Flüchtlingsbewegung 2015
Dieser Artikel versucht die Flüchtlingsbewegung 2015 übersichtlich darzustellen. Insgesamt rund 300 000 Flüchtlinge waren seit August bis Ende Dezember 2015 über Salzburg nach Deutschland eingereist. Ereignisse und Zahlen im Jahr 2016 sind unter dem Artikel Flüchtlingsbewegung 2016 zu finden.
Einleitung
Im Frühjahr 2015 schwoll der Strom von Flüchtlingen nach Österreich an und das Lager Traiskirchen wurde zu klein. Daraufhin wurden Quoten der Unterbringung von Asylwerbern mit den einzelnen Bundesländern vereinbart. Schwierig war die Situation in Oberösterreich, wo im Herbst 2015 Landtagswahlen stattfanden. In Salzburg wurden nach vielem Hin und Her auf der Fläche des Sportplatzes bei der Bundespolizeidirektion an der Alpenstraße ein Zeltlager errichtet. Nach anfänglichem Chaos besserte sich die Situation.
Ob erwartet oder unerwartet - Anfang September kamen immer mehr Flüchtlinge aus Ungarn nach Österreich, hauptsächlich nach Wien, wo sie vom Westbahnhof über Salzburg nach Deutschland wollten. Am 14. September 2015 waren schätzungsweise 20 000 Flüchtlinge von Ost nach West unterwegs.
Bis zum Stichtag 1. September wurden bundesweit bereits 449 Anklagen wegen Schlepperei erhoben, 1 522 Verfahren waren zu diesem Zeitpunkt bei den Staatsanwaltschaften anhängig.
Verteilung von Flüchtlingen auf EU-Länder
EU-Vorschlag für Quote[1]:
"Relocation", verpflichtend
- Spalte "120 000": Flüchtlinge in Italien, Griechenland und Ungarn, Stand Anfang September 2015
- Spalte "32 256": Flüchtlinge in Italien und Griechenland, Stand Mai 2015
"Resettlement", freiwillig
- Spalte "22 504": Flüchtlinge direkt aus Konfliktländern, Stand Mai 2015
Land | 120 000 | 32 256[2] | 22 504[3] | Einwohnerzahl[4] |
---|---|---|---|---|
Italien | - | - | 1 989 | 60 918 000 |
Griechenland | - | - | 354 | 11 280 000 |
Deutschland | 31 443 | 10 500 | 1 600 | 81 890 000 |
Frankreich | 24 031 | 6 753 | 2 375 | 65 697 000 |
Spanien | 14 931 | 1 300 | 1 449 | 46 218 000 |
Polen | 9 287 | 1 100 | 900 | 38 543 000 |
Niederlande | 7 214 | 2 047 | 1 000 | 16 768 000 |
Rumänien | 4 646 | 1 705 | 80 | 21 327 000 |
Schweden | 4 469 | 1 369 | 491 | 9 517 000 |
Belgien | 4 564 | 1 364 | 1 100 | 11 142 000 |
Österreich | 3 640 | - | 1 900 | 8 462 000 |
Portugal | 3 074 | 1 309 | 191 | 10 524 000 |
Tschechien | 2 978 | 1 100 | 400 | 10 515 000 |
Finnland | 2 398 | 792 | 293 | 5 414 000 |
Bulgarien | 1 600 | 450 | 50 | 7 305 000 |
Slowakei | 1 502 | 100 | 100 | 5 410 000 |
Kroatien | 1 064 | 400 | 150 | 4 267 000 |
Litauen | 780 | 255 | 70 | 2 986 000 |
Slowenien | 631 | 230 | 20 | 2 058 000 |
Lettland | 526 | 200 | 50 | 2 025 000 |
Luxemburg | 440 | 320 | 30 | 531 000 |
Estland | 373 | 130 | 20 | 1 339 000 |
Zypern | 274 | 173 | 69 | 1 120 000 |
Malta | 133 | 60 | 14 | 418 000 |
Ungarn | - | - | - | 9 944 000 |
Irland | [5] | 600[5] | 520 | 4 589 000 |
Dänemark | [5] | [5] | 1 000 | 5 590 000 |
Großbritannien | [5] | [5] | 2 200 | 63 228 000 |
Doraja Eberle gibt Antworten zur Flüchtlingskrise in Salzburg
Aufgrund der Entwicklung im September 2015 (siehe weiter unten) stand Doraja Eberle, die ehemalige Landesrätin, ist mit ihrer Organisation "Bauern helfen Bauern" seit Jahren in Bosnien und Kroatien unterwegs, um Menschen in Not zu helfen, am SN-Telefon zwei Stunden lang Rede und Antwort auf Fragen.
