf erschlossen.
Spätere Archivalienzuwächse wurden in mehreren Außendepots verwahrt.
21. Jahrhundert
In den 1990er-Jahren kam die Idee auf, den ehemaligen Kornspeicher des Domkapitels aus dem 17. Jahrhundert als "Kulturspeicher" zu adaptieren. Nach Jahren der Bauplanungen und -verhandlungen kam es am 2. September 2003 zur Grundsteinlegung.
Im Herbst 2005 konnte das Gebäude, das von Architekt Flavio Thonet geplant wurde, seiner Bestimmung übergeben werden. Am 12. Mai 2006 fand die feierliche Eröffnung und Weihe durch Erzbischof Dr. Alois Kothgasser statt. Das Archiv wurde nach der so genannten "Ein-Haus-Lösung" gestaltet, d. h. alle erforderlichen Funktionsbereiche sind unter einem Dach. Es stehen fünf Magazine auf drei Stockwerken mit einer Fläche von 2 000 m² für die dauerhafte Lagerung von 9 600 Laufmeter Schriftgut zu Verfügung. Der Archivleiter heißt Dr. Thomas Mitterecker.