Richterhütte
Die Richterhütte ist eine alpine Schutzhütte auf 2 367 m ü. A..
Allgemeines
Die Richterhütte gehört der Sektion Bergfreunde Rheydt des Deutschen Alpenvereins (DAV). Sie befindet sich im Salzburger Teil der Zillertaler Alpen. Der jetzige Bau ist der dritte und wurde 1928 von Richard Richter eröffnet. Die bewirtschaftete Hütte ist von Mitte Juni bis Mitte September geöffnet.
Geografie
Die Richterhütte befindet am südwestlichen Ende des Rainbachtals, östlich des Bergkammes, der von der Reichenspitze, dem Hauptgipfel der Reichenspitzgruppe, nach Süden verläuft.
Im Westen befindet sich mit der Gamsscharte 2 972 m ü. A. ein Übergang nach Nordtirol zur Plauener Hütte und weiter ins Zillergründl mit dem Speicher Zillergründl. Nach Süden führt ein alpiner Steig über die Windbachscharte 2 697 m ü. A. ins südlich gelegene Windbachtal, einem weiteren Seitental des Krimmler Achentals wie das Rainbachtal.
Erreichbarkeit
Vom Krimmler Achental biegt man beim Krimmler Tauernhaus nach Südwesten in das Rainbachtal ab. Vom Keesböden 2 185 m ü. A. ist dann ein letzter, steiler Anstieg zur Richterhütte.
Geschichte
Im Zuge der Erschließung Alpen im südlichen Gemeindegebiet von Krimml, die seit 1887 zum Arbeitsgebiet der Sektion Warnsdorf des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins (DuOeAV) gehörten, sollte auch eine Verbindung vom Krimmler Achental zum Zillergrund und zum Wildgerlostal hergestellt werden. Dieses Vorhaben wurde jedoch aus finanziellen Gründen verschoben.
Der Textilfabrikant Anton Franz Richter (* 1848; † 1905) aus Niedergrund bei Warnsdorf, zugleich zweiter Sektionsvorsitzender, ließ jedoch auf eigene Kosten einen festen Fahrweg vom Krimmler Tauernhaus bis zum Talschluss des Rainbachtales anlegen, wo er unterhalb der Reichenspitze (3 303 m ü. A.) in ca. 2 700 Metern Höhe eine eigene Hütte plante. Im Frühjahr 1896 zerstörte eine Lawine den im Jahr davor fertiggestellten Rohbau. 300 Meter talwärts begann Richter auf einem besser geeigneten Platz unverzüglich mit dem Bau einer neuen Hütte, welche ein Jahr später, am 12. August 1897 als Richter-Hütte mit bengalischer Beleuchtung der Berge feierlich eröffnet wurde. Die beiden Hütten der Sektion Warnsdorf brachten wohlhabende Oberlausitzer- und nordböhmische Geschäftsleute nach Krimml.
Der Schuhmacher Johann Unterwurzbacher und seine Frau Maria betreuten sowohl die Richter-Hütte als auch die Warnsdorfer Hütte und 68 Kilometer Sektionswege. Die Hütte befand sich im Privatbesitz der Familie Richter, den Mitgliedern des DuOeAV wurden aber die gleichen Begünstigungen wie auf alpenvereinseigenen Hütten gewährt. Richard Richter führte die Verwaltung der Hütte im Sinne seines Vaters Anton fort. Während des Ersten Weltkrieges richtete ein orkanartiger Wirbelsturm großen Schaden an, sämtliche Nebengebäude wurden zerstört, aber bis 1928 baute Richard Richter seine Hütte wieder auf.
Sein Sohn Walter kam 1946 mit seiner Familie als Vertriebener nach Krimml und bezog dort die Villa Maria, den Sommersitz seines Großvaters. Die Hütte überließ er jedoch den Bergfreunden Rheydt vom Niederrhein.