Chronologie der Ereignisse im Jahr 2015
- siehe auch Kosten der Flüchtlingsbewegung 2015
Erklärung häufig verwendeter Begriffe:
- Autobahnmeisterei → Autobahnmeisterei Salzburg-Mitte
- Grenze Freilassing, Zollamtsgebäude → siehe Grenzübergang Saalbrücke
- Freilassing → siehe dort
- Salzburger Hauptbahnhof → siehe dort
- Parkgarage Salzburger Hauptbahnhof
- Das Wehr des Kraftwerks Rott → siehe dort
- Saalachbrücke Salzburg-Freilassing → siehe dort
Ereignisse in zurückliegenden Monaten
- Flüchtlingsbewegung im November 2015
- Flüchtlingsbewegung im Oktober 2015
- Flüchtlingsbewegung im September 2015
Ende September - Anfang Oktober 2015
Die ehrenamtlichen Helfer in der Notunterkunft Freilassing-Sägewerkstraße werden im Schichtdienst von 15 Soldaten der Gebirgsjäger der Deutschen Bundeswehr unterstützt. Dort werden Flüchtlinge das erste Mal erfasst und haben eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 24 Stunden.
An der Verpflegungsstation gibt es Semmeln, Sandwiches und Getränke, wobei Schilder in mehreren Sprachen das Angebot erklären. Hauptsächlich Tee und Semmeln werden gegessen.
Knapp 200 000 Flüchtlinge haben im September Österreich durchquert. An die 10 000 Menschen haben Asylanträge gestellt.
Daten September 2015
56 356 Aslyanträge und 60 500 Flüchtlinge in der Grundversorgung in Österreich, pro Einwohner sind das mehr Flüchtlinge als in Deutschland pro Einwohner; 355 000 Menschen im September Österreich betreten, davon 63 000 Asylanträge, viermal so viel, aber viele wollen nach Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg an Aslyanträgen von 231 Prozent. 2014 gab es von Jänner bis September 17 010 Anträge.
Im Durchschnitt waren 76 Prozent der Antragsteller heuer Männer, wobei dieser Anteil in den letzten Monaten gesunken ist. Im Mai lag der Männeranteil noch bei 83 Prozent, ist seitdem aber jeden Monat leicht gesunken und betrug im September 68 Prozent.
16 595 der 56 356 Antragsteller waren Syrer. Das entspricht einem Anteil von 29,5 Prozent. Die zweitstärkste Gruppe waren Afghanen (12 687 Personen, 22,5 Prozent) gefolgt von Irakern (9 025, 16 Prozent) und Pakistani (2 825, fünf Prozent).
Elf Prozent der Antragsteller (6 175) waren unbegleitete Minderjährige, 380 davon unter 14 und 5.795 zwischen 14 und 18 Jahren.[6].
August 2015
- 31. August: Montagabend wurden Flüchtlinge am Wiener Westbahnhof am Applaus empfangen - ein Gedächtnisprotokoll eines freiwilligen Helfers[7]
- 26. August: "Dieses elende Wort Wirtschaftsflüchtling - wenn ich das schon höre. Ich habe mit Ingenieuren gesprochen, Kinderärzten, früheren Galeristen, Journalisten und Studenten. Die stehen mit gebeugtem Kopf, tief beschämt, bei den Zuteilungen von Kleidung und Essen." ... Eine Frau, die viel Erfahrung mit Flüchtlingen hat, beschreibt die Situation in Salzburg und Wals - ein Interview mit der ehemaligen Landesrätin und Hilfsorganisation-Initiatorin Doraja Eberle in den Salzburger Nachrichten[8]
- 22. August: am Westbahnhof in Wien warten Hunderte Flüchtlinge, die aus Ungarn gekommen waren, auf die Weiterfahrt nach Deutschland;
- 12. August: der Bürgermeister der Gemeinde Wals-Siezenheim Joachim Maislinger (ÖVP) hat Angst um seine Kindergartenkinder, weil doch die Asylbeweber "nur 200 Meter vom Kindergarten entfernt" untergebracht sind.
