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Salzburg: Wieder Züge über Deutsches Eck - Westbahn kritisiert Deutsche Bahn

Die Züge über das Deutsche Eck fahren wieder, doch für Salzburger Fahrgäste war die Sperre eine Belastungsprobe. Ein Vorgeschmack auf 2027.

Salzburgs Bahnreisende können aufatmen: Seit Montag fahren ÖBB- und Westbahn-Züge wieder direkt über das Deutsche Eck.
Salzburgs Bahnreisende können aufatmen: Seit Montag fahren ÖBB- und Westbahn-Züge wieder direkt über das Deutsche Eck.

Seit Montag rollen ÖBB- und Westbahn-Züge wieder über das Deutsche Eck durch die bayerische Landschaft. In den vergangenen zwei Wochen hatten es Fahrgäste, insbesondere in Salzburg, schwer: Wegen Bauarbeiten im deutschen Schienennetz mussten sie zwischen Salzburg und Innsbruck bzw. Wörgl sowie Kufstein in Busse umsteigen oder - je nach Zug - zwei Stunden längere Fahrzeit über Zell am See in Kauf nehmen. Anfang August war auch die Bahnstrecke Salzburg-München gesperrt.

Für Österreichs Bahnbetreiber war es eine Art Probe für die Generalsanierung der Gleisanlagen über das Deutsche Eck. Die Deutsche Bahn (DB) will dafür die Strecke im ersten Halbjahr 2027 sperren.

Umsteigen am Salzburger Hauptbahnhof: Reisebusse brachten Fahrgäste über das Deutsche Eck.
Umsteigen am Salzburger Hauptbahnhof: Reisebusse brachten Fahrgäste über das Deutsche Eck.

Baustelle der Deutschen Bahn: "Klassisches Missmanagement"

Die Westbahn zog am Montag ein gemischtes Resümee: "Wo wir selbst die Zügel in der Hand hatten, hat es gut geklappt", sagt Thomas Posch, Geschäftsführer der Privatbahn - also Kundenlenkung und Schienenersatzverkehr zwischen Ost und West. Das "dunkle Kapitel" sei der Zugverkehr nach Deutschland. Nicht nur habe die (eingeplante) Sperre Salzburg-München länger gedauert. Zusätzlich habe die DB eine Baustelle Richtung Stuttgart erst 36 Stunden vorher angekündigt - mit einer unbefahrbaren Umleitungsstrecke. "Das ist klassisches Missmanagement", so Posch, und es sei eine "Bankrotterklärung" vonseiten der DB.

 Zwei Wochen lang war das Deutsche Eck gesperrt.
Zwei Wochen lang war das Deutsche Eck gesperrt.
Die Westbahn zog am Montag ein gemischtes Resümee.
Die Westbahn zog am Montag ein gemischtes Resümee.

Empfehlung der Westbahn: ÖBB als Vorbild nehmen

Die Privatbahn schickt daher einen dringenden Appell in Richtung Berlin: Klare Kommunikation statt unterschiedlicher Informationen, Planungssicherheit statt kurzfristiger Mitteilungen und Beendigung des Durcheinanders bei den Zuständigkeiten. Die Deutsche Bahn müsse nichts neu erfinden, sagt Posch, "es würde reichen, wenn sie es so machen wie die ÖBB".

Die heimische Staatsbahn bekam die knapp eintägige Verlängerung der Sperre nach München ebenfalls zu spüren. "Wir haben versucht, erneut Busse für den Schienenersatzverkehr zu organisieren, aber das ist kurzfristig schwierig", räumt Christoph Gasser-Mair, ÖBB-Sprecher für Tirol und Vorarlberg, ein. Abgesehen davon habe alles weitgehend funktioniert, ähnlich wie bei früheren Sperrungen am Deutschen Eck. "Wir sind aber immer stark betroffen, wenn der West-Ost-Korridor nicht befahrbar ist", sagt er. Einige Verbindungen mussten gestrichen werden, auch Nachtzüge.

Die DB selbst war im Juli wieder sehr unpünktlich. Lediglich 56 Prozent der Fernzüge kamen pünktlich an. Der scheidende Bahnchef Richard Lutz hat für 2025 eine Pünktlichkeit zwischen 65 und 70 Prozent in Aussicht gestellt. Das Ziel wurde im ersten Halbjahr bereits verfehlt.

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