Weißsee Gletscherbahn
Die Weißsee Gletscherbahn ist eine Seilbahn in den Hohen Tauern.
Geografie
Die Weißsee Gletscherbahn befindet sich mit der Talstation am Enzingerboden im südlichen Stubachtal in der Pinzgauer Gemeinde Uttendorf. Sie führt in ca. 20 Minuten mit der Sechser-Umlaufbahn über die Mittelstation am Grünsee zum Berghotel Rudolfshütte, das dem Zeller Hotelier Dr. Wilfried Holleis gehört. Von der Bergstation führt ein Tunnel direkt zum Berghotel Rudolfshütte in der Weißsee Gletscherwelt.
Geschichte
Seilbahn Rudolfshütte 1982 bis 2003
Bis 1982 führt nur die ÖBB Seilbahn Weißsee über die Mittelstation am Tauernmoossee zur Rudolfshütte. Diese war eigentlich eine Werksseilbahn der ÖBB, transportierte aber auch Touristen. Das Projekt einer Einseil-Umlaufbahn nur für Touristen wurde dann am Beginn der 1980er-Jahre realisiert. Die mit dem Namen "Seilbahn Rudolfshütte" errichtete Bahn wurde am ersten Weihnachtstag, den 25. Dezember 1982, eröffnet.
Für den Bau der Mittelstation am Grünsee mussten 5 000 Kubikmeter Felsgestein aus dem Berg gesprengt werden. Es entstand ein Restaurant mit 80 Sitzplätzen und eine Sonnenterrasse. Zwischen der Tal- und Mittelstation wurden 100 Gondeln eingesetzt, zwischen der Mittel- und Bergstation Rudolfshütte waren es 64 blaugetönte mit Vollpanoramascheiben ausgestattete Gondeln. 75 der 133 Millionen Schilling, die die Errichtung kostete, gingen an Unternehmen im Mitter- und Oberpinzgau. Die Seilbahn konnte 1 700 Personen pro Stunde befördern und hatte eine Geschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde.[1] Für die 570 Höhenmeter benötigte die Bahn acht Minuten.[2]
Mit der Errichtung der Weißsee-Bahn erhoffte man sich auch einen touristischen Aufschwung in dieser alpinen Hochregion, dem der Österreichische Alpenverein wohlwollend gegenüberstand.
Seilbahn Rudolfshütte 2003 bis 2024: Ära Holleis
Dann stand seit Mai 2003 die Seilbahn wegen akuter Finanznöte und drohendem Konkurs still. Allein in jenem Jahr betrug der Verlust vier Millionen Schilling. Die Weißseebahn machte jährlich geschätzte 290.000 Euro Verlust.[3] Dann fand sich das Land Salzburg neben anderen Investoren an der Abdeckung der Schulden bereit.[4]
Der Zeller Steuerberater Erwin Prodinger, der Zeller Hotelier Wilfried Holleis und der Millionär und Sponsor der Zeller Eisbären, Otto Wittschier, wollten die Weißseebahn übernehmen, verlautete eine Pressemeldung am 11. Jänner 2003 der "Salzburger Nachrichten". Prodinger war bis dahin Gesellschafter der pleite gegangenen "Weißsee-Gletscherbahnen Gesellschaft m.b.H." gewesen. Die drei Interessenten arbeiteten ein zehn Punkte umfassendes Konzept aus. Darüber wurde Anfang Jänner 2003 in der Gemeinde Uttendorf beraten. Auch LHStv. Wolfgang Eisl (ÖVP), Finanzreferent des Landes Salzburg und ressortzuständig für den Fremdenverkehr, wurde informiert. Wolfgang Eisl konnte sich die Mithilfe des Landes vorstellen. Die würde sich über zehn Jahre erstrecken und jährlich 100.000 Euro betragen. Eisls Bedingungen waren dafür
- Prodinger, Holleis und Wittschier müssen die persönliche Haftung übernehmen;
- der Betrieb muss im vorhandenen Umfang weitergeführt werden;
- es dürfen keine weiteren öffentlichen Mittel in Anspruch genommen werden;
- in den kommenden zehn Jahren ist eine gemeinsame Lösung mit den ÖBB zu erarbeiten;
Die ÖBB führten parallel zur 1982 offiziell eröffneten Weißseebahn immer noch ihre eigene Werksbahn weiter. Die war 50 Jahre alt und ebenfalls sanierungsbedürftig. Eisl meinte zu dieser Situation, dass zwei Bahnen, die einen Berg erschließen und nur 500 Meter voneinander entfernt sind, volkswirtschaftlich keinen Sinn ergeben. Im Konzept der Interessenten hieß es: "Ziel ist die Fortführung der Weißsee Gletscherbahnen auf einen möglichst langen Zeithorizont, mindestens auf zehn Jahre."
