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Öffi-Klimaticket für ganz Österreich startet am 26. Oktober

Zuletzt sind alle an Bord: Nach der Einigung mit Wien, Niederösterreich und dem Burgenland startet das Klimaticket am Nationalfeiertag in ganz Österreich.

Das „Herzensprojekt“ von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist durch.
Das „Herzensprojekt“ von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist durch.

Klimaministerin Leonore Gewessler hielt am Donnerstag mit ihrer Freude nicht hinter dem Berg: Einen Tag vor dem Vorverkaufsstart für die erste einheitliche österreichweite Fahrkarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel, besser bekannt als "Klimaticket", präsentierte die grüne Ministerin die Einigung mit dem bis zuletzt ausständigen Verkehrsverbund Ostregion. Damit wird es ab 26. Oktober möglich sein, mit einem einzigen Ticket sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel zwischen Eisenstadt und Bregenz zu benutzen.

Kosten wird das österreichweite Klimaticket 1095 Euro pro Jahr bzw. 821 Euro für über 64- und unter 26-Jährige. Für Schnellentschlossene gibt es im Monat Oktober einen Frühbucherrabatt von rund 15 Prozent. Gekauft werden kann es bei den Verkaufsstellen der ÖBB, der privaten Westbahn und der Verkehrsverbünde, sowie im Internet unter www. klimaticket.at

"Das ist tatsächlich ein großer Tag für die Menschen in Österreich und für das Klima", sagte Gewessler beim gemeinsamen Auftritt mit den Landeshauptleuten von Wien, Niederösterreich und Burgenland, Michael Ludwig, Johanna Mikl-Leitner und Hans Peter Doskozil. Dass alle Bundesländer beim Österreich-Klimaticket dabei seien, sei "ein Meilenstein". Das Ticket stehe seit 15 Jahren in jedem Regierungsprogramm, "jetzt hat das Warten ein Ende". Egal ob mit Zug, Bim oder Bus, ob im Job oder am Wochenende zu Verwandten, Öffis zu benutzen sei mit dem Klimaticket so günstig wie nie zuvor. Viele Menschen würden sich mit dem Klimaticket viel Geld ersparen, nun brauche es noch ein gutes Angebot.

Am Geld sollte es nicht scheitern. In Österreich werde so viel in den öffentlichen Verkehr investiert wie nie zuvor, sagte Gewessler. Allein für das Klimaticket stehen ab kommendem Jahr in Summe 250 Mill. Euro an Zuzahlungen aus dem Budget zur Verfügung, in den Folgejahren 260 bzw. 270 Mill. Euro. Damit würden Einnahmenausfälle abgedeckt und der Takt verstärkt, versprechen die Verkehrsverbünde.

Mitte August hatte die zuständige Ministerin bereits angekündigt, ohne den Verkehrsverbund Ostregion (VOR), der fast 60 Prozent der Pendler in Österreich befördert, zu starten. Hintergrund für die zähen Verhandlungen mit den drei Bundesländern war das Ringen um die eigenen Regional-Tickets, die ebenfalls verbilligt werden sollen. Wien, Niederösterreich und das Burgenland bestanden darauf, das ursprüngliche Konzept des 1-2-3-Tickets sofort zur Gänze umzusetzen. Demnach soll es neben der 1065-Euro-Österreich-Netzkarte (Stufe 3) ein Jahresticket um 365 Euro oder einen Euro pro Tag für ein Bundesland (Stufe 1) und um 730 Euro oder 2 Euro täglich für zwei Bundesländer (Stufe 2) geben.

Ganz so klar fällt die Umsetzung, nicht aus, abgesehen von der 365-Euro-Jahreskarte in Wien. Davon sind laut Bürgermeister Ludwig mittlerweile 819.000 im Umlauf - mehr als Autobesitzer. Generell werde es für Pendler aber billiger, betonte Mikl-Leitner, zum Teil um gut 60 Prozent. Doskozil sagte, er habe nach ersten Gesprächen mit Gewessler gedacht, "das wird nie kommen". Mit dem erzielten Kompromiss werde Klimapolitik mit Leben erfüllt, bliebe aber leistbar.

In den meisten Bundesländern, darunter auch Salzburg, wird noch gerechnet (siehe Kasten rechts). Bis Jahresende würden es aber in fast allen Bundesländern auch Regionaltickets geben, sagte Gewessler.

Wie sich der klare Vorrang für den öffentlichen Verkehr in der aktuell in Verhandlung befindlichen ökosozialen Steuerreform, konkret etwa beim Pendlerpauschale niederschlagen wird, darüber hielt sich Gewessler bedeckt. Seit 1. Juli können Betriebe Beschäftigten steuerfrei Jahres-, Monats- oder Wochenkarten finanzieren. Wie viele Klimatickets gekauft werden könnten, sagte die Ministerin nicht. Jeder Kilometer in einem Zug, Bus oder der Straßenbahn, helfe dem Klima. Und die bisher größte Tarifreform bringe mit sich, dass "rund 100.000 Menschen günstiger fahren".

Die laufende Evaluierung von Straßenprojekten der Asfinag, darunter die Wiener Nordostumfahrung samt dem umstrittenen Lobautunnel, sei bei den Verhandlungen zum Klimaticket kein Thema gewesen, sagte Gewessler. Sie werde im Herbst abgeschlossen und "auch dort werden wir konstruktive Lösungen finden". Wiens Bürgermeister Ludwig verwies einmal mehr auf die S10, die Mühlviertler Schnellstraße, die weitergebaut werde. "Ich gehe davon aus, dass das in ähnlicher Art und Weise auch für die Projekte in Wien gilt."

Unterschiede bei den Bundesländer-Tickets

Was in Salzburg die Jahreskarte im Bundesland künftig kosten soll, wird noch berechnet, heißt es beim Verkehrsverbund. "Die politische Intention ist, ein Jahresticket um 365 Euro anzubieten", hatte Verkehrslandesrat Stefan Schnöll Ende August zu den SN gesagt. Derzeit kostet es 595 Euro. Klarheit soll es in den ersten Oktoberwochen geben.


In Oberösterreich wird das Bundesland-Ticket 695 Euro kosten. Dazu kommen Varianten, etwa exklusiv die Stadtverkehre in Linz, Wels und Steyr um 365 Euro.

Vorarlberg verbilligt den Preis der 385-Euro-Vmobil-Karte auf 355 Euro.

Niederösterreich und Burgenland bieten zusammen ein Ticket um 550 Euro a, inklusive Wien um 915 Euro.


In Tirol wid gerechnet, aktuell kostet die Jahresnetzkarte 509,40 Euro.

Die Steiermark startet am 1. Jänner ihr Regionalticket um 588 Euro.

Nur Kärnten wird Anfang 2022 noch keine eigenes Flächenticket haben.

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