Die Baugeschichte
Genau wie man 1895 begonnen hatte, wurde der zweite Bau von 1897 nach dem Vorbild der Warnsdorfer Hütte errichtet. Das steinerne Erdgeschoss und der hölzerne Oberbau waren jedoch großzügiger dimensioniert und sorgfältig ausgeführt worden. Ebenso großzügig war die Inneneinrichtung und auch die mit Samt ausgekleidete Kegelbahn, die Richter anbauen ließ. 30 Betten in zwölf Kammern und weitere Pritschenlager standen im Haupthaus zur Verfügung, nachdem 1903 die Wirtschaftsräume in einen separaten Bau verlegt wurden. Dieser wurde später mit dem Haupthaus verbunden. Ein kleines Kraftwerk unten am Rainbach lieferte elektrische Energie.
Der Bau von 1928 war nicht mehr ganz so reichlich ausgestattet. Die Sektion Bergfreunde Rheydt des Deutschen Alpenvereins (DAV) erweiterte die Richterhütte 1970, so wie sie heute erhalten ist.
Etwa im August 2015 ging die Wasserfassung – für Trinkwasser und ein Kraftwerk – bei Regen samt Untergrund als Mure ab. Als Ursache wird das stärkere Auftauen des Permafrostbodens in diesem Sommer vermutet. Das Kleinkraftwerk wurde repariert, Trinkwasser neu gefasst (Stand 11. September 2015). Die Wirtsfamilie Burgi (seit 1977 jeden Sommer auf der Hütte) und Armin Bachmaier hatten den Pachtvertrag zu Ende 2015 gekündigt; ihre Nachfolger seit 2016 sind Martin Falkner und Julia Stauder.
Im Sommer 2019 wurden mit Unterstützung der Europäischen Union und mit Förderung durch die Republik Österreich umfangreichere Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen vorgenommen, der ursprüngliche Charakter und die Außenansicht des Hauptgebäudes wurde jedoch beibehalten. Seitdem verfügt die Hütte über moderne Sanitäranlagen im Erdgeschoss, eine professionell ausgestattete Küche und ein neues Wasserkraftwerk mit einer Leistung von bis zu 27 kW, welches ausreichend Strom für den Hüttenbetrieb einschließlich der elektrischen Beheizung der Sanitärräume, des neuen Trocken-/Schuhraum und der beiden Gaststuben liefert. Auch die Materialseilbahn wurde erneuert. Dazu wurde auch die Bergstation umgebaut und teils mit neuen Wänden und neuem Dach versehen. Ebenso wurde das separate Winterraum-Gebäude renoviert u. a. mit neuem Eingangsbereich. Schließlich wurden auch neue Fenster eingebaut und das Dach erneuert, wobei Dachgauben eingebaut wurden.
Vom Keesböden, wohin eine Straße führt, gibt es eine Materialseilbahn zur Hütte.
Ausstattung
Die Hütte hat insgesamt verteilt auf den ersten und zweiten Stock 51 Schlafplätze, davon sind zwölf in Zweibettzimmern, vier in einem Mehrbettzimmer und 35 in Matratzenlagern. Auf jeder Etage gibt es im Flur/Treppenhaus Waschgelegenheiten mit fließend Kaltwasser, mehrere WC-Anlagen gibt es im Erdgeschoss und im ersten Stock. Zwei Gaststuben, eine Küche und der Wohnbereich für Pächter/Personal sowie ein beheizter Trockenraum stehen zur Verfügung. Der Winterraum ist in einem separaten Gebäude untergebracht und verfügt über Koch- und Heizmöglichkeit mit Brennholz. In weiteren Nebengebäuden befinden sich Seilbahn, Lagerraum und Werkstatt. Telefon und Internet werden über eine Satellitenanlage betrieben.
Weblinks
- Lage auf AMap, aktualisierter Datenstand 15. November 2024
- ANNO, "Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins", Ausgabe vom 18978, Seite 214
Quellen
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Richterhütte"
- Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar.
- ANNO, "Dillinger's Reisezeitung", Ausgabe vom 20. April 1898, Seite 6