Chrysler-Talbot Automobile Salzburg

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Links Gerald Gießwein, Generaldirektor von Chrysler-Talbot Automobile Salzburg.
Helmut Krackowizer, Pressechef, vor dem Firmengebäude in Salzburg-Parsch, um 1980.
Der österreichische Skistar Annemarie Moser-Pröll 1980 als "Glücksengerl" einer Verlosung von Chrysler-Talbot Automobile Salzburg.

Die Chrysler-Talbot Automobile Salzburg war eine Automobile-Importeurfirma der ursprünglich französischen Automarke Simca (Société Industrielle de Mécanique et Carrosserie Automobile).

Geschichte

Diese Importeurfirma wurde am 1. September 1969 gegründet. Generaldirektor war Gerald Gießwein. Ab 1976 war Helmut Krackowizer als Public Relations Manager bei Chrysler Corporation, wie die Firma damals hieß, tätig - da bestand sie aber bereits in Salzburg-Parsch an der Fürbergstraße. Das Gebäude, in dem die Österreich-Zentrale mit Direktion, Werbe-, Marketing-, PR-, Garantie-Abteilung, Kundendienst und Zentralersatzteillager untergebracht war, existiert noch heute (Stand Dezember 2019). Erich Holzmann, der heute alljährlich das "Wüderer Gschnas" und ein Adventsingen in der Stadtpfarrkirche St. Andrä organisiert, war damals ebenfalls bei diesem Unternehmen tätig.

Bei der Präsentation der neuesten Chrysler-Produkte im Mai 1978 im Grand Café Winkler strich Landeshauptmann Wilfried Haslauer senior in seiner Festrede heraus, dass seit neun Jahren Chrysler Austria den Sitz in Salzburg als den Schnittpunkt Automobilkonzerne hatte. Es handelte sich dabei um den drittgrößten Automobilhersteller der Welt.[1]

Chrysler - Talbot - Peugeot

1979 kam es zur ersten Umbenennung von Chrylser in Talbot. Talbot war eine uralte englisch-französische Autombilmarke.[2] Die Zentrale befand sich weiterhin in Paris, in dessen Umgebung, in Poissy, auch eines der großen Fertigungswerke stand. Doch bereits im Herbst 1980 übernahm der Automobilkonzern Peugeot die Talbot-Organisation.

Das Ende der Firma in Salzburg

Bei der Weihnachtsfeier 1980 herrschte noch beste Stimmung über gute Verkaufszahlen. Die Belegung ging in die Weihnachtsferien und kaum war am 7. Jänner 1981 wieder den Betrieb aufgenommen, musste Generaldirektor Gießwein den Mitarbeitern mitteilen, dass er überraschend in den Weihnachtsferien nach Paris in die Zentrale zitiert wurde, wo man ihm die sofortige Auflösung des Unternehmens in Salzburg mitteilte und die Zusammenlegung mit einer bestehenden Peugeot-Zentrale in Wien erläuterte.

Wohl meinte die Belegschaft, es sei unmöglich, innerhalb von drei Monaten eine Firma zu schließen und mehr als 100 Mitarbeiter auf die Straße zu setzen. Die Gewerkschaft ließ verlauten, dass sie der Schließung nicht zustimmen würden. Doch alles war vergebens. Mit 31. März 1981 schloss "Peugeot" als Niederlassung in Salzburg und übersiedelte nach Wien.

Notizen

Talbot Rallye Sport

Georg Fischer, österreichischer Rallye-Staatsmeister, nahm 1981 an der österreichischen Staatsmeisterschaft mit einen Talbot Sunbeam Lotus mit 140 PS teil. Das Fahrzeug wurde über das Zollfreilager in Straßwalchen nach Salzburg zu Talbot Austria gebracht. Die ersten 500 Kilometer durfte der Autor dieses Artikels mit diesem bereits für den Rallye-Einsatz präparierten Fahrzeug unterwegs sein.[3]

Jänner Rallye 1981

Am Start waren u. a.

