SN.AT / Wirtschaft / Österreich / Wirtschaft

Kika/Leiner sperrt zu: Tausende Kunden verlieren Millionen

Neben den 1350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind auch Tausende Kunden vom Konkurs des einst größten Möbelhauses betroffen. Vom Geld für Anzahlungen für Küchen und Möbel werden sie nur wenig zurückbekommen.

Rund 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen
Rund 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen

Seit Mittwoch Vormittag ist es traurige Gewissheit: Der Versuch, das einst größte Möbelhaus in Österreich zu retten, ist gescheitert. Die verbliebenen 17 Kika- und Leiner-Filialen werden geschlossen, die Möbel ab sofort abverkauft. 1350 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Das Unternehmen selbst wirbt auf seiner Homepage bereits mit "Minus 30 Prozent auf lagernde Artikel - solange der Vorrat reicht".

Kein Investor gefunden

Es sei nicht gelungen, einen Investor zu finden. Die für die Sanierung notwendige Quote von 20 Prozent könne Kika/Leiner damit nicht zahlen, erklärte ein Unternehmenssprecher. Daher habe man den Sanierungsplan zurückgezogen und Konkurs angemeldet. Das bedeutet, dass das Möbelhaus liquidiert und der Warenbestand verkauft wird, wie Insolvenzverwalter Volker Leitner mitteilte. Die 1350 Mitarbeiter dürften demnächst zur Kündigung angemeldet werden. Für die Filialen, die nicht der Kika/Leiner-Gruppe gehören, sondern von René Benko an die Supernova Gruppe verkauft wurden, muss der Insolvenzverwalter noch für drei Monate Miete bezahlen, dann gilt das Mietverhältnis im Insolvenzverfahren als gelöst.

1350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen

Um viel Geld umfallen werden Kundinnen und Kunden, die für eine Küche oder Möbel Anzahlungen geleistet haben. Inwieweit Kundenaufträge laut Insolvenzrecht erfüllt werden dürfen, werde noch bis Ende der Woche geprüft, so Leitner. Es gebe aber "eine große Anzahl an geschädigten Kunden", deren Geld nicht rücküberwiesen werden darf. Sie fallen mit ihren Forderungen unter die Insolvenzmasse und dürften damit wohl nur einen einstelligen Prozentanteil zurückbekommen, sagt KSV-Insolvenzexperte Jürgen Gebauer. Das Unternehmen könne ja nicht einmal die für die Sanierung nötige Quote von 20 Prozent zahlen. Um wie viele Kunden es geht, ist nicht bekannt. "Es dürften einige Tausend sein", sagt Gebauer. Brancheninsider gehen von 5000 bis 10.000 Kundinnen und Kunden aus, bei einer Anzahlung von üblicherweise oft einem Drittel geht es um Millionensummen.

Viele Härtefälle bei Kunden

Viele Kunden haben sich bereits am Mittwoch lautstark bei Mitarbeiterinnen beschwert. "Ich ersuche daher als Insolvenzverwalter, den - für alle verständlichen - Unmut nicht gegenüber Mitarbeitern zum Ausdruck zu bringen", appellierte Leitner. Den Beschäftigten könne "kein Vorwurf für die Situation" gemacht werden, im Gegenteil, sie seien selbst Geschädigte.

Das Novembergehalt wurde den Mitarbeitern bereits vom Masseverwalter überwiesen, bzw. springt für die erste Monatshälfte und Weihnachtsgeldansprüche, die das Unternehmen vor Insolvenzanmeldung noch nicht gezahlt hatte, der Insolvenzentgeltfonds ein. Vier Mill. Euro habe man bereits angemeldet, so die Arbeiterkammer.

Gewerkschaft fordert Arbeitsstiftung

Beim AMS wurden die 1350 Beschäftigten noch nicht zur Kündigung angemeldet, so Sprecher Gregor Bitschnau, vorerst laufe ja noch der Abverkauf. Generell sei das AMS bei aller Dramatik für die Betroffenen weniger pessimistisch als zuletzt bei Kündigungen in der Industrie. Zum einen würden im Handel nach wie vor Mitarbeiter gesucht, zum anderen seien die Beschäftigten über Österreich verteilt. "Bei der letzten Kika-Insolvenz vor einem Jahr wurden 1000 Mitarbeiter beim AMS gemeldet, 500 fanden sofort einen Job, 420 konnten bis jetzt vermittelt werden", so Bitschnau. Die Gewerkschaft drängt dennoch auf eine Arbeitsstiftung.

Weiter erhöhen werden sich durch die jetzt notwendige Liquidierung die Gläubigerforderungen, schon zuvor sei das Unternehmen im Liquidationsfall von Verbindlichkeiten von 139 Mill. Euro ausgegangen, so KSV-Experte Gebauer.

Kika/Leiner befindet sich seit Jahren in der Krise, seit 2013 gab es drei Eigentümerwechsel. 2023 verkaufte René Benkos Signa die Kika/Leiner-Immobilien an die Grazer Supernova und das operative Möbelgeschäft an den Handelsmanager Hermann Wieser, der meldete kurz darauf Insolvenz an, 23 von 40 Filialen wurden geschlossen.

WIRTSCHAFT-NEWSLETTER

Abonnieren Sie jetzt kostenlos den Wirtschaft-Newsletter der "Salzburger Nachrichten".

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.