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"Bin unglaublich stolz, was wir geschafft haben!"

Salzburgs Seilbahner halten eine Tradition aufrecht: Sie investieren abermals 100 Mill. Euro. Wir wollten wissen, warum. Und wir fragten nach, ob der Skiwinter wie zuletzt in Kitzbühel demnächst auch in Salzburg auf grünen Wiesen startet.

Die Salzburg Super Ski Card umfasst 23 Skiregionen.
Die Salzburg Super Ski Card umfasst 23 Skiregionen.

Salzburgs Seilbahner erzielten im Vorjahr einen Brutto-Umsatz von 300 Mill. Euro. Die Branche blickt nach einem schwierigen Winter 2016/17 mit Spannung auf die neue Saison. Wir unterhielten uns mit Spartensprecher Ferdinand Eder.

Jährlich grüßt das Murmeltier: Heuer investierten Salzburgs Seilbahner über 100 Mill. Euro. 125 waren es im Vorjahr. Und noch immer ist kein Ende abzusehen. Ferdinand Eder: Liftanlagen und Seilbahnen haben im Schnitt eine Laufzeit von 25 Jahren. Für uns in Salzburg heißt das, pro Jahr müssen ein oder zwei große Anlagen auf den aktuellen Stand gebracht werden. So erklären sich auch die hohen Summen. Heuer konzentrieren sich die Investitionen auf Zell am See, Obertauern, Neukirchen, auf erste Investitionen im Bereich Schlossalmbahn in Bad Hofgastein und in Saalbach auf die erste Stufe für die neue Kohlmaisbahn.

Als Außenstehender denkt man sich angesichts der Summen: "Wenn sie's nur aushält, die Seilbahnindustrie ..." Die Branche profitiert vom aktuellen Niedrigzins. Und die Investitionen werden von den Topregionen des Landes getätigt. Deshalb ist mir nicht bang. Bei diesen Gesellschaften sind es nötige Schritte, um im internationalen Wettbewerb weiter mithalten zu können.

Der Skiwinter startete heuer bereits um den 15. Oktober. Nicht nur auf dem Gletscher des Kitzsteinhorns, sondern hart auch an der Grenze zu Tirol, auf dem Resterköpferl. Da zog sich ein weißes Band durch die grüne Landschaft. Möglich machte es ein Schneedepot. Es gab viele Diskussionen. Pro und contra. Ist das die Zukunft, auch in Salzburg? Wir Salzburger haben ein Gletscherskigebiet. Dort aufzusperren, sobald es Naturschnee und Beschneiung zulassen, halte ich für sinnvoll, um Lust auf den Winter zu machen. Wenn nun Kitzbühel diese Form des frühen Winterstarts als einziges klassisches Winterskigebiet wählt, ist es deren Entscheidung. Aus meiner Sicht sollte das die Branche nicht kopieren. Solange es bei einem Skigebiet bleibt, mag sich ein gewisser wirtschaftlicher Erfolg, neben dem PR-mäßigen Erfolg ergeben, wenn man sagt, man ist im Oktober das erste Skigebiet, das aufsperrt. Ich würde den anderen in der Branche aber dringend abraten, diesem Beispiel zu folgen. Doch die Entscheidung ist unternehmensspezifisch.

Wenn man die Bilder vom weißen Band auf der Wiese sieht und bedenkt, dass die auch in den Herkunftsmärkten gesehen werden, stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Vor allem, weil viele auf die Skibranche, auf Schneekanonen und maschinellen Schnee ein sehr kritisches Auge werfen. Ich stehe der Aktion kritisch gegenüber. Ich wünsche mir nicht, dass der Nächste nachzieht. Der klassische Winter beginnt Anfang November, aber nicht Mitte Oktober. Das ist keine positive Erscheinung.

Im Vorjahr gab es viel Aufregung und Kritik um die Salzburg Super Ski Card. Weil sie erweitert und teurer wurde. Die Aufregung betraf den Preissprung. Neu dazu kamen die Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental und Skijuwel Alpbachtal-Wildschönau. 23 Regionen umfasst die Super Ski Card. Die Nutzung stieg knapp über zwei Tage, der Start wurde ja vorverlegt, das wurde im Preis berücksichtigt, um nicht in der Wertschöpfung zu verlieren. Das wurde einberechnet. Wenn ich auf einen Schlag um 60 Euro teurer werde, ist Kritik verständlich, wenn jemand sagt: Ich brauche das Zusatzangebot in Tirol nicht, mir genügen die Regionen in Salzburg. Aber die Aufregung legte sich. Es ist absolut ruhig geworden.

Um wie viel weniger Karten wurden verkauft? In Summe sechs Prozent. Das war schmerzhaft und mehr als erwartet. Aber heuer dürften sich wieder die alten Zahlen aus dem Winter 2016 ergeben. Das sind rund 30.000 Karten. Aktuell stehen wir bei 28.000.

Der Wirtschaft fehlen Fachkräfte. Salzburgs Seilbahnen gehen da einen eigenen Weg. Der Seilbahntechniker wurde zum Lehrberuf erhoben. Dennoch gingen im Vorjahr die Anmeldungen zurück. Es hat sich geändert. Die Entwicklung ist wieder sehr gut. Diese angesprochene Delle liegt schon zwei Jahre zurück. Wir hatten im Vorjahr 50 neue Lehrlinge in Ausbildung. Heuer liegen wir bei über sechzig. Das macht mich unglaublich stolz, weil hier werden für die Jugendlichen aus unseren Regionen wirklich attraktive Jobs vor Ort kreiert.

Wie erklärt sich der Anstieg? Das Berufsbild wurde erweitert, der Seilbahntechniker kann sich mit Beginn des dritten Lehrjahrs sagen: Ich möchte noch den Elektrotechniker dazumachen. Die Lehrzeit erweitert sich auf vier Jahre. Die Betriebe ziehen mit. Am Ende der Ausbildung hat der Lehrling ja zwei Berufe. Wir haben die Unternehmen motiviert, mehr Lehrlinge aufzunehmen.

Was nicht verstummt, sind die Klagen der Branche über lange Verfahren und komplizierte Abläufe bei Genehmigungen. Aber der Naturschutz, bitte schön, ist ja dazu da, die Natur zu schützen. Mit den lokalen Behörden pflegen wir einen sehr guten Kontakt, mit den Behörden auf Landesebene passt es ebenfalls im Großen und Ganzen. Aber wenn es Richtung Wien geht, macht uns vieles zu schaffen. Es ist ein immer stärker werdender Wust an Verordnungen und Regulierungen. Speziell kleinere und mittlere Unternehmen sagen: "Wie soll ich all diese bürokratischen Hürden bewältigen?" Ganz abgesehen davon, dass die Verfahren sehr viel Geld kosten und der Zeitaufwand enorm ist.

Gibt es Beispiele? Kein Unternehmen will genannt werden. Aus Angst vor Nachteilen. Oft sitzt die Brille im Naturschutz sehr eng - wenn es manchmal nur um ein paar Quadratmeter geht und eine vermooste Stelle sofort als Biotop gesehen wird, macht das die Sache nicht einfacher.

Was wir uns wünschen, wären vernünftige Kompromisse. Auch in Hinblick auf Ausgleichsflächen. Da fehlt meiner und unserer Meinung nach oft das Augenmaß. Und in Fragen der Sicherheit, die uns ja natürlich besonders am Herzen liegt, wird oft die 100. Vorschrift als Kontrolle für Vorschrift Nummer 99 eingebaut. Das macht am Ende des Tages eine Seilbahn aber nicht mehr sicherer.

Georg Bliem, Präsident von Ski amadé und Chef der Planai-Hochwurzen-Bahnen, sagt, der Sommer am Berg brauche ein Regulativ. Weil die Konzentration der Gästemassen an manchen Punkten zu stark ist. Er legt nur mehr 2500 Karten pro Tag auf. Er macht das bei der Dachstein-Südbahn. Ehe er dieses System über die Onlinebuchung einführte, hatte er lange Wartezeiten. Stundenlang.

Folgt Salzburg dem Beispiel? Die Zuwächse im Sommer sind bei uns im zweistelligen Bereich, die Kapazitäten aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Die sind ja für den Winter ausgelegt. Wenn wir stärker im Sommer wachsen, was wir wollen, wird man solche Buchungs- und Vorreservierungsmodelle brauchen. Und zwar mit Blick auf die Qualität für den Gast.

Die Serie "Zukunft Winter" ist ein SN-Schwerpunkt in Kooperation mit dem Netzwerk Winter

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