Zisterzienserkloster Raitenhaslach

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel hat einen Salzburgbezug
Der Inhalt dieses Artikels hat einen Salzburgbezug, der mindestens eine der Salzburgwiki-Artikel-Richtlinien erfüllt.


Kloster Raitenhaslach
Karte
Raitenhaslach, Kloster-Gesamtpanorama
die ehemalige Stiftkirche inmitten des ausgedehnten ehemaligen Klosterareals
Kloster Raitenhaslach nach einem Kupferstich von Michael Wening von 1721
prunkvoller Altar in Raitenhaslach
Kircheninneres in Raitenhaslach von der Empore

Das ehemalige Zisterzienserkloster Raitenhaslach Raitenhaslach befindet sich in Burghausen in Bayern an der Salzach und war im Hochmittelalter ein Eigenkloster der Salzburger Erzbischöfe.

Geschichte

Das früh- und hochmittelalterliche Eigenkloster der Salzburger Erzbischöfe

Im Salzburger Güterverzeichnis wird der Ort Raitinhaselach erstmals 788 erwähnt. Man vermutet, dass es bereits im 8. oder 9. Jahrhundert eine klosterähnliche Einrichtung an diesem Ort gab. Für eine weitere Vermutung, dass der Salzburger Erzbischof Konrad I. ein Stift für Augustiner-Chorherrn im Jahr 1123 errichtet hatte, gibt es keine Hinweise. Lediglich die Gründung eines Zisterzienserklosters in Schützing an der Alz (im Dreieck Altötting - Marktl - Burghausen gelegen) am 27. Oktober 1143 ist in den Lebenserinnerungen von Konrad I. festgehalten. Es war im Besitz des Grafen Wolfher von Tegernbach und seiner Gemahlin Hemma. Sie vermachten das Kloster dem Erzbistum Salzburg.

Ein Hinweis, dass es um jene Zeit auch ein Kloster in Raitenhaslach gegeben haben könnte, ist der Umstand, dass die ersten Mönche unter Abt Gero in Schützing aus dem Kloster Salem in Salmansweiler stammten. Und das Kloster Raitenhaslach war eines des Klosters Salems. Belegt ist, dass 1145 dieses Kloster aus Schützing aus Gründen der ungünstigen Lage nach Raitenhaslach an die Salzach verlegt wurde.

Mit einer Urkunde vom 15. Juni 1146 vom Salzburger Erzbischof Konrad I. wurde Raitenhaslach mit dem Privileg des Besitzes von Land, Vermögen und Rechten ausgestattet. Es folgten weitere päpstliche Privilegien. Unter den Salzburger Erzbischöfen erlebte das Kloster bis Mitte des 13. Jahrhunderts eine Blütezeit. Obwohl die Wittelsbacher sich mehr und mehr die weltliche Macht sicherten, blieb die geistliche Hoheit - etwa die Weihe der Äbte - lange beim Salzburger Erzbischof.

1244 erhielt das Kloster durch eine Schenkung Eberhard II. eine Hube bei der "Kirchen in der Khrumbe" – die erste Erwähnung der Pfarrkirche von Krimml im Oberpinzgau.

1267 weihte Heinrich von Lützelburg den Altar in der Kapelle der Heiligen Simon und Judas Thaddäus.

Am 27. November 1387 nahm der Herzog von Bayern den ahnungslosen Kirchenfürsten Erzbischof Pilgrim I. samt seinem Gefolge bei einer Besprechung in Raitenhaslach für sechs lange Wochen gefangen, weil Pilgrim einen Geheimvertrag mit dem Schwäbischen Städtebund geschlossen hatte. 1526 zog sich der Bischof von Chiemsee, Berthold Pürstinger, hier zurück.

Das Kloster erhält bayerische Förderer

Ab 1258 übten die bayerischen Herzöge das Vogteirecht über das Kloster aus. In der Zeit um 1275 wurden sie zu den maßgeblichen Förderern des Klosters, aber auch zu dessen obersten Pflegern.

Der Besitz eines möglichst umfangreichen Ablassschatzes war den Mönchen des Klosters stets sehr wichtig. So findet sich der frühestes Ablassbrief bereits im Jahr 1262, datiert mit 13. April.

Der barocke Umbau erfolgte in den Jahren 1690 bis 1696. Im 18. Jahrhundert fanden weitere umfangreiche Baumaßnahmen statt. Die heutige Gestalt und Fassade der Basilika stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und sind im Stil des Rokoko gehalten.

Bis zur Auflösung des Klosters im Jahre 1803 war es eng mit dem bayerischen Herrscherhaus verbunden. In der Zeit von 1396 bis 1502 wurden hier Angehörige der Wittelsbacher beigesetzt. Die meisten Klostergebäude wurden nach der Aufhebung verkauft. Einige Gebäude sind dann abgerissen worden, wie das Refektorium und die Bibliothek.

