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Die Regenbogenfahne weht heuer seltener: Welche Unternehmen weiter Flagge zeigen

Trumps Kampf gegen LGBTQ-Rechte wirkt sich aus: Färbten Firmen in den vergangenen Jahren im Juni gerne ihr Logo in Regenbogenfarben ein, verzichten viele nun darauf. Den Organisatoren von Pride-Paraden springen Sponsoren ab - nicht nur in den USA, sondern auch in Wien und Salzburg.

In Washington wurde vor einer Woche auf der World Pride gefeiert. Der Pongauer Unternehmer Jürgen Kappacher war mit dabei.
In Washington wurde vor einer Woche auf der World Pride gefeiert. Der Pongauer Unternehmer Jürgen Kappacher war mit dabei.

In der Zentrale des Pongauer Unternehmens Eurofunk Kappacher wurde Anfang Juni wieder eine Regenbogenfahne aufgehängt. Im "Pride-Monat" Juni wird öffentlich mit Aktionen und Paraden für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und queeren Menschen (LGBTQI+) gekämpft. Auch viele Unternehmen beteiligen sich daran. Bei Eurofunk Kappacher mit international knapp 600 Mitarbeitern gibt es heuer Workshops, ein Quiz oder einen Tag, an dem Mitarbeiter eingeladen sind, bunt gekleidet ins Unternehmen zu kommen.

"Es geht uns darum, Klischees entgegenzuwirken, Barrieren fallen zu lassen und dafür zu sorgen, dass sich alle inkludiert fühlen", sagt Finanzchef Jürgen Kappacher. Im Technologieunternehmen arbeiten Menschen aus verschiedensten Ländern, mit entsprechend vielfältigen kulturellen Hintergründen. "Es geht uns insgesamt um eine offene Kultur. Wenn Menschen in der Arbeit so sein können, wie sie sind, ist das ein Gewinn für alle." Dass die bunte Flagge in St. Johann durchaus noch für Diskussionen bei Passanten sorge, sei ebenfalls Realität.

Unternehmen stoppen Sponsoring

Allerdings: Heuer weht die Regenbogenflagge in so manchem Unternehmen nicht mehr. Gerade US-Konzerne, die bislang im Juni gerne ihr Logo in sozialen Medien bunt eingefärbt haben, verzichten heuer darauf, da nun US-Präsident Donald Trump einen Feldzug gegen DEI - Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion - führt. Trump hat als eine seiner ersten Amtshandlungen im Jänner einen entsprechenden Erlass unterzeichnet und beschneidet insbesondere die Rechte von Transmenschen. Viele Firmen haben daraufhin nicht nur interne Programme gestoppt, sondern auch Sponsoringgelder für LGBTQI+-Veranstaltungen gestrichen. Laut den Organisatoren der Pride-Parade in New York stellte ein Fünftel der Sponsoren ihre Unterstützung ein oder reduzierte sie, darunter PepsiCo und Nissan. In Washington sprangen unter anderem Deloitte und Visa ab. Andere Unternehmen zahlten zwar - wollten aber nicht mehr genannt werden.

Kappacher-Finanzchef bei Pride-Parade in Washington

Unter den Tausenden Feiernden der Pride-Parade in der US-Hauptstadt Washington war vor einer Woche auch der Pongauer Jürgen Kappacher, der in den USA Freunde besuchte. "Das war eine tolle, bunte Feier und sehr eindrucksvoll." Dass Staatsbedienstete aus Angst vor Repressionen heuer nicht teilnahmen, sei indes traurig. "Das ist heftig. Dem entgegenzustehen, bedarf es Mut", sagt Kappacher, der am Samstag an der Regenbogenparade in Wien teilnehmen will.