Der damalige Vizestaatsmeister Georg Fischer mit Beifahrer Michael Weinzirl in der Gruppe 2.
Das Damen-Team Gabi Husar mit Beifahrerin Elisabeth Adamec in der Gruppe 1 mit einem Talbot Sunbeam TI
Aus Kärnten Dr. Bernt Ambrositsch mit Beifahrer Hannes Kainbacher in der Gruppe 4 mit einem Talbot Sunbeam Lotus
Anekdote

Bei seinem ersten Einsatz bei der "Jänner-Rallye" 1981 im Waldviertel verlor Fischer vor seinem Start den Autoschlüssel unauffindbar im Schnee im Fahrerlager. Mit dem Ersatzschlüssel gewann er dann mit Beifahrer Michael Weinzierl diese Rallye. Die beiden wurden 1981 österreichischer Rallye-Staatsmeister.

Bildergalerie Jänner Rallye 1981

Tripcomputer

Der sogenannte "Tripcomputer", ein Bordcomputer 1980 in einem "Horizon".
Der Regler für den Tempomat in einem "Horizon" 1980.

Um 1979 kamen Bordcomputer in normalen Serienfahrzeugen auf. Der Presseaussendung von Talbot Austria vom 5. August 1980 ist zu entnehmen:

Was ist ein Fahrtcomputer?
Der Fahrtcomputer ist ein elektronischer Rechner, von dem während der Fahrt auf Knopfdruck folgende wichtige Angaben abgerufen werden können:
Uhrzeit, Fahrzeit, Fahrtstrecke in Kilometer, Durchschnittsverbrauch auf 100 km, Gesamtkraftstoffbrauch und Durchschnittsgeschwindigkeit
Ein Test brachte folgendes Ergebnis:
1. Beispiel
Computerdaten tatsächliche Werte +- in %
Fahrzeit 28 Stunden 48 Minuten
Fahrtstrecke 1 702,8 km 1 699,1 -0,22
Benzinverbrauch 154,8 Liter 157,3 Liter +1,61
Verbrauch 100 km 9 Liter 9,25 Liter +2,77
Durchschnittsgeschwindigkeit 59,1 km/h

Typen

Von Salzburg aus wurden unter anderem folgende Typen vertrieben: als Chrysler: ein Chrysler-2-Liter, als Talbot-Simca: Talbot-Simca 1100, Talbot-Simca Citylaster, Talbot-Simca 1510 (verschiedene Ausführungen), Talbot-Simca 1610/2L, Talbot-Simca Horizon (war auch einmal "Auto des Jahres"), als Talbot: Talbot 1510, Talbot Avenger (eigentlich Sunbeam, ein englisches Produkt), Talbot Samba, Talbot Solara (bereits ein gehobener Mittelklassewagen), Talbot Sunbeam und das Flaggschiff Talbot Tagora; als Talbot-Matra waren der Pseudo-Geländewagen Talbot Matra Rancho, sowie die dreisitzigen, niedrigen Sportwagenmodelle Talbot Matra Bagheera und sein Nachfolger Talbot Matra Murena im Programm.

Anekdoten
  • Horizon:

Im Herbst 1977 wurde der Autor dieses Artikels nach Paris-Poissy mit dem Nachtzug Sonntagabend geschickt, um Montagvormittag einen Horizon Automatic für Hans Patleich abzuholen, der als Motorjournalist bei der Kronen Zeitung Wien als Juror für die Autowahl "Auto des Jahres" in Österreich fungierte. Der Autor übernahm gegen Montagmittag das Fahrzeug in Poissy, stellte den damals noch selten in Automobilen vorhandenen Tempomat auf 100 km/h ein und fuhr, nur von kurzen Pausen unterbrochen, nach Salzburg. An der Grenze Walserberg-Autobahn, damals noch Grenze mit Verzollung, wurde der Wagen gegen 23 Uhr noch verzollt (mit einer Stablampe leuchtete man in den Motorraum, um Fahrgestell- und Motornummer vergleichen zu können). Da es sich um ein Auto mit französischem Kennzeichen handelte, mussten besondere Verzollungspapiere ausgestellt werden. Gegen ein Uhr Früh Dienstag war der Autor dann in Salzburg-Aigen wieder zu Hause.

