Seit Wolfgang Ambros wissen wir: "Skifoan is des Leiwandste." Aber nicht mehr alle Kinder empfinden es so. Dabei geht es nicht nur um Bewegung im Schnee, sondern auch um das Miteinander. Wir sprachen mit Robert Tschaut. Er ist in der Bildungsdirektion Salzburg für Bewegung und Sport zuständig.
Am 15. Dezember hätte der Salzburger Schulskitag stattfinden sollen. Er fällt aus. Robert Tschaut: Die aktuelle Situation lässt es nicht zu. Wir befinden uns in einer sogenannten Sicherheitsphase. In der dürfen keine Schulveranstaltungen bzw. schulbezogenen Veranstaltungen durchgeführt werden. Der Salzburger Schulskitag würde unter schulbezogene Veranstaltungen fallen. Auch Skikurse, Sportwochen und Skitage müssen derzeit ausfallen.
Lässt er sich nachholen? Derzeit wäre der 2. Februar als Ersatztermin geplant. Mich freut sehr, dass wir so flexible und starke Partner haben, die so ein gutes Angebot stellen. Das kommt in den Schulen und bei den Eltern extrem gut an. Für den jetzt abgesagten Skitag gab es schon 9000 Anmeldungen. So viele wie zuletzt. Das ist schon immer eine Riesengeschichte für alle. Die Kinder fahren Ski, bewegen sich in der Natur. Und sie lernen das eigene Bundesland kennen, entdecken auf diese Weise die schönen Skiregionen. Wesentlich ist auch die soziale Komponente, dieses Miteinander und das gemeinsame Verbringen eines Tages. In der Natur, in der frischen Luft. Wenn man das genau betrachtet, sind es die gesündesten Dinge, die man machen kann. Nicht nur wegen der Bewegung, sondern hier sehe ich die Gefahr eines Hotspots am geringsten gegeben. Im Freien - oder in der Sporthalle, das sag ich jetzt auch ganz ehrlich dazu.
Das gemeinsame Erlebnis kommt ja auch noch dazu. Stimmt. Ganz wichtig sind aus meiner Sicht die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Pädagogen und Schülern. Durch dieses gemeinsame Erleben auch von Wind und Wetter öffnen sich die Kinder - vor allem die Burschen. Die Mädchen sind ohnehin offener im Umgang. Ich habe diese Erfahrung auch mit einem Schulpsychologen besprochen. Der bestätigt es. Die Schüler erzählen, wie es ihnen geht, ob es Probleme mit den Eltern gibt - das kommt von selbst.
Und es lässt sich dann Hilfe bei Problemen anbieten. Ein Skitag wird zur Seelencouch? Genau. Und man sieht nach einem Tag oder einer Skiwoche, wenn du wieder in die Klasse hineingehst, ein komplett anderes Bild. Du kennst Hintergründe und verstehst, warum jemand nicht gut drauf ist. Das finde ich als eines der wichtigsten Dinge, dieses Vertrauensbildende, wie es eben bei so einer Wintersportwoche entstehen kann.
Nach vier Lockdowns besteht die Gefahr, dass die Kinder das Skifahren aufgeben. Absolut. Das ist denn auch ein Verlust an Lebensqualität. Die Ansichten im Ministerium haben sich in dieser Beziehung aber sehr gewandelt. Es gab Phasen im letzten Jahr, in denen wir riesige Einschränkungen hatten. Da hat sich im Vergleich zum Vorjahr einiges geändert. Es ist jetzt viel mehr möglich. Selbst in Risikophase 3. Alle Ballsportarten, die Benützung der Sporthalle. Sie können im Freien sowieso laufen, Ski fahren und eislaufen.
Noch einmal zurück zum Skifahren. Lehrer, die sich drübertrauen, können auch in besagter Stufe 3 mit den Kindern Ski fahren gehen? Im Rahmen des Unterrichts ja. Im geblockten Unterricht. Skitage dürfen nicht sein. Weil das unter Schulveranstaltung fällt.
Skifahren im geblockten Unterricht wird eher im Innergebirg Thema sein? Es gibt regional betrachtet durchaus super Angebote. Im Pinzgau etwa dürfen alle Schulen im Rahmen des Unterrichts gratis Ski fahren. Teilweise gibt es auch in anderen Bezirken ähnliche Angebote. Da stellt auch die Liftgesellschaft die Karten gratis zur Verfügung.
Schulen und Skischulen kooperieren unter der Devise "Skifahren lernen in drei Tagen". Das ist eine absolut gute Sache. Anfänger werden drei Tage von Skilehrern betreut. Dann kommen sie nach drei Tagen zu den anderen zurück. Haben die restliche Woche gemeinsame Erlebnisse, freuen sich, als Skifahrer mit bei den anderen zu sein. Was diese Aktion weiter auszeichnet, ist die unheimlich große Entlastung für die Lehrer. Und: Es ist auch eine finanzielle Unterstützung für die Schulen. Du hast bei der Gruppengröße die Teilungsziffer zwölf. Bei den Anfängern ist aber eine Gruppengröße von sechs Schülern sinnvoll. Dafür muss ein eigener Lehrer abgestellt werden.
Das heißt? … dass wieder eine Kollegin/ein Kollege zu supplieren, also zu vertreten ist. Schulorganisatorisch und finanziell ist die Kooperation mit den Skischulen eine riesige Erleichterung. Sie wird von den Schulen auch sehr gut angenommen. Ich muss schon sagen: Die Vordenker im Netzwerk Winter rund um Franz Schenner, ob Skiausrüster, Seilbahnen, Skischulen, Jugendherbergen etc. - sie sind ein Segen. Allen ist bewusst, wie wichtig es ist, dass die Kinder Ski fahren gehen.
Salzburg ist extrem beliebt
Wenn sie auf Skikurs fahren, dann nach Salzburg. In Bezug auf Salzburgs Schüler waren es vor der Pandemie 28.743 (68,4 Prozent); Burgenland (3657; 77,1 Prozent); NÖ (17.475; 60,1 Prozent); Wien (12.109; 53,9 Prozent).
Seit knapp zwei Jahren empfangen Salzburgs 110 Jugendgästehäuser (14.000 Betten) praktisch keine Gäste mehr.
Vor Corona lag ö-weit die Anzahl der Schüler, die an mehrtägigen Schulveranstaltungen teilnahmen, bei 250.000. Auf Salzburg, als beliebteste Destination, entfielen davon rund 50 Prozent.
Nächtigungszahlen im Winter (September bis April): 2018/19: 1.000.060 Nächtigungen/243.000 Ankünfte; 2019/20: (Coronajahr) 830.000 Nächtigungen/ 190.000 Ankünfte; 2020/21: (Lockdown) Totalausfall.