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EU-Razzia in der Zentrale von Red Bull in Fuschl

Die Wettbewerbshüter der EU filzten am Montag die Konzernzentrale des Salzburger Energydrink-Giganten. Es geht um den Verdacht, die Marktmacht missbraucht zu haben.

Razzia in der Red-Bull-Zentrale in Fuschl.
Razzia in der Red-Bull-Zentrale in Fuschl.
Die EU-Kommission hat am Montag eine Razzia beim Salzburger Energydrink-Hersteller Red Bull in Fuschl durchgeführt. Die Kommission bestätigte am Dienstag lediglich "eine unangekündigte Untersuchung in einem Unternehmen, das in mehreren EU-Staaten im Energydrink-Sektor tätig ist". Es gebe Bedenken, dass das Unternehmen gegen EU-Vorschriften verstoßen haben könnte, die Kartelle und wettbewerbsbeschränkende Praktiken sowie den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung verbieten, heißt es in einer Erklärung der Kommission. Schnell fiel der Verdacht auf die Red Bull GmbH, die mit 70 Prozent globalem Marktanteil als dominierender Teilnehmer auftritt. Red Bull bestätigte die Hausdurchsuchung. "Am Montag besuchten Beamte der EU-Kommission unsere Räumlichkeiten. Wir werden selbstverständlich mit ihnen in allen Angelegenheiten, die sie betreffen, zusammenarbeiten", teilte ein Unternehmenssprecher auf SN-Anfrage mit. Für weitere Auskünfte verweist das Unternehmen auf die EU-Kommission und hält sich gewohnt bedeckt.

"So etwas gab es bei uns noch nie"

Die Vorwürfe sollen sich laut Insidern vor allem auf Vereinbarungen von Red Bull mit dem Handel beziehen. Der Konzern soll versucht haben, bei den eigenen Produkten eine bevorzugte Positionierung auf Kosten von Mitbewerbern zu erwirken. Selbst langjährige Wettbewerbshüter zeigten sich am Dienstag überrascht. Bis dato habe man dem Red-Bull-Konzern stets gute Zeugnisse in puncto Wettbewerb ausgestellt und keine Anzeichen von Verstößen gegen das Kartellrecht wahrgenommen. Auch Mitarbeiter der Red-Bull-Finanzabteilung zeigten sich überrascht: "So etwas gab es bei uns noch nie." Man wisse auch noch nicht, wie man damit umgehen solle.

Beim Verdacht auf Bruch der EU-Wettbewerbsregeln hat die EU-Kommission weitreichende Befugnisse. So dürfen ihre Beamten die Unternehmenssitze betreten, Unterlagen einsehen und kopieren sowie Mitarbeiter befragen und die Aussagen aufzeichnen. Bei der Red-Bull-Razzia kooperierte die EU-Behörde mit der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde BWB. "Die Beamten der Kommission wurden von ihren Kollegen der nationalen Wettbewerbsbehörden der Mitgliedsstaaten, in denen die Nachprüfungen durchgeführt wurden, begleitet", teilte die Kommission mit. Die BWB war es auch, die im Auftrag von Brüssel die Hausdurchsuchung bei Red Bull in Fuschl beantragt hat. Beim Handelsgericht Wien als zuständigem Kartellgericht bestätigt man, die Hausdurchsuchung nach Antrag der BWB angeordnet zu haben. Inhaltliche Details will man auch hier nicht nennen, ein Sprecher verweist ebenso auf die EU-Kommission.

"Razzien stets ein erster Schritt"

Diese betonte, dass Razzien stets ein "erster Schritt bei der Untersuchung mutmaßlicher wettbewerbsverzerrender Praktiken" seien. Die Tatsache, dass sie durchgeführt würden, bedeute weder, dass sich das Unternehmen regelwidrig verhalten habe, noch greife es einem Untersuchungsergebnis vor.

Der Energydrink-Hersteller Red Bull hat im Jahr 2022 bei Umsatz, Absatz und Betriebsgewinn Bestmarken in der Firmengeschichte erzielt. Wie das Unternehmen auf seiner Website bekannt gab, wuchs der Konzernumsatz gegenüber 2021 um 23,9 Prozent von 7,8 Milliarden auf 9,7 Milliarden Euro. Weltweit wurden im Vorjahr 11,6 Milliarden Dosen Red Bull verkauft, das bedeutet ein Plus von 18,1 Prozent gegenüber dem ebenfalls erfolgreichen Jahr 2021. Ende 2022 beschäftigte das Unternehmen 15.779 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 175 Ländern. Auch beim Betriebsgewinn meldete Red Bull Rekorde, nennt aber keine Zahl. 2021 hatte der Vorsteuergewinn 2,3 Milliarden Euro betragen. Red-Bull-Mitbegründer Dietrich Mateschitz ist im vorigen Oktober verstorben, seinen 49-Prozent-Anteil an Red Bull hat sein Sohn Mark Mateschitz übernommen. Das operative Geschäft wird von einer neuen Dreierspitze geleitet. Die marktbeherrschende Stellung des Energydrink-Herstellers ist unbestritten. Europaweit soll er auf einen Marktanteil über 75 Prozent kommen.

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KOMMENTARE (4)

Erich Pummer

Der Neid der unfähigen EU Politiker lässt sie zu Feinden erfolgreicher Unternehmer mutieren !
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Eva Österreicher

Wäre sinnvoller eine Hausdurchsuchung bei der Kommissionspräsidentin durchzuführen. Vielleicht finden sich dann doch noch die gelöschten Nachrichten zwischen Pfizer und Von der Leyen.
Antworten

Eva Schwaiger

Genau das wäre dringend !

Sieglinde Geringer

seh ich auch so.