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Frage der Reife: Mit Vollholz zu alter Stärke

Die Krise der Innviertler Industrie hat den erfolgsverwöhnten Möbelhersteller Team 7 nicht verschont. Der Aufschwung scheint greifbar. Man setzt auf die Stadt Salzburg - und Peking.

Georg Emprechtinger.
Georg Emprechtinger.

So schlimm, wie es von außen scheine, sei es dann doch wieder nicht. "Das Innviertel ist immer noch eine wirtschaftlich interessante Region", ist Team-7-Chef Georg Emprechtinger überzeugt. Auch wenn die Schlagzeilen zuletzt von negativen Meldungen beherrscht wurden: Nicht nur der Motorradhersteller KTM baute mehr als 1000 Mitarbeiter ab, auch der Robotikkonzern B&R legte beim Personal eine Vollbremsung hin, Stellenabbau gab es auch beim Innviertler Skihersteller Fischer.

Kündigungen, sagt Emprechtinger, habe man bei Team 7 bis auf einzelne vermeiden können. Freiwillige Kurzarbeit und natürlicher Abgang, darauf habe aber auch der Möbelhersteller in den vergangenen zwei Jahren setzen müssen. "Dabei haben wir lange gehofft, dass uns die Krise gar nicht trifft." Nach dem Möbelboom in den Coronajahren - viele nutzten die Lockdowns und fehlende Freizeitmöglichkeiten, um in die eigenen vier Wände zu investieren - sei zur erwarteten Abkühlung noch der Ukrainekrieg samt steigender Preise gekommen, sowie Kaufzurückhaltung und der Einbruch im Neubau. Traf das zunächst vor allem günstigere Möbelproduzenten, so habe es ab Frühjahr 2023 auch Premiumhersteller voll erwischt. Trotz starker Preissteigerungen - "nicht nur die Materialkosten, ob für Holz oder Glas, und die Energiekosten stiegen kräftig, auch die Personalkosten legten binnen zwei Jahren um 23 Prozent zu" - sei der Umsatz 2023 wieder unter die 100-Millionen-Euro-Schwelle gerutscht, die Zahl der Mitarbeiter sank von über 700 auf zuletzt 580, 470 davon in Österreich.

Der Aufschwung aber, betont Emprechtinger, scheine jetzt wieder greifbar. In der Schweiz laufe das Geschäft schon seit einigen Monaten besser, auch in Österreich - wo der Möbelhandel im Vorjahr mit einem inflationsbereinigten Minus von 9,5 Prozent der stärkste Verlierer im Handel war - spüre man wieder leicht steigende Nachfrage. Und im Hauptmarkt Deutschland hoffe man darauf, dass die angekündigten Milliardeninvestitionen der neuen Regierung der Wirtschaft Schwung bringe. 84 Prozent des Umsatzes macht der Innviertler Möbelhersteller im Export.

Auch wenn das Thema Nachhaltigkeit in der öffentlichen Diskussion zuletzt an Interesse verloren habe, so könne man als Möbelproduzent mit dem Naturprodukt Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und behandelt und verleimt ohne Chemikalien weiterhin punkten. "Da geht es nicht nur um den ökologischen Gedanken, sondern auch darum, dass Holz sich viel besser anfühlt, ganz anders riecht und ein einzigartiges Raumklima schafft. Das kauft man nicht nur zum Klimaschutz, sondern um sich selber zu Hause wohlzufühlen." Den Vorteil eines Tischlers - gebaut wird nur auf Auftrag und je nach Kundenwunsch mit unterschiedlichem Holz und verschiedener Ausführung - kombiniere man mit den Vorteilen einer industriellen Produktion. "Kein Tischler kann sich internationale Designer leisten und jeden Küchenkasten danach durch die Prüfanlage laufen lassen, die feststellt, ob nach 15.000 Mal Öffnen alles nach wie vor läuft wie geschmiert." Selbst einen scheinbar einfachen Tisch gebe es dann in 10.000 Varianten, von sieben Holzarten über unterschiedliche Breiten und Höhen, ausziehbar oder nicht, bis zu verschiedenen Einsätzen aus Keramik oder Glas. Gesetzt wird auf Naturmaterial. "Vereinfacht gesagt wollen wir das Ölfass vermeiden, möglichst keine Kunststoffteile und keinen Lack."

Produziert wird im Stammwerk in Ried und in Pram (OÖ), wo neben der Produktion ein großes Holzlager besteht. Denn nur die richtige Lagerung und Reife sorge für perfektes Holz. "Das ist wie bei Wein oder Käse, die Reifung entscheidet über die spätere Qualität." Fast die Hälfte des Holzes komme aus Österreich, alles gebe es hier nicht. Für Erlen etwa habe man ein eigenes Werk in Ungarn, wo es nach wie vor Erlenwälder gebe und nicht nur einzelne Erlen an Bächen. Überprüfen, ob beim verwendeten Holz nicht mehr entnommen werde als neu gepflanzt, würde man selbst. Zudem hat man mittlerweile 77 Hektar eigenen Wald im Innviertel. "Nicht weil das genug Holz für unsere Produktion bringt", sagt Emprechtinger. "Die jetzt gepflanzten Eichen können wir ja erst in über 100 Jahren ernten." Sondern um zu verstehen, wie schwierig es ist, nachhaltig Forstwirtschaft zu betreiben. Gemeinsam mit der Boku forsche man an geeigneten Baumarten, weil gerade im Innviertel mit 400 bis 450 Metern Seehöhe die lange gepflanzte Fichte keine Zukunft habe.

Verkauft werden die Möbel neben dem Fachhandel in mittlerweile 17 eigenen Stores. Die jüngste Geschäftseröffnung war mit Anfang Mai in der Salzburger Vogelweiderstraße. Nachdem der bisherige Franchisepartner in Eugendorf wie berichtet in Pension geht, setzt man jetzt auf einen eigenen Standort in der Stadt. "Auch weil das städtische Umfeld gut zu uns passt, und wir hier im neuen Gebäude an der Einfahrtsstraße in die Stadt sichtbarer sind", sagt Emprechtinger.

Nur wenige Wochen davor hat man übrigens einen weiteren Flagshipstore eröffnet: in Peking, dort allerdings mit einem Partner. Die Nachfrage nach Team-7-Möbeln sei in China schon vor Corona groß gewesen, angesichts der strikten Coronapolitik mussten die dortigen Shoppartner ihre Geschäfte während der Pandemie aber zusperren, so der Firmenchef. Jetzt startet man den Neubeginn. Die in Oberösterreich auf Kundenwunsch gefertigten Möbel bekommen chinesische Kunden eben vier bis fünf Wochen später als der europäische Käufer, der üblicherweise nach acht Wochen mit dem eigens hergestellten Möbel beliefert wird.

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