Auch dort sind heuer Geldgeber abgesprungen. "Natürlich haben wir mitbekommen, dass sich manche internationale Unternehmen heuer nicht mehr beteiligen. Bei uns war das kein Diskussionspunkt", sagt Austrian-Airlines-Sprecherin Yvonne Wachholder. Auch heuer sponsert die Fluglinie die Parade und ist mit einem Fahrzeug dabei. Das Logo der Fluglinie ist in sozialen Medien im Juni in Regenbogen eingefärbt. In Videos kommen queere Mitarbeiter zu Wort. "Wir lehnen jede Form von Diskriminierung und Ungleichbehandlung strikt ab. Daher unterstützen wir die Anliegen der Pride-Bewegung sowohl im Juni als auch an jedem anderen Tag des Jahres", sagt Wachholder.

Auch in Salzburg sind zuletzt Sponsoren für die Pride-Parade, die hier im September stattfindet, abgesprungen, bestätigt Conny Felice, Geschäftsführerin der Homosexuellen-Initiative (Hosi) Salzburg. "Wir merken, dass sich Unternehmen zurückziehen, die bisher dabei waren." Ob das die Auswirkungen der Trump'schen Politik sind, darüber will sie nicht spekulieren. "Wenn uns wirtschaftliche Gründe genannt werden, dann muss ich das so hinnehmen." Im Alltag ist für sie spürbar, dass sich der Wind gedreht hat. "Es werden Dinge gesagt, für die man sich vor drei Jahren noch geschämt hätte. Die Grenze des Sagbaren hat sich definitiv verschoben. Das schreibe ich vor allem der Entwicklung in den USA zu."

Warum sich Unternehmen für LGBTQ-Rechte engagieren

Dass Unternehmen sich öffentlich zu Diversität bekennen, sei deshalb wichtiger denn je. "In vielen Unternehmen gibt es ein starkes Bemühen und eine Ernsthaftigkeit", sagt Felice. Mitunter habe das auch betriebswirtschaftliche Gründe. "Unlängst hat ein Manager zu mir gesagt, dass er es sich gar nicht leisten könne, jemanden zu diskriminieren. Das Nachbesetzen einer Position koste etwa ein Jahresgehalt, wenn man alle Folgekosten einrechne." Queere Menschen, die sich in einem Unternehmen nicht willkommen fühlten, würden lieber den Job wechseln. Dass das Klima nicht immer das Beste ist, lässt eine Eurobarometer-Studie vermuten. 27 Prozent der in Österreich Befragten gaben an, sie würden sich unwohl fühlen, hätten sie eine trans- oder intersexuelle Person als Arbeitskollege - das ist fast doppelt so hoch wie der EU-Schnitt. Eine lesbische, schwule oder bisexuelle Person am Arbeitsplatz würde noch bei 19 Prozent Unwohlsein auslösen - verglichen mit 12 Prozent EU-weit.

Dass Unternehmen im Juni ihr Logo in sozialen Medien bunt einfärben, die es sonst mit dem Thema nicht so ernst meinen, stört Felice nicht. "Auch wenn man intern noch nicht so weit ist, setzt man ein sichtbares Zeichen. Man schmeißt den Hut schon einmal weit vor." Ob es ein Betrieb ernst meine, zeige sich aber auch dadurch, ob man Geld in die Hand nehme - für Schulungen oder Sponsoring. "Queere Menschen muss man nicht mit Samthandschuhen anfassen. Wir sind keine rohen Eier", sagt Felice. Offenheit reiche: dass ein homosexueller Kollege in der Kaffeeküche vorbehaltlos über den Wochenendausflug mit seinem Partner reden könne. "Wir wollen einfach den gleichen Respekt."

Pride-Monat Juni: Was wird da eigentlich gefeiert?

Im Pride-Monat Juni feiert die LGBTQI+-Gemeinschaft und setzt sich für ihre Rechte ein. Die englische Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transmenschen, queere sowie intergeschlechtliche Menschen. Das Pluszeichen ist ein Platzhalter für weitere Identitäten und Geschlechter. Erinnert wird an den Stonewall-Aufstand vom Juni 1969 in New York, bei dem sich queere Menschen gegen Polizeigewalt und Diskriminierung wehrten. Die Proteste gelten heute als Startpunkt der LGBTQI+-Bewegung.

Die Abkürzung DEI steht für Diversity (Vielfalt), Equity (Gerechtigkeit) und Inclusion (Inklusion).

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