Nutzung im 21. Jahrhundert

Dass der Klosterbau im Jahr 2000 nach der Insolvenz der Brauerei, die nach der Säkularisierung 1803 große Teile ersteigert hatte, eine neue Zukunft bekam, ermöglichte der ehemalige Bürgermeister von Burghausen Hans Steindl: Die Stadt Burghausen kaufte die Anlage. Die Außenstelle der Volksschule Burghausen wurde ebenso erhalten wie das Wirtshaus. Die als Pfarrkirche genutzte Stiftskirche war bereits zum 800-Jahr-Jubiläum des Weihedatums 1986 saniert worden, nur die Fassade war in so tristem Zustand wie einige Nebengebäude. 2017 zog die Technische Universität München ein. Für so eine Umnutzung war langer Atem nötig gewesen: Die Idee stammte aus 2004, die bauliche Umsetzung um gut 20 Millionen Euro erfolgte von 2006 bis 2016, 2020 wurde dieses Modell für denkmalschützende Modernisierung in einem Buch dargestellt.

Der Steinerne Saal

Der Steinerne Saal mit Treppenhausanbau.
Der Steinerne Saal innen.

Ein Beispiel für den gelungenen Ausgleich von Erhalt und Neuerung ist der Steinerne Saal. Um während des Tages den für solchen Barocksaal typischen beidseitigen Lichteinfall aus den originalen hohen Glasfenstern zu erhalten, wurden eigene Verschattungen kreiert, die Licht einlassen und doch das Projizierte auf dem Großbildschirm sichtbar machen. Zudem wurden spezielle Leuchtkörper so beweglich konstruiert, dass sie bei Tageslicht hinter dem Sims verschwinden. Das Knarzen der zum Steinernen Saal führenden Eichenholzstiege bezeichnet Paul Huber, Oberkonservator vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, als "akustische Patina".

Der Bauherr dieses Saals wie überhaupt des Prälatenstocks stammt aus Salzburg. Robert Pendtner, Student der Theologie und Philosophie an der Benediktineruniversität, sei auf einer Wallfahrt nach Altötting vor Raitenhaslach vom Pferd gefallen, berichtet Paul Huber. Der Studiosus habe sich derart schwer verletzt, dass er im Kloster habe bleiben müssen. Nachdem ihn die Mönche gesund gepflegt hatten, sei er dort eingetreten und 1734 bautüchtiger Abt geworden.

Auch ein anderer baufreudiger Abt, Candidus Wenzl, stammte aus Salzburg. Weil er "dort den modernen Barockdom täglich vor Augen sah", wie es im Buch heißt, verwandelte er ab 1688 die karge romanische Zisterzienserbasilika von Raitenhaslach in eine helle, bunte, hochbarocke Wandpfeilerkirche.

Die Klosterküche

Die klösterliche Küche des heutigen Klosterbräus basiert teilweise auf einem Kochbuch von 1719, ist aber vom Chefkoch in Harmonie mit den heutigen Gaumengewohnheiten gebracht worden.

Als im April 1782 Papst Pius VI. auf seiner Rückreise von Wien nach Rom spontan einer Einladung von Kurfürst Karl Theodor nach München folgte, herrschte im Zisterzienserkloster Raitenhaslach große Aufregung: Würde der Papst das Kloster womöglich als Nachtlager nutzen? Bis auf die Innbrücke in Braunau am Inn wurde Papst Pius VI. offiziell vom österreichischen Grafen Philipp von Cobenzl begleitet. Dann nahm ihn dann eine kurbayerische Deputation in Empfang. Sein Weg streifte das damals berühmte Kloster im nur sieben Kilometer entfernten Marktl, wo die Pferde gewechselt wurden. Am 25. April 1782 traf Pius im altehrwürdigen Wallfahrtsort Altötting ein, um von dort über Ramsau nach München weiter zu reisen.

Das Kloster Raitenhaslach, etwa in der Mitte der Route gelegen, schien also die ideale Übernachtungsstätte für den Heiligen Vater zu sein. Abt Theobald Weissenbach, ein Bierwirtssohn aus Wemding, wollte den Papst nicht nur entsprechend bewirten, sondern ließ das mit religiösen Motiven bereits prunkvoll ausgemalte Gästezimmer auf Hochglanz bringen und versah die linke Zimmerecke mit einem verzierten Schrank – in der Form identisch dem großen geschwungenen Kaminofen in der rechten Zimmerecke – um den Leibstuhl dezent zu kaschieren. Der barocke Prunksaal ("Steinerner Saal") wurde feierlich geschmückt, ebenso die große Klosterkirche. An den Küchenmeister erging der Auftrag, sowohl eine üppige Mahlzeit mit mehreren Gängen als auch eine bescheidene Brotzeit (ganz in der Tradition des Ordens, also fleischlos) vorzubereiten. Dazu ein frisches Bier aus der klostereigenen Brauerei oder ein Wein (Muskateller oder grüner Veltliner) aus den Lesegärten des Klosters in Weinzierl bei Krems ().

Ob der Heilige Vater nun tatsächlich im Kloster übernachtet und, falls ja, was er dort gegessen hat – das ist nicht belegt. Wohl aber weiß man, dass alles für den Fall bereitet war. Und dass es in Strömen regnete an jenem Apriltag anno 1782.

Äbte

Pfarrkirche heute

1806 wurde aus der ehemaligen Klosterkirche die heutige Pfarrkirche. Die Innenausstattung der Kirche wurde mehrfach dem jeweiligen zeitbedingten Kunststil angepasst. Besonders sehenswert sind die Altäre, die Fresken und der Kreuzgang mit den Grabplatten.

Bildergalerie

weitere Bilder

 Zisterzienserkloster Raitenhaslach – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Quellen