Juli 2015
- 28. Juli: spiegel.de[9] berichtet, wie Flüchtlinge über den Brenner aus Italien kommen - unkontrolliert und mit Hilfe von Freiwilligen, durch Österreich reisen und in Rosenheim systematisch aus den Zügen geholt werden - ein Beitrag, der zum Nachdenken anregt - nur ein Punkt gibt mir zu bedenken: ein befragter Flüchtling will nicht sagen, woher er das Geld für die Überfahrt von Libyen nach Italien bekam;
- 22. Juli: Hotel Moar-Gut im Salzburger Großarl zeigt, wie es auch gehen kann und organisiert ein Picknick für Flüchtlinge
- 14. Juli: Große Resonanz fand die Informationsveranstaltung über das Thema Flüchtlingsunterbringung in Thalgau in der Turnhalle der Neuen Mittelschule. Über 400 interessierte Thalgauer waren erschienen. Offensichtlich besteht für die Lage der Flüchtlinge viel Verständnis und es gab keine ablehnende Stimmung. Derzeit sind ca. 50 Flüchtlinge in der ehemaligen Hörmann-Firmenhalle untergebracht, die Unterbringung von 150 Flüchtlingen ist vorgesehen[10]
- 7. Juli: Bilder aus dem Lager Traiskirchen gehen durch die Medien. Rund 700 Menschen haben kein Bett, nicht einmal einen Matratze. Das ist seit Wochen bekannt. ORF Religionsmagazin Orientierung zeigt die Missstände auf.
Juni 2015
Ende Juni - Anfang Juli beherrschte noch die Wirtschaftskrise von Griechenland die Medien.
Bildlink
- Das Flüchtlingsdrama aus der Vogl-Perspektive, eine eindrucksvolle Bilderserie des Salzburger Fotografen Michael "Mike" Vogl auf seiner Facebook-Seite
Weblinks
- Freiwillige helfen Flüchtlingen in Salzburg
- Warum die Flüchtlinge genau jetzt nach Europa strömen 5. November 2015, UN-Flüchtlingskommissar António Guterres hat den Grund genannt: Es gibt nicht mehr genug Geld, um die Menschen vor Ort zu vesorgen.
- diepresse.com Die Flüchtlingskrise - eine Zerreißprobe für Europa?, ein sehr, sehr umfangreiches Dokument, dass zahlreiche Facetten und Fragen ausleuchtet, abgefragt am 10. November 2015
Quellen
- Einträge ab 5. September 2015: Salzburger Nachrichten, online
- 18. September 2015
- 17. September 2015
- 14. September 2015
- 13. September 2015
- sowie laufend Internetmeldungen der Salzburger Nachrichten und Salzburg24, die aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht einzeln angeführt werden
- InfoMediaWorx, eine Nachrichten-Medien-Website im Facebook mit Sitz in Freilassing
- Salzburger Nachrichten Print-Medium und online[11]
- Salzburg24 → siehe dort
- Stadt Salzburg.at, eine Facebook Seite
Einzelnachweise
- ↑ Quelle www.salzburg24.at
- ↑ von den angestrebten 40 000 bisher zugesagt
- ↑ inkl. 4 089 in Norwegen, Island, Liechtenstein und Schweiz
- ↑ Quelle Wikipedia Liste der Länder Europas
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 müssen sich wegen Ausnahmeregelungen nicht beteiligen
- ↑ Quelle Facebook von InfoMediaBox am 29. Oktober 2015 und www.salzburg24.at vom 5. November 2015
- ↑ siehe Der Standard online
- ↑ Quelle www.salzburg.com
- ↑ Quelle www.spiegel.de
- ↑ Quelle Franz Fuchs in den Bezirksblättern online
- ↑ siehe http://www.salzburg.com www.salzburg.com]