Die bestehende Gesellschaft sollte erheblich verändert, das bisherige Eigenkapital (1,2 Mill. Euro), auf 580.000 Euro reduziert werden. Das Land Salzburg, die Gemeinde Uttendorf und der Tourismusverband leisten, so die Vorstellung der Interessenten, gemeinsam und jährlich einen Zuschuss von 218.000 Euro. Der Österreichische Alpenverein - er betrieb damals noch das Alpincenter Rudolfshütte - schießt zum Betrieb der Bahn pro Jahr 72.800 Euro zu.
Anfang Mai 2003 war von den Gläubigern ein Zwangsausgleich akzeptiert worden. Die Quote wurde von 20 auf 28 Prozent erhöht, einem Weiterbetrieb sollte damit ab Mitte Juni nichts mehr im Wege stehen. Nach jahrelangem hin und her gab es für diejenigen, die auf einen dauerhaften Weiterbestand der Gletscher-Kabinenseilbahn hofften, nun wieder Grund zur Freude. 56 Gläubiger mit Forderungen von mehr als 2,5 Mio. Euro hatten für den Zwangsausgleich gestimmt, 18 waren dagegen. Besondere Rücksicht sei bei der Entscheidung auf die Region Oberpinzgau genommen worden.
Erleichterung herrschte beim Österreichischen Alpenverein, dessen Alpinzentrum Rudolfshütte nun weiterhin via Weißseebahn erreichbar war. Künftig sollten auch im Winter wieder die Seilbahn verkehren. Eiskletterer und Tourengeher aus vielen Teilen Europas, Trainingskurse des Alpenvereins, Teams der Bergrettung und Künstler nutzten die Region um Weißsee und Stubacher Sonnblick seit Jahren für Schulungen und Workshops. Der Neustart sollte Mitte Juni 2003 erfolgen. Mehr als 50 Prozent der Arbeitsplätze konnten damit ebenfalls gerettet werden.[5].
2024: Schließung der Bahn mit Ende September
Am Tag der Nationalratswahl, den 29. September 2024 endete im Stubachtal in Uttendorf der Betrieb der Weißsee Gletscherbahn sowie des Berghotels Rudolfshütte. Der Betreiber Wilfried Holleis schloss mit dem Ende des Sommerbetriebs endgültig und zog sich völlig aus der Weißsee Gletscherwelt zurück. Die Seilbahn schreibt rote Zahlen: Die Umsatzerlöse im abgelaufenen Geschäftsjahr beliefen sich auf 1,4 Millionen Euro, abzüglich Personalkosten und sonstiger betrieblicher Aufwendungen bleibt ein negatives operatives Ergebnis vor Abschreibung (EBITDA) in Höhe von 1,4 Millionen übrig. Das negative Ergebnis kommt insbesondere zustande, weil für die erfolgreiche Verlängerung der Konzession um weitere 20 Jahre kräftig in Technik und Sicherheit investiert werden musste. Die Seilbahn vom Enzingerboden hat eine Kapazität von 1 400 Personen pro Stunde. Holleis sagt, wenn das Berghotel Rudolfshütte voll belegt ist, fahren inklusive Tagesskifahrern bis zu 1 000 Menschen im Gebiet um den Weißsee Ski. Das heißt, die Bahn könnte deutlich mehr Menschen befördern, als sich um den Weißsee an solchen Tagen aufhalten. Holleis betont, dass diese Auslastung seiner Seilbahn ohne die beeinspruchte Bettenerweiterung nicht machbar sei. Er verweist auf Gesamtinvestitionen in die Bahnen am Weißsee in den vergangenen 20 Jahren in Höhe von 11,6 Millionen Euro. Zuletzt wurde der sogenannte Hüttenlift, ein Schlepplift, der die Bahn auf den Medelzkopf mit dem restlichen Skigebiet verbindet, neu errichtet. Zu den Investitionen in die Bahn zählen auch die Beschneiungsanlage - notwendig aufgrund häufiger Windverfrachtungen im Gebiet - und die Instandhaltung der Pisten.[6] Weitere Details siehe SALZBURGWIKI-Artikel Berghotel Rudolfshütte#September 2024: Schließung wird bekannt.
Firmendaten
Die Weißsee Gletscherbahn wird von der "Weißsee-Gletscherwelt GmbH" betrieben. Deren sind Mag. Roland Haslauer als Privatperson mit 4,31 %, die Gemeinde Uttendorf, Körperschaft öffentlichen Rechts mit 8,02 %, Elisabeth Prodinger als Privatperson mit 8,32 % und die Berghotel Rudolfshütte GmbH mit 79,34 %. Beschreibung der Tätigkeit: Errichtung und Betrieb von Seilbahnen, Sesselbahnen und Schleppliften.[7]
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 1. Dezember 1982, Seite 7
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 4. Jänner 1983, Seite 7
- ↑ www.seilbahn.net
- ↑ www.seilbahn.net/
- ↑ www.seilbahn.net
- ↑ www.sn.at, 23. September 2024
- ↑ www.firmenabc.at, abgefragt am 27. September 2024