SN.AT / Wirtschaft / Österreich / Wirtschaft

AMS will digitalen Führerschein zum Standard in der Arbeitswelt machen

Die Arbeitswelt wird digital. Welche Fähigkeiten genau nötig sind, bleibt oft aber diffus. Das AMS will das ändern und Zertifikate für Stufen digitalen Wissens in der Arbeitswelt etablieren.

Digitales Wissen soll in Zukunft anhand eines digitalen Führerscheins nachgewiesen werden. (Symbolbild)
Digitales Wissen soll in Zukunft anhand eines digitalen Führerscheins nachgewiesen werden. (Symbolbild)

Die neue Arbeitswelt wird immer digitaler - bald werden Beschäftigte mit künstlicher Intelligenz und selbstlernenden Maschinen konfrontiert sein. Die digitalen Fähigkeiten werden konsequenterweise zu einem Schlüsselfaktor. Nur fehlt es im Arbeitsmarkt weiterhin an Standards, wie Beschäftigte ihr digitales Wissen vorweisen können. Dem will das Arbeitsmarktservice (AMS) nun großflächig entgegenwirken. AMS-Chef Johannes Kopf schwebt eine Art digitaler Führerschein in verschiedenen Qualitätsklassen vor, der in der Arbeitswelt zum Standard wird - und als Nachweis der eigenen Qualität quasi zwingend wird. Der AMS-Chef vergleicht es mit den Zertifikaten, die zum Nachweis von Deutschkenntnissen mittlerweile allgemein gültig sind - von A1 (elementares Grundwissen für einfache Dinge des Alltags) bis C2 (fit auch für komplexe Situationen in Alltag und Job). "Da weiß jeder, worum es sich handelt."

Das digitale Wissen wird in acht Stufen gegliedert

Die Basis für ein vergleichbares Modell zur Einstufung digitalen Wissens ist gelegt - es gibt EU-Standards, die in Österreich schon vor Jahren vom Wirtschaftsministerium propagiert wurden. Auf der vom Finanzministerium eingerichteten Website Fit4Internet ist das Regelwerk exakt aufgeführt. Das digitale Wissen wird in acht Stufen gegliedert - von grundlegend über vertiefend, fortgeschritten bis hoch spezialisiert. Stufe 1 entspricht rudimentärem Wissen eines Volksschülers, Stufe 8 jenem einer technischen Hochschulprofessur. "Ich will diese Einstufungen und Zertifikate bekannt machen, in den Schulen genauso wie in den Betrieben", sagt Kopf. Speziell die Stufen drei bis sechs seien für die Arbeitswelt wichtig. Neben Kenntnissen über Office-Programme wie Excel oder Powerpoint geht es da auch um Datensicherheit, den Aufbau von Datenmodellen oder deren Speicherung in Cloudsystemen. Im ersten Schritt wird der Großplan bei den 6000 Beschäftigten des Arbeitsmarktservice umgesetzt, um Erfahrung zu sammeln. Im nächsten Schritt will Kopf beginnen, Arbeitslose systematisch zu motivieren, diesen Digitalführerschein zu machen, und Unternehmen ins Boot zu holen. Bereits in den nächsten zwei Jahren will der AMS-Chef die Zahl jener, die derartige Zertifikate erwerben, in den fünfstelligen Bereich heben. Sobald sich die Standards in den Firmen durchgesprochen haben, könnte daraus ein Selbstläufer werden. "Wer sein Wissen nachweisen will, muss dann ein solches Zertifikat haben", sagt Kopf.

Firmen können die benötigten Fähigkeiten nicht definieren

Das AMS ist der Frage nach den digitalen Anforderungen in den Unternehmen systematisch nachgegangen. Dabei fällt immer wieder ein bemerkenswertes Phänomen auf: Firmen betonten zwar, wie dringend sie IT-Leute bräuchten, könnten die benötigten Fähigkeiten aber nicht exakt definieren. Bei genauem Hinschauen habe sich dabei zweierlei herausgestellt, so Kopf. Erstens gehe es den Firmen gar nicht so sehr darum, dass man eine konkrete Software beherrsche. Gewünscht und gefordert sei vielmehr ein digitales Grundverständnis, welches bei den nun forcierten Zertifizierungen auch im Mittelpunkt steht. Zweitens zeige sich, dass Führungskräfte oft wenig digitales Wissen hätten, was dazu führe, dass man die digitale Kompetenz bei wenigen Computerspezialisten im Betrieb bündle. Breite Kommunikation über das digitale Wissen und die Zusammenhänge im Betrieb finde so aber nicht statt, sagt Kopf. Auch diesem Manko werde mit einer Zertifizierung digitalen Wissens entgegenwirkt. "Ein Betrieb kann sagen, wir benötigen Beschäftigte mit der Zertifikationsstufe vier, und wir können ihm das dann liefern", sagt der AMS-Chef. Parallel kann sich der Betrieb auch intern Maßnahmen überlegen, wie er Beschäftigte beispielsweise von Stufe zwei auf Stufe fünf bringt. Da es sich quasi um genormte Standards handelt, kann dieses System auch in Schulen und Weiterbildungseinrichtungen wie dem Wifi etabliert werden. Zudem gebe es bereits "tolle Beispiele", sagt Kopf und nennt die Coders.Bay in der alten Tabakfabrik in Linz. Die hat sich der Weiterbildung in Sachen IT verschrieben und bietet Privaten wie Unternehmen vom Einstiegskurs bis zum hoch spezialisierten Coding-Lehrgang vielfältige digitale Weiterbildungsmöglichkeiten an.

WIRTSCHAFT-NEWSLETTER

Abonnieren Sie jetzt kostenlos den Wirtschaft-Newsletter der "Salzburger Nachrichten".

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.