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Als Ferkel Fische wurden

<SignalwortLokal> Verlockung.</SignalwortLokal> In alten Tagen verwandelte sich zur Fastenzeit dort und da der nicht erlaubte Hirschbraten in einen Hecht, Speck in Weißfisch und manches Spanferkel wurde flugs zum Karpfen.

"Asche, Pfingsten, Kreuz, Luzei, die Woch’ danach Quatember sei!"

Mit diesem Spruch prägte man sich früher die Quatembertage ein, die mit der ersten Fastenwoche, der Woche vor Pfingsten, der ersten Oktoberwoche und der ersten Woche im Advent festgelegt wurden.

Mittwoch, Freitag und Samstag sind Quatembertage, die seit dem 5. Jahrhundert vom Bußcharakter bestimmt werden. Mit dem Aschermittwoch ist es im heimischen Brauchtum ruhig geworden. Mensch und Natur sammeln neue Kräfte für den erwachenden Frühling und heilsames Fasten sollte Geist und Seele läutern. So heißt es "carne vale - Fleisch, lebe wohl".

Viele verzichten in diesen Wochen auch auf alkoholische Getränke und gestalten so ihr persönliches Fastenopfer. Einer alten Klosterregel entsprechend heißt es jedoch - "Flüssiges bricht Fasten nicht!" - und so fließt wieder das Fastenbier in die Bräustübl-Krüge.

Die 40-tägige Vorbereitungszeit vor Ostern wird erstmals im Konzil von Nicäa erwähnt und dauerte vom sechsten Sonntag vor Ostern bis Gründonnerstag, an dem in Rom die feierliche Wiederaufnahme der Büßer stattfand. Zu den typischen Fastenspeisen gehörte zu allen Zeiten der Fisch. Die Klöster hatten meist eigene Fischteiche, wobei der Fisch frisch, getrocknet oder gesalzen zubereitet wurde. Viele überlieferte Rezepte aus der Klosterküche geben wohl Hinweis auf die Erfüllung der Fastengebote, beinhalten aber auch kulinarische Köstlichkeiten.

Karpfen und Forellen, blau oder gebacken, eingelegte Heringe, Krebse und sonstige Schalentiere. Dies belegt ein Speisezettel aus dem Jahr 1730, nach dem der Abt von Mondsee seinen Gästen etwa "Bachfisch, geselchte Fisch, Schnekhen und Siedfisch" zum Prandium, dem heutigen Mittagessen, auftischen ließ.

So wie es auch für Pilger und Wöchnerinnen Ausnahmen gab, z. B. "Butterbriefe", die gegen Entrichtung eines Fastengeldes den Gebrauch von Butter und Schmalz erlaubten, so umging gar mancher Stiftskoch die auferlegten Abstinenzgebote. Aus einem nicht erlaubten Hirschbraten wurde ein Hecht, aus Speck ein Weißfisch und gar manches Spanferkel wurde als Karpfen serviert.

Überliefert und noch immer beliebt sind die Fastenbrezen. Schon der Name "Bracelum" weist auf antikes Backwerk hin.

Die Mönche deuteten die Form als Gestalt des Oberkörpers mit gekreuzten Armen.

Bei den Lungauer Fastenbrezen fehlt dieses Kreuz, da sie aus praktischen Überlegungen kreisrund hergestellt werden. Früher fehlte es an Papiersäckchen und so wurden die Brezen zum Heimtragen einfach auf die Unterarme aufgesteckt.