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Abtenauer Möbelhersteller Voglauer stemmt sich gegen Trend: Mit Vollholz und neuem Lack gegen die Krise

Das Aus für Kika/Leiner, Kaufunlust und wenig Neubau: Das trifft die Möbelindustrie hart. Voglauer aus Abtenau stemmt sich mit Großaufträgen aus der Hotellerie und mehr Export dagegen.

320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt Voglauer in Abtenau.
320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt Voglauer in Abtenau.
Voglauer-Chef Peter Grünwald.
Voglauer-Chef Peter Grünwald.

Die Produktion im Lammertal laufe wieder auf Vollauslastung. "Wir sind sehr zufrieden", sagt Voglauer-Geschäftsführer Peter Grünwald. Dabei hat auch der Abtenauer Möbelhersteller in den vergangenen Jahren mit freiwilliger Kurzarbeit für Schlagzeilen gesorgt.

Nach dem Boom in den Coronajahren - viele nutzten die Lockdowns für die Verschönerung der eigenen vier Wände - sind die heimischen Möbelhersteller zuletzt in die Krise geschlittert. Zu der erwarteten Abkühlung kamen der Ukraine-Krieg samt stark steigender Preise und Kaufzurückhaltung, sagt Branchensprecher und Team-7-Chef Georg Emprechtinger. Auch der Einbruch im Neubau trifft die Möbelindustrie. Mit dem Aus für Kika/Leiner fiel zudem ein großer Handelspartner aus dem Markt. "Und die hohe Inflation in Österreich hat die Personalkosten für uns binnen zwei Jahren um 23 Prozent in die Höhe getrieben", betont Emprechtinger. Damit habe man selbst gegen Konkurrenten aus Deutschland oder Italien massive Wettbewerbsnachteile. "Da reden wir noch gar nicht von Billigprodukten aus Fernost." Hohe Qualität, Nachhaltigkeit und Export, damit versuche die Branche dennoch zu punkten, so der Branchensprecher.

Eigenes Wasserkraftwerk und Photovoltaik

Bei über 70 Prozent liegt der Exportanteil beim Abtenauer Familienbetrieb Voglauer mittlerweile. Man habe die Flaute genutzt, um sich neu aufzustellen, so Grünwald - nicht zum ersten Mal in der über 90-jährigen Geschichte. Groß geworden ist Voglauer einst mit bemalten Bauernkästen. Zur Konzentration auf Vollholzmöbel sei zuletzt die Kombination Vollholz und Lack-Elemente gekommen, sagt Grünwald. Mit mehr Modernität sei es gelungen neue Kundenschichten zu gewinnen - und neue Märkte. War Voglauer bisher im Alpenraum stark, also neben Österreich etwa der Schweiz oder Süddeutschland, sei man zuletzt auch bei norddeutschen Fachhändlern gefragt. Die weiter gedämpfte Kauflaune könne man so im Export wettmachen.

Helfen würde der im gehobenen Möbelsegment aufrechte Trend zu Nachhaltigkeit. "Unsere Kunden sind meist Zweit- oder Dritt-Ausstatter, die ihre billig gekauften Erstmöbel austauschen. Denen ist keineswegs gleichgültig, in welchem Bett sie liegen", sagt Grünwald. Neben dem Naturmaterial Holz setze man bei Lack auf wasserlösliche Basis. Die Energie für die Voglauer-Produktion erzeugt man zu 70 Prozent selbst. Neben dem eigenen Wasserkraftwerk setzt man auf Biomasse aus eigenen Holzabfällen und Photovoltaik. Auf fossile Brennstoffe verzichte man ganz.

Muschelfurnier für Perlmutt-Optik

Wachstum bringe aber auch der zweite Geschäftsbereich, die Ausstattung von Hotels. Hier mache man bereits 60 Prozent des Umsatzes von im Vorjahr 75 Millionen Euro. Gerade bei Renovierungen trete man mittlerweile als Generalunternehmen auf, betont Grünwald. Nicht nur Zimmerausstattung und das gesamte Design von der Bar bis zur Lobby kommt damit von Voglauer. "Wir koordinieren alle Gewerke." Man sorge also für den Fliesenleger ebenso wie für neue Böden, Heizung oder Klimatechnik. "Der Hotelier kann in der Zeit eigentlich auf Urlaub gehen", sagt der Voglauer-Chef. Punkten könne man durch verlässliche Partnerbetriebe zudem mit einer kurzen Bau-Dauer. In Zeiten des boomenden Tourismus sei das ein wichtiges Argument. Die großen Ketten habe man ebenso als Kunden wie Familienbetriebe im Vier- oder Fünf-Sterne-Bereich. Zuletzt war man etwa für die Renovierung des Luxushotels Fairmont Montreux am Genfer See verantwortlich, dort habe man mit gepresstem Muschelfurnier für Perlmutt-Optik - und damit für Exklusivität - gesorgt. Auch in Wien konnte man Aufträge wie das K&K Maria Theresia oder das K&K Palais gewinnen.

Kika/Leiner nicht mehr beliefert

Die Pleite von Kika/Leiner habe Voglauer im Übrigen kaum getroffen. "Auch wenn es immer schade ist, wenn ein einst wichtiger Partner aus dem Markt verschwindet", sagt Grünwald. Beliefert habe man Kika/Leiner bereits seit dem Frühjahr 2024 nicht mehr. "Wir haben strenge Vorgaben, was die Präsentation unserer Möbel und die Beratungsqualität angeht." Die habe Kika/Leiner nicht mehr eingehalten.

Die auch bei Voglauer noch im Vorjahr in Teilen der Produktion eingesetzte Kurzarbeit - um Kündigungen zu vermeiden, wurde bei 90 Prozent Lohn nur 80 Prozent an vier Tagen gearbeitet - konnte man mit August auslaufen lassen. Die Zahl der Mitarbeiter ist von einst 400 auf 320 gesunken, Kündigungen habe es auch in den vergangenen Jahren keine gegeben. "Jetzt nehmen wir wieder Leute auf."

Möbelhandel brach um 9,5 Prozent ein

4,8 Milliarden Euro wurden laut Handelsverband im Vorjahr im heimischen Möbelhandel umgesetzt, ein Minus von inflationsbereinigt 9,5 Prozent gegenüber dem Jahr 2023.

Die heimische Möbelindustrie, zu der 49 größere Möbel- und Küchenhersteller zählen, macht nach eigenen Angaben mit 6000 Mitarbeitern 1,83 Mrd. Euro Umsatz. Der Exportanteil sei unterschiedlich, so Branchensprecher Georg Emprechtinger, Chef von Team 7. Bei seinem Unternehmen liegt er bei 84 Prozent.

In Österreich entwickle sich der Markt nach langer Kaufzurückhaltung zuletzt leicht positiv, sagt Emprechtinger. Deutlich besser sei die Nachfrage bereits aus der Schweiz. Sorgenkind sei weiter Deutschland, das für viele heimischen Möbelhersteller Hauptexportmarkt ist. Hier ist die Nachfrage weiter schwach.

Bitter war für die heimischen Hersteller das Aus von Kika/Leiner. Neben dem Fachhandel bleibt als große Kette damit nur Lutz als Abnehmer. Ikea oder Jysk verkaufen ausschließlich ihre eigene Marken.

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