Um 06 Uhr Früh stand er wieder auf, um im Hotel Kasererbräu als Rezeptionist seinen Tagesdienst anzutreten (noch war er nicht in der Presseabteilung von Chrysler-Talbot angestellt). Da er spät dran war, parkte er direkt vor dem Hotel in der Kaigasse, die bekanntlich eine Einbahnstraße war und ist. Doch nach dem morgendlichen Stress wollte er das Auto auf den Hotelparkplatz an der Herrengasse parken. Dazu reversierte er, gegen die Einbahn, ca. 20 Meter zurück. Just in diesem Augenblick kamen zwei Polizisten vorbei, hielten ihn auf und versuchten auf Französisch (des Kennzeichen wegen!) mir mein Fehlverhalten zu erklären. Er gab sich als Salzburger und dem Deutschen mächtig zu erkennen, was zur Folge hatte, dass einem der beiden Polizisten auffiel, dass er als österreichischer Staatsbürger mit einem französischen Kennzeichen unterwegs war. Ohne eine besondere Genehmigung des Finanzministeriums war das aber verboten! Nun debattierten sie über mehrere Vergehen - der Führerschein war im Hotel geblieben. Nach mehreren Minuten der Diskussion - die Rezeption war verweist - einigte man sich ob der "Wichtigkeit" des Autos auf einen Verweis.

  • Horizon Teil 2

Tage später sollte er das Auto eben nach Wien bringen und fuhr dazu um drei Uhr Früh von Salzburg los. Der Redakteur wünschte das Fahrzeug gewaschen und getankt vor sieben Uhr zu Hause vor der Haustüre. Auf Höhe der Raststation oberhalb des Mondsees plötzlich ein Schlag bei 130 km/h, der das Fahrzeug auf etwa 70 km/h ruckartig bremste und den Autor in die Sicherheitsgurte fallen ließ. Sekunden später ein zweiter Schlag und fast totaler Stillstand. Gerade noch gelang es ihm, den Horizon Automatic fast noch auf den Pannenstreifen zu lenken, aber eben nur fast, dann stand das Fahrzeug still. Unverrückbar mit fast zwei Tonnen, nicht mehr zum Starten.

Eine zufällig vorbei kommende Gendarmerie-Streife, es war kurz nach vier Uhr früh, hielt an und machte ihn darauf aufmerksam, dass das Parken auf der Autobahn verboten sei. Er forderte sie auf, ihm beim Wegschieben behilflich zu sein. Das waren sie auch, nur - der Horizon ließ sich keinen Zentimeter schieben! Nach einer neuerlichen Aufforderung, sofort die Fahrbahn zu räumen, fuhren sie weiter, während er auf den Abschleppwagen wartete. Der kam aber nicht! Oder erst sehr spät - denn er war fälschlicherweise auf der Gegenfahrbahn unterwegs und musste erst wieder umdrehen.

Der Grund für die Motorblockade war ein falsch konstruiertes Getriebe bei dieser Automatikvariante. Durch eine falsche Aufhängung wurden nicht alle Teile von der Schmierung erfasst und so liefen Teile des Getriebes trocken, das in Folge dann blockierte. Nach einer Abkühlungsphase ließ sich der Horizon auch wieder starten und ganz auf den Pannenstreifen fahren.

Quellen

  • Peter Krackowizer, der von 1979 bis 1981 als Assistent in der Public-Relations-Abteilung arbeitete
  • Presseaussendungen von Talbot Austria (im Archiv Krackowizer)

Einzelnachweise

  1. www.sn.at, Archiv der Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 13. Mai 1978
  2. siehe Wikipedia Deutschland Talbot
  3. Es war u. a. seine Aufgabe in diesem Unternehmen, Testfahrzeuge einzufahren; der Autor erinnert sich daran, mit diesem Fahrzeug die rund 35 Kilometer Bergstraßen zwischen Maria Alm am Steinernen Meer und Dienten am Hochkönig in 30 Minuten in jugendlichen Leichtsinn zurück gelegt zu haben!