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Auch China greift bei der Fußball-EM an: E-Autobauer BYD ist Großsponsor der Euro

Nicht VW, Audi oder BMW ist Sponsor der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Der chinesische E-Auto-Bauer BYD nutzt die große Bühne.

Großereignisse in Deutschland sind in der Regel ein Heimspiel für deutsche Konzerne. Speziell die mächtige Autoindustrie lässt sich solche Gelegenheiten eigentlich nicht entgehen, um die eigene Marke und ihre Produkte in Szene zu setzen. Umso überraschender ist, dass nicht VW, Audi oder BMW Mobilitätssponsor der am Freitag beginnenden Fußball-Europameisterschaft ist, sondern der chinesische E-Auto-Bauer BYD. Das Kürzel steht für "Build your Dreams", also "Baue dir deine Träume". Der chinesische Autobauer verkauft mittlerweile mehr E-Autos als der US-Hersteller Tesla, ist mit einem Jahresabsatz von über drei Millionen Autos (inklusive Hybridmodellen) der weltgrößte Anbieter von Elektromobilität und startet gerade seine Offensive in Europa. Auch in Österreich ist BYD seit knapp 18 Monaten auf dem Markt. Danijel Dzihic, Chef von BYD Austria, sieht in der Euro eine ideale Gelegenheit, BYD auch in Europa bekannt zu machen. Die Botschaft, die Dzihic dabei trommelt: "Wir stehen für leistbare E-Autos, die nicht teurer als ein Verbrenner sind."

Dass die deutschen Autobauer den Chinesen diese Bühne überlassen, sorgt in Deutschland für Debatten. Die Autoindustrie ist wegen der Elektromobilität im radikalen Wandel. Die europäischen Hersteller geraten dabei unter immer stärkeren Druck, weil chinesische Hersteller bei E-Autos technologisch aufgerüstet haben und viel günstiger produzieren können. Trotzdem hat VW darauf verzichtet, den bis 2022 laufenden Sponsorvertrag mit der UEFA zu verlängern. Die Wolfsburger verwiesen auf Effizienz- und Kostensenkungsprogramme auf allen Ebenen des Konzerns. Was bedeutet, dass VW sparen muss - und deshalb auf das millionenschwere EM-Sponsoring verzichtet hat.

Mit einem solchen Sponsoring verkauft man keine Autos

Unklar ist, ob sich Audi und Mercedes um den Sponsorvertrag bemühten. BMW hat deutschen Medien gegenüber erklärt, weder ein Angebot noch eine Anfrage der UEFA erhalten zu haben. Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hat trotzdem Verständnis dafür, dass VW den Chinesen den Vortritt ließ. Mit einem solchen Sponsoring verkaufe man keine Autos, sondern könne nur seinen Markenwert steigern - "und VW kennt in Europa fast jeder". Die Kosten des Sponsorings schätzt Dudenhöffer auf einen hohen zweistelligen, wenn nicht dreistelligen Millionenbetrag.

Trotz der immensen Summen, die die Chinesen in den Markteintritt in Europa investieren, sieht Dudenhöffer bisher nur "mickrige Erfolge". Die Autos seien zwar technisch und technologisch gut, trotzdem würden sich die Chinesen in Deutschland "eine blutige Nase holen". Selbst der Marktführer BYD verkauft bislang nur wenige Tausend Autos im größten europäischen Markt. Dudenhöffer sieht vor allem Schwächen in Vertrieb und Verkauf, was er darauf zurückführt, dass europäische Autokäufer mit chinesischen nicht vergleichbar seien. In China sei der Markt noch nicht gesättigt, das Begehren nach Autos groß. In Europa dagegen kämen auf 1000 Einwohner bis zu 700 Autos, was die Ansprache der Kundschaft viel schwieriger und komplexer mache. "Da reicht es nicht, einfach nur ein gutes Auto hinzustellen." Dass sich chinesische E-Autos in Europa etablieren werden, ist für den Autoexperten dennoch nur eine Frage der Zeit.

Ein Plus von 400 Prozent

Das sieht man in Österreich, wo BYD schon mehr Autos verkauft als im zehn Mal so großen Deutschland. Nach 1000 verkauften Fahrzeugen im ersten Jahr will sich BYD heuer "mindestens verdreifachen", sagt Geschäftsführer Dzihic. Tatsächlich wurden heuer von Jänner bis Mai 1218 E-Autos verkauft, ein Plus von über 400 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Damit liegt BYD beim E-Auto-Absatz schon auf Platz vier, noch vor VW, das von Jänner bis Mai bei den Neuzulassungen ein Minus von 44 Prozent einfuhr.

BYD startete in Österreich im Herbst 2022 und ging dabei eine strategische Partnerschaft mit der Denzel-Gruppe ein. Mittlerweile gibt es österreichweit 31 Händler, die E-Autos von BYD anbieten. Im Händlernetz sieht Dzihic einen Schlüssel des Erfolgs. Man setze vor allem auf etablierte Familienunternehmen, denn: "Das Vertrauen der Kunden in den Händler ist ein wichtiger Punkt." Dazu komme das gute Preis-Leistungs-Verhältnis der Autos. BYD hat demnächst zehn E-Modelle am Start, das günstigste kostet knapp 26.000 Euro. Im nächsten Schritt werde es auch Modelle um 20.000 Euro geben, sagt Dzihic.

Autoexperte Dudenhöffer ist derweilen überzeugt, dass China bald das globale Produktionszentrum für Elektromobilität sein wird und auch europäische Autobauer ihre E-Autos immer stärker dort fertigen werden. Dudenhöffer macht für diese Fehlentwicklung auch die europäische Politik verantwortlich, weil sie die Rahmenbedingungen für die Branche ständig ändere.

Kommen Strafzölle auf chinesische E-Autos?

Er kritisiert Vorstöße wie jenen von Österreichs Kanzler Karl Nehammer scharf, das Verbot von Verbrennermotoren in der EU wieder aufzuheben. "Was Europa da macht, ist eine Katastrophe, so können wir keinen funktionierenden Markt für E-Mobilität aufbauen", sagt Dudenhöffer. Wenn die EU nun auch noch Strafzölle von bis zu 25 Prozent für chinesische E-Autos einführe - ein solcher Beschluss wird diese Woche erwartet -, würde das weitere "erhebliche Schäden" verursachen. Nicht nur, weil China wohl Gegenmaßnahmen ergreifen würde, die den hohen Absatz europäischer Autobauer in China treffen würden. Es würde auch zu einer "künstlichen Verteuerung" von E-Autos in Europa führen und damit der Elektromobilität und dem Kampf gegen den Klimawandel in Europa einen Rückschlag versetzen. Auch Europas Autobauer haben sich zuletzt gegen Strafzölle auf China-Produkte ausgesprochen. Im Gegensatz dazu zeigt eine aktuelle Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, dass 80 Prozent der deutschen Industriebetriebe Strafzölle befürworten würden.

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