Er war "aktiv gespielt" praktisch ausgestorben, lebt aber in unzähligen Volks- und Hirtenliedern weiter. Die Rede ist vom Dudelsack, einem "Brummbassinstrument", das noch vor 150 Jahren fester Bestandteil unserer Tanzmusik war. Dudelsack und Drehleier boten oft auch in Verbindung mit den Schwegeln ein komplettes Klangbild. Heute ist uns dieser Klang eher fremd und wir meinen, dass diese mittelalterlichen Instrumente von den Schotten erfunden wurden. Das Wort "Bordun" (auf Deutsch "Brummer") bezeichnet einen konstanten Dauerton als einfachste Form der Melodiebegleitung, der beim Dudelsack von eigens dafür vorgesehenen Bordunpfeifen geliefert wird. Die Drehleier, ein Instrument französischen Ursprungs, war im 13. und 14. Jh. ein angesehenes Instrument in Kirchen und Klöstern und wurde auch von Spielleuten und Bänkelsängern gern verwendet. Diese traten auf Jahrmärkten und Kirchtagen auf, stellten sich auf ein erhöhtes Podest, eine Art Bank (deshalb auch die Bezeichnung "Bänkel"), um besser gesehen zu werden. Ihre Geschichten handelten meist von Wunderereignissen, Naturkatastrophen, Familientragödien und anderen Dingen, die die Menschen aufwühlen, aber auch belehren sollten. Die einfache Bedienung machte die "Drehorgel" auch zum bevorzugten Instrument der Blinden und Bettler. Die Legende vom lieben Augustin erzählt von einem Dudelsackspieler, der 1679 in einer Pestgrube übernachtet hatte und am nächsten Tag wieder heil herauskletterte. Von ihm soll das Lied "O du lieber Augustin, alles ist hin!" stammen. Auch zu Mozarts Zeiten wurde gern auf Dudelsack, Geige und Drehleier musiziert, wobei vor allem böhmische Musikanten in der fürsterzbischöflichen Hofmusikkapelle zu finden waren. Ein Böhmischer Bock war auch Auslöser einer neuen Musikantengeneration in unserer Zeit. Der Kremsmünsterer Rudi Lughofer brachte ihn im Jahr 1968, nach einer Teilnahme bei einer Hochzeit in Böhmen, nach Österreich. Nach einigen erfolglosen Versuchen nahm er Unterricht bei einem alten tschechischen Dudelsackpfeifer und erlernte so das Spiel auf der Bockpfeife, das er nun bei vielen Seminaren weitergibt.
■ Im "Hoagascht" auf Servus TV (Freitag, 17. Jänner, 19.45, Samstag, 15.05) besucht Bertl Göttl die Familie Lacherstorfer in Bad Hall bei einem gemütlichen Probennachmittag mit der Kremsmünsterer Bock- und Leiermusik, dem Landlergeiger Volker Derschmidt mit seiner Heogeige, der Musikgruppe Alma und dem Duo Ramsch